Die nächste Reise nach Lateinamerika liegt noch in weiter Ferne? Dann sind Filme und Dokumentationen eine tolle Möglichkeit, um für eine kurze Zeit in eine andere Welt abzutauchen oder dich auf eine bevorstehende Reise einzustimmen. Hier kommt meine persönliche Liste von acht spannenden, sehenswerten Filmen und Dokumentationen aus und über Lateinamerika.
Die Reise des jungen Ché
Walter Salles verträumt ehrfürchtige Biografie über Ernesto “Che” Guevara zeigt eine epische Tournee durch Lateinamerika, die er als kurzhaariger 23-jähriger Medizinstudent mit seinem Freund Alberto Granado auf einem stotterndem Norton 500-Motorrad unternahm. Es basiert zum Teil auf Che’s eigenen Memoiren – ursprünglich und ganz einfach Reisenotizen genannt, später in “Los diarios de motocicleta” umbenannt – Die Motorrad Tagebücher.
Ihre ehrgeizige Route führte sie von Guevaras elegantem, großbürgerlichen Familienhaus in Argentinien über die Anden nach Chile, dann in den peruanischen Amazonas und nach Machu Picchu, um rechtzeitig zu Albertos 30. Geburtstag in Venezuela anzukommen. Und all das im Jahr 1952: keine Rucksacktouristen, nichts als die offene Straße mit wunderschönen Landschaften, die von Eric Gautier exzellent eingefangen wurden.
Guevara wird von dem hervorragend aussehenden und charismatischen Gael García Bernal gespielt – er überzeugt als energischer, idealistischer, aber außerordentlich ernsthafter und konzentrierter junger Mann.
Mein Fazit: Toller Film mit schönen Landschaftsaufnahmen, aber ziemlich unpolitisch angesichts des berühmten Protagonisten.
City of God
In den gesetzlosen Slums des Rio de Janeiro der 1960er Jahre herrschen Gewalt und Drogen. Der Film wird mit den Augen von Rocket (Alexandre Rodrigues) erzählt, der seine Kamera als ehrlichen Spiegel einer unehrlichen Welt benutzt. Während ein brutaler Krieg um Drogen und Macht die Nachbarschaft verdunkelt, riskiert Rocket sein Leben, um die Korruption und Gewalt in der Stadt aufzudecken, und zeichnet den Sturz eines berüchtigten Verbrecherbosses auf. Der energische Film von Fernando Meireilles basiert auf einer wahren Geschichte und ist ein wahres Meisterwerk. Er wurde weltweit von der Kritik gefeiert, für vier Oscars nominiert und gewann 19 angesehene internationale Filmpreise.
Mein Fazit: Gnadenlos zeigt der Film die Realität und Spirale der Gewalt in den Favelas von Rio de Janeiro. Der Film wurde in Brasilien gedreht und die Darsteller waren tatsächlich auch Kids aus den Favelas. Dieser Streifen geht unter die Haut – unbedingt sehenswert.
Machuca
Ein Schulpfarrer an einer angesehenen Hochschule in Santiago, inspiriert von den linken Ansichten des damaligen chilenischen Präsidenten Salvador Allende, richtet ein Stipendienprogramm für fünf Kinder aus den Armenvierteln ein. Eines davon ist der Indígene Pedro (Ariel Mataluna), der in einer Zeit tiefer sozialer Spaltung eine unwahrscheinliche Freundschaft mit dem weißen, reichen Kind Gonzalo (Matías Quer) schmiedet. Ihre Freundschaft wird durch die gewalttätigen politischen Umwälzungen in Chile und den blutigen Militärputsch von General Augusto Pinochet im Jahr 1973 in Frage gestellt. Der Regisseur Andrés Wood veranschaulicht eindrucksvoll die Auswirkungen der verlorenen Demokratie auf die unschuldigsten Mitglieder der Gesellschaft. Machuca, der 2004 auf dem Vancouver Film Festival als “Beliebtester internationaler Film” ausgezeichnet wurde, zeigt die Einfachheit der kindlichen Unschuld und die schmerzliche Komplexität ihrer Ohnmacht.
Mein Fazit: Sehenswertes Drama aus Chile. Ein Muss für diejenigen, die sich für die chilenische Geschichte und Gesellschaft interessieren.
The War on Democracy
The War On Democracy” von John Pilgers untersucht die aktuellen und vergangenen Beziehungen Washingtons zu lateinamerikanischen Ländern wie Venezuela, Bolivien und Chile.
Anhand von Archivmaterial, das von Michael Moores Archivar Carl Deal stammt, zeigt der Film, wie die serielle, offene und verdeckte US-Intervention seit den 1950er Jahren eine Reihe rechtmäßiger Regierungen in der lateinamerikanischen Region gestürzt hat. Die demokratisch gewählte chilenische Regierung von Salvador Allende beispielsweise wurde 1973 durch einen von den USA unterstützten Putsch gestürzt und durch die Militärdiktatur von General Pinochet ersetzt.
John Pilger interviewt mehrere ehemalige CIA-Agenten, die an geheimen Kampagnen gegen demokratische Länder in der Region teilgenommen haben. Er untersucht die School of the Americas im US-Bundesstaat Georgien, wo Pinochets Truppen und viele andere Militärs und Killerkommandos aus Lateinamerika ausgebildet wurden. Der Film deckt die wahre Geschichte hinter dem versuchten Sturz des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez im Jahr 2002 auf und zeigt, wie die Menschen in den Barrios von Caracas aufstanden, um seine Rückkehr an die Macht zu erzwingen.
