Einer der schönsten Nationalparks in Chile befindet sich am Küstenabschnitt zwischen Antofagasta und Chañaral. Der Pan de Azucar vereint Wüstenfeeling, spektakuläre Steilküsten und einsame Strände. Der chilenische „Zuckerhut“ sollte bei einer Reise durch das Land nicht vergessen werden.
Die meisten Besucher Nordchiles fahren direkt in die kleine Stadt San Pedro de Atacama im Landesinneren und schauen nur wenig nach rechts und links. Dabei befindet sich die beste Kombination der beiden lohnendsten Landschaften der Region – Wüste und Küste – nur einige hundert Kilometer südwestlich.
Wir kommen aus Antofagasta. Eigentlich wollten wir in tief in die Atacama-Wüste, doch der schlimmste Regen seit 50 Jahren machte uns einen gehörigen Strich durch die Reiseplanung. Also musste Plan B her und wir verbrachten einige Tage in Antofagasta zwischen häßlichen Betonbunkern, monströsen Wasserrutschen und Sonnenschirm Overkill. Es war also mehr als Zeit für eine ordentliche Dosis Natur. Mit einem Mietwagen ging es Richtung Süden an die Küste zum Pan de Azucar Nationalpark.
Gerade mal fünf Minuten haben wir die Ruta 5, die Panamericana, die Alaska mit Feuerland verbindet und sich durch den gesamten südamerikanischen Kontinent zieht, hinter uns gelassen und schon folgt der erste Stopp, passenderweise an einem „Achtung Lama“ Schild. Mehr als „Wahnsinn“, „unglaublich“ und „wie schön ist das bitte“ kommt uns erstmal nicht über die Lippen.
Pan de Azucar – Ein Fest für die Sinne
Der Pan de Azucar Nationalpark ist wirklich ein Fest für die Sinne. Schon innerhalb der ersten fünf Kilometer legen wir diverse Fotostopps ein. Trotz ihrer Kargheit leuchten die umliegenden Berge in allen erdenklichen gedeckten Farben. Diverse Rot- und Brauntöne, selbst gelb und lila lässt sich erkennen und würde jeden surrealen Maler vor Neid erblassen lassen. Der rissige Boden zeugt von der Wasserknappheit, die hier herrscht. Den Kakteen macht die Trockenheit nichts aus. Bis zu drei Meter hoch können die größten Exemplare von ihnen werden.
Mit dem Pickup in den Pan de Azucar Nationalpark
Wir haben uns für vier Tage einen Pickup mit Allrad-Antrieb gemietet, perfekt für die sandigen und steinigen Straßen am Rande der Atacama-Wüste. Für solch einen Wagen musst du mit 150 Euro am Tag mit allen Versicherungen rechnen. Die sind dringend notwendig, denn auf einigen Strecken wirst du ziemlich durchgeschüttelt und der nächste Steinschlag lässt nicht lange auf sich warten. Der Nationalpark Pan de Azúcar (span. Parque Nacional Pan de Azúcar, dt.: „Zuckerhut“) liegt 30 km nördlich von Chañaral und 180 Km östlich von Copiapo. Er umfasst eine Fläche von 43.769 Hektar.
Über 20 verschiedene Kakteenarten in unterschiedlichen Formen und Größen kommen in der Gegend vor. Außerdem gibt es Guanakos, die wild lebende Form der Lamas, im Park. Daneben tummeln sich Wüstenfüchse, Eidechsen und natürlich viele verschiedene Vogelarten und sogar Humboldt Pinguine auf der Isla de Pan de Azucár. Die Abwesenheit von Niederschlägen wird durch den „Camanchaca“, den typischen Küstennebel, der am Morgen erscheint und sich mittags wieder auflöst, ausgeglichen.
Was du im Pan de Azucár Nationalpark erleben kannst
Der Park besitzt 5 Wanderwege: Mirador, Las Lomitas, Aguada Los Sapos, Quebrada del Castillo und Pan de Azucar. Der Sendero Mirador ist besonders spektakulär. Man hat einen herrlichen Panoramablick über die Steilküste und die mit Kakteen übersäten Berge. Der Weg ist einfach zu meistern und ca. 3 Kilometer lang.
Mein Highlight war jedoch der Las Lomitas Trail, der durch eine schneeweiße, hügelige Mondlandschaft führt. Ein Ort wie aus einem Science-Fiction Film. Hier ist der perfekte Spot, um Guanakos in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Die Tiere sind allerdings sehr scheu, so dass man leise und vorsichtig agieren sollte. Packe am besten ein Teleobjektiv ein, wenn du Fotos der Tiere machen möchtest. Wichtig: Schatten ist hier rar, so dass du auf jeden Fall einen Sonnenschutz einpacken solltest.
Wenn du gerne Humboldt-Pinguine, Seelöwen und Delphine sehen möchtest, kannst du mit kleinen Fischerbooten von Caleta Pan de Azucar rund um die Isla Pan de Azucar fahren. Betreten darf man das Schutzgebiet nicht. Leckeren Fisch kannst du in den vielen kleinen Restaurants in Caleta essen. Frischer geht es nicht.
Ansonsten eignet sich der Park für ausgiebige Wanderungen, Mountainbike fahren, Schwimmen, einfach entspannen und die wunderschöne Umgebung genießen.
Strände im Pan de Azucar Nationalpark
Die weitläufigen Sandstrände im Park zählen zu den schönsten in ganz Chile. Es gibt vier öffentlich zugängliche Strände:
- Playa Blanca, ein großer weißer Sandstrand nahe dem Südeingang ohne Service und ohne Camping.
