Die meisten Mails, die zum Thema Reisen nach Südamerika bekomme, haben viel mit Angst zu tun. Wie ist es mit der Sicherheit? Kann ich alleine nach Südamerika reisen und welche Gefahren könnten vor Ort auf mich lauern?
Woher kommt diese Angst? In vielerlei Hinsicht ist es verständlich, warum so viele Menschen Angst haben. Den Sprung zu wagen und ihren Reiseträumen zu folgen, egal wie unbegründet diese spezifischen Ängste oft sind. Sie sind für die betreffende Person real und werden oft durch die Medien und den gesellschaftlichen Druck so verstärkt, dass sie irgendwann tief verwurzelt sind. So tief, dass sie dich sogar vielleicht hindern, deinen Rucksack zu packen und diesen wundervollen Kontinent zu entdecken.
Sie lauern hinter jeder Ecke, die Schwarzmaler (oft Freunde oder Familie). Du könntest ausgeraubt, entführt oder noch schlimmer – ermordet werden. Es spielt keine Rolle, dass diese Ängste übertrieben sind oder dass Fakten und Statistiken ein völlig anderes Bild zeichnen. Doch warum sollten Ängste, die von Menschen erzeugt werden, die selbst noch nie Reisen nach Südamerika gemacht und keinerlei Erfahrungswerte haben, dich davon abhalten, deinen Träumen zu folgen? Bullshit, oder?
Lerne, die Angst zu unterscheiden
Ich werde nie jemandem sagen, dass er seinen Instinkt oder seine Angst ignorieren soll. Du musst aber lernen zu unterscheiden, wenn diese Angst unangemessen ist oder wenn dein Bauchgefühl dir tatsächlich sagt, dass etwas nicht ganz richtig ist und gefährlich werden könnte. Die gute Nachricht ist, dass dies mit der Zeit einfacher wird. Die schlechte Nachricht ist, dass du zunächst gegen deinen Instinkt handeln musst. Denn du wirst nur lernen, dies zu tun, indem du da raus in die Welt gehst und den Unterschied für dich selbst siehst und fühlst.
Du bist mit deiner Angst nicht allein!
Sorgen und Ängste sind normal und menschlich. Es ist wirklich wichtig, sich daran zu erinnern, dass du nicht allein bist. Deine Angst kann sehr spezifisch für dich als Individuum sein, aber es gibt viele andere, die sich genauso fühlen. Diese Tatsache allein sollte dir sagen, dass du nicht seltsam bist, wenn du dich so fühlst, und dass du dich nicht allein damit auseinandersetzen musst.
Wenn du dich vor deiner Reise mit Leuten austauschen willst, dann gibt es viele Blogs, Community-Foren und andere Gruppen, in denen du Gleichgesinnte mit den gleichen Zielen und Träumen finden kannst. Viele von ihnen machen das gleiche durch oder reisen eventuell sogar zur gleichen Zeit wie du. Dann könntet ihr einen Teil der Reise gemeinsam machen, was gerade am Anfang unheimlich helfen kann, Ängste und Vorurteile abzubauen. Oder du nimmst an einer coolen Gruppenreise teil (Ich z.B. veranstalte mit Go South spannende Reisen in Lateinamerika).
Natürlich kannst du auch erfahrene Reisende anschreiben (Mir kannst du übrigens gerne jederzeit eine Mail schicken) und so deine Zweifel im Voraus ausräumen.
Stelle dir das Leben vor, das du führen willst
Ich bin ein großer Verfechter der Kraft des positiven Denkens. Ein Endziel im Kopf zu haben, ist ein extrem starker Motivator. (Das gilt übrigens auch für andere Ambitionen und Lebensziele). Wenn du also davon träumst, Zentral- oder Südamerika zu bereisen, aber deine Ängste dich aufhalten, stelle dir einfach das Leben vor, das du führen willst. Stell dir vor, du entspannst dich an einem tropischen Strand in Mexiko mit einem eiskalten Mangosaft in der Hand. Du siehst zum ersten Mal das mystische Machu Picchu, wanderst furchtlos durch den Dschungel Brasiliens oder erkundest die Straßen von Buenos Aires. Sich vorzustellen, all die Dinge zu tun, die man tun will, ist ein wichtiger erster Schritt, um zu erkennen, dass es tatsächlich wahr werden kann.