Mein Fazit: John Pilgers zeigt eindrucksvoll an einer langen Reihe südamerikanischer Staaten, wie die USA seit über 50 Jahren intrigieren, putschen und immer wieder demokratisch gewählte Regierungen durch US-hörige Diktatoren ersetzt haben.
Jäger des Augenblicks – Ein Abenteuer am Mount Roraima
Kurt Albert, Holger Heuber und der Sportkletterer Stefan Glowacz stehen vor einer schwierigen Herausforderung: der Besteigung des Roraima im Dreiländer-Eck von Guyana, Venezuela und Brasilien.
Ein kolossales Felsplateau mit steilen Felswänden, umgeben von dichtem, undurchdringlichem Nebel, mitten im wilden Dschungel gelegen, mit sintflutartigen Regenfällen und Temperaturen von bis zu 40 Grad, die es fast unmöglich machen, ihn zu erreichen geschweige denn zu besteigen. Doch die drei Freunde machen sich daran, das Unmögliche zu schaffen.
Roraima – Jäger des Augenblicks führt an einen unvorstellbaren Ort, an dem der Mensch noch nie einen Fuß gesetzt hat, und zeigt nicht nur atemberaubende Naturlandschaften, sondern auch den Wert von Freundschaft, Leidenschaft und Solidarität.
Fazit: Einer meiner Lieblingsfilme der letzten Jahren, den ich mir immer wieder ansehen kann. Auch Nicht- Kletterer kommen bei den traumhaften Landschaften und Aufnahmen auf ihre Kosten.
Narcos
Die Netflix-Serie über den Drogenhandel in Lateinamerika läuft bereits seit einiger Zeit und ist mittlerweile in Mexiko angekommen. Ich persönlich finde die ersten zwei Staffeln jedoch am besten. Diese handeln von der Geschichte des Drogenbosses Pablo Escobar. Der kolumbianische Bandido, der das Medellín-Kartell in den 1980er Jahren leitete, war der wohl reichste Kriminelle der Geschichte, mit einem Nettovermögen von über 30 Milliarden Dollar.
Verantwortlich für Tausende von Morden hat Escobar die Hälfte der Richter des Obersten Gerichtshofs seiner Nation, einen Präsidentschaftskandidaten und Hunderte von Polizisten ausgelöscht. Auf dem Höhepunkt seiner Macht konnte er von der Regierung verlangen, Gesetze zu ändern oder hochrangige Kabinettsminister, die ihm nicht gefielen, abzusetzen.
Bevor er 1993 von kolumbianischen Truppen mit Hilfe der DEA getötet wurde, zwang er eine Nation von 33 Millionen Menschen fast in die Knie. Intensiv, aufschlussreich, brillant, beunruhigend und süchtig machend – Narcos ist ein konzeptreiches Drama vom Feinsten.
Mein Fazit: Ich war süchtig nach Narcos, weil es mehr ist als nur eine Serie über einen Drogenboss. Es ist ein einzigartiges Werk, das auch den politischen und wirtschaftlichen Einfluss von Escobar in Lateinamerika darstellt.
Hija de la Laguna
Auf dem Höhepunkt des peruanischen Goldrausches setzt Nelida, eine Frau aus den Anden, die mit Wassergeistern kommuniziert, ihre Kräfte ein, um zu verhindern, dass ein Bergbauunternehmen die Lagunen und Seen in ihrer Gegend zerstört. Ein Goldvorkommen im Wert von Milliarden von Dollar liegt direkt unter Nelidas Seen und führt die Bauern und den größten Goldproduzenten Lateinamerikas in einen Konflikt.
Nelidas mächtige Geschichte ist mit anderen Geschichten aus dem Goldabbau gepaart, von der niederländischen Schmuckdesignerin Bibi van der Velden, die erfährt, was für negative Auswirkungen die Verwendung von Gold auf die Andengemeinden hat, bis hin zu Geschichten von Gemeinden in Bolivien, die ein ähnliches Schicksal erleiden.
Mein Fazit: Dieser beeindruckende Dokumentarfilm zeigt eindrucksvoll, wie die indigene Bevölkerung in Südamerika unterdrückt wird, wenn es um Bodenschätze aller Art, in diesem Fall Gold, geht.
No!
1988 ist der chilenische Diktator Augusto Pinochet auf internationalen Druck hin gezwungen, eine Volksabstimmung über seine Präsidentschaft auszurufen. Das Land wird mit JA oder NEIN stimmen, ob Pinochet seine Herrschaft um weitere acht Jahre fortführen darf. Die Oppositionsführer für das NEIN überreden einen forschen jungen Werbefachmann, Rene Saavedra (Gael Garcia Bernal), ihre Kampagne anzuführen. Entgegen aller Widerstände, mit knappen Mitteln und unter der Kontrolle der Lakaien des Despoten entwickeln Saavedra und sein Team einen kühnen Plan, um die Wahl zu gewinnen und Chile zu befreien.
Mein Fazit: No! ist ein genialer Film über eine ebenso geniale Kampagne und ein wichtiger Teil der chilenischen Geschichte. Besonders im Gedächtnis bleiben die rührenden Szenen des Erfolgs der No! Kampagne.