- Playa Soldado, mit guter Aussicht auf die Insel Pan de Azucar und Campingplätzen.
- Playa Piqueros, etwas kleiner, aber auch traumhaft schön, zwei Campingplätze (Camping Los Yecos liegt hier, siehe unten), Hängematten und CONAF-Büros.
- Es gibt einen vierten großen Strand ohne Namen, der beim Fischerdorf Caleta beginnt.
Camping im Pan de Azucar Nationalpark
Camping ist ein Muss im Park. Erwache mit dem beeindruckenden Sonnenaufgang am Meer, schließe dich den Pelikanen und Komoranen für ein kurzes Bad im Meer an und entspanne an den schneeweißen Sandstränden. Ich kann dir den kleinen Campingplatz „Camping Los Yecos“ empfehlen. Du bekommst eine kleine, windgeschützte Parzelle mit Feuerstelle und Überdachung. Pro Person zahlst du 7500CLP (ca. 10€) Dein Zelt musst du selbst mitbringen. Zelte bekommst du in Chile schon relativ günstig, falls du dich spontan zum Campen entscheidest.
Du hast eine tolle Sicht auf die Isla Pan de Azucár und den Piqueros-Strand mit türkisfarbenem Wasser direkt vor der Nase. In den Hängematten lässt sich die ein oder andere Siesta einlegen. Abends kocht Besitzer José gerne fangfrischen Fisch und Ostiones a la Parmesana – Muscheln mit Parmesan überbacken. Ein echter Leckerbissen!
Camping Los Yecos buchen*Tipps zum Camping im Pan de Azucar Nationalpark
- Obwohl Caleta einen kleinen Laden hat, sind die Preise exorbitant hoch und die Auswahl dürftig. Besorge dir vor deiner Ankunft Lebensmittel und Vorräte. In Chañaral findest du einen größeren Supermarkt.
- Packe eine Taschenlampe, Streichhölzer, ein Messer, Plastiktüten für Müll, Sonnenschutz und Sonnenbrille ein. Diese sind ein Muss für Camping im Pan de Azucar Nationalpark.
- Trotz des mäßigenden Einflusses des Ozeans ist dies immer noch die Wüste – es wird nachts kalt, also packe entsprechende Kleidung ein.
- Leider wurden wir im Park immer wieder mit Plastikmüll konfrontiert. Solltest du hier campen, achte bitte auf die Natur und nehme deinen Müll wieder mit.
Anfahrt in den Pan de Azucar Nationalpark
Pan de Azúcar liegt 30 km nördlich von Chañaral. Durch den Park führt eine gut erhaltene Straße. Von Caldera/Bahía Inglesa oder Copiapó aus kannst du auch Touren in den Park buchen. Taxis von Chañaral berechnen ca. 20.000 CLP (ca. 27€).
Wenn du mit dem Auto von Norden kommst, gibt es zwei kleine Parkeingänge an der Panamericana: einen bei Km1014 (Verbindung zur Route C-112) und einen anderen bei Km968 (Verbindung zur Route C-110).
Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel in den Park. Wenn du keinen eigenen Transport zur Verfügung hast, kannst du einen Bus nach Chañaral nehmen und von dort per Anhalter in den Park fahren.
8 Kommentare
Hallo Daniel,
das klingt wirklich super! Vielen Dank für die tollen Anregungen auf Deiner Website.
Der Pan de Azucar Nationalpark reizt uns besonders. Wir überlegen nun, ob wir die Küste hinauf (von Valpariso bis San Pedro de Atacama) selbst mit einem Mietwagen fahren sollten, um flexibel zu sein. Leider haben wir bisher online keinen Anbieter mit einem Angebot dazu gefunden.
Vielleicht gibt es ja noch chilenische Autovermieter, die wir gar nicht auf dem Schirm haben? Hast Du einen Tipp für uns, wie wir das realisieren könnten?
Danke für Deine Hilfe und schöne Grüße, Silke
Hallo Silke, schreibt mich gerne an, ich kann euch einen Mietwagen vermitteln! Liebe Grüße Daniel
Chile ist ein absolutes Traumland für mich! Der Nationalpark ist wirklich wunderschön und diese unendlichen Weiten sind genau das was ich persönlich am Schönsten finde (ich brauche ja keine Traumstrände mit Palmen).
Toller Bericht, werde ihn mir gleich mal bei pinterest abspeichern.
Lg Miriam
Hallo Miriam, vielen Dank für deinen Kommentar! Der Nationalpark ist wirklich ein Traum. Lg Daniel
Das war super schön dort! 🙂 Da müssen wir mit dem Backpack Circle auch nochmal unbedingt hin 😉
Chile hat so viele Facetten. Der Pan de Azucar Nationalpark war mir bisher nicht so bekannt. Der kommt sofort auf meine Liste, klingt super.
Danke für den Tipp!
Oh wow!
Der Nationalpark ist ein Traum, ebenso das Land! So gut, dass du den Plastikmüll so betonst! Aber nicht nur im Urlaub benehmen sich Leute wie Schweine (leider).
Wirklich tolle Bilder – vor allem der hängende Fisch! Mjam!
LG,Alexandra
Wow! Bei der Landschaft wäre ich auch oft angehalten, das sieht super cool aus.
Und die ganzen Kakteen lassen mein Herz höher schlagen, ich liebe Kakteen! Das ist also mein persönliches Paradies 🙂
Außerdem finde ich es toll, dass ihr noch einmal auf das Müllproblem hinweist. Menschen können echt unmöglich sein :<
<3
Michelle