Der Grund, warum ich persönlich so oft reise, ist sehr einfach. Ich möchte mich selbst pushen, meine Komfortzone verlassen und neue Eindrücke in mein Leben lassen. Denn für mich ist nichts schlimmer als immer der gleiche alltägliche Trott. Ich möchte am Ende meines Lebens nicht zurückschauen und sagen: Ich wünschte, ich hätte es getan. Und das solltest du auch können!
Planung hilft ungemein gegen Ängste & Sorgen!
Ein guter Tipp, bevor du reist, ist es, die Reise zu planen. Vergewissere dich, dass alle deine grundlegenden Überlegungen vor der Reise abgedeckt werden. Stelle sicher, dass deine Versicherungen und Impfungen auf dem neuesten Stand sind. Plane deine Reiseroute und recherchiere die Orte, die du besuchen willst. Lese Blogposts und Reiseführer und informiere dich frühzeitig über deine geplante Reise. Das angesammelte Wissen kann enorm helfen, einen Großteil deiner Unsicherheit über Bord zu werfen.
Ich empfehle selten, etwas im Voraus zu buchen, aber es gibt ein paar gelegentliche Ausnahmen von dieser Regel. Sie bietet sich an, wenn du das erste Mal ein fremdes Land bereist. Buche ein Hotelzimmer für die ersten Nächte und nimm dir ein Taxi zum Hotel, wenn du am Flughafen ankommst. So beginnt der erste Teil deiner Reise schon mal entspannt und sicher. Ein positiver Start und wichtig für dein Mindset.
Ich habe bereits einige Male über die Gefahren des Reisens in Lateinamerika geschrieben, und in diesem Beitrag möchte ich gerne nochmal wiederholen: Es ist wie überall auf der Welt.
Ein Ort kann nur dann gefährlich sein, wenn man sich mehr oder weniger freiwillig in eine gefährliche Situation versetzt. Egal ob du dich in Frankfurt, Kapstadt oder Lima aufhältst. Ich reise seit 9 Jahren durch den Kontinent und mir ist nicht nur nie was schlimmes passiert, sondern ich hatte auch nie das Gefühl, jemals wirklich in Gefahr zu sein. Ich habe Landesgrenzen überschritten und bin auch oft nachts gereist, um in den frühen Morgenstunden am Ziel meiner Wahl anzukommen. Ich bin alleine durch das oft als gefährlich betitelte Guatemala gereist, mit dem Bus durch den Süden Brasiliens gefahren und habe Couchsurfing in Mexiko gemacht.
Südamerika und die Missverständnisse
Die Wahrheit ist, dass es viele Missverständnisse über Südamerika gibt. Natürlich gibt es Armut und Leid, Drogen und Guerillas. Doch schätze mal, wie groß die Gefahr ist, dass du in einen dieser Konflikte gerätst? Ich sage es dir: Sie geht gegen null. Kein Reisender wird sich die tristen (und gefährlichen) Vororte von Millionenstädten wie Sao Paulo, Lima oder Bogota ansehen. Kein (vernünftiger) Reisender wird in ein Konfliktgebiet reisen. Es braucht in der Tat nicht viel, um zu erkennen, dass diese Ereignisse in abgelegenen Gebieten oder zwischen verfeindeten Gangs in den Slums oder Favelas stattfinden, um zu verstehen, dass wir kaum jemals in Konfliktsituationen verwickelt werden können.
Das Hauptproblem, das Lateinamerika plagt, ist in Wirklichkeit mit dem Drogenhandel verbunden, insbesondere mit dem des Kokains, dessen Erzeugerländer par excellence Bolivien und Peru sind…oh ja, nicht Kolumbien, wie du jetzt vielleicht denken magst. Diese fälschliche Annahme ist vielen Dokumentationen oder TV-Shows wie Narcos geschuldet. In unserem Kopf manifestiert sich ein Bild, das von äußeren Einflüssen erzeugt wird. Ein Bild, das mit der Realität vor Ort oft nur wenig gemein hat.
Mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen, die vom gesunden Menschenverstand diktiert werden, kannst du auch lateinamerikanische Länder ohne Angst und Paranoia bereisen. Ich sage dir: Es lohnt sich. Das einzige Risiko besteht darin, nicht mehr nach Hause zu wollen!