Chile – der lange Lulatsch von einem Land bietet auf seinen gut 4300 km Länge einiges an landschaftlicher Schönheit und Vielfalt. Eine besonders idyllische Gegend ist der kleine Süden, der auch als die chilenische Schweiz bezeichnet wird.
Dieses Gebiet erstreckt sich von Temuco bis nach Puerto Montt und empfängt seine Besucher mit schneebedeckten Kegelvulkanen, tiefblauen Gewässern und dem südlichsten Urwald der Welt mit seinen mächtigen Araukarienbäumen. Ein wahres Paradies für Naturfreunde und Outdooraktivitäten.
Diese 7 Orte solltest du im kleinen Süden von Chile unbedingt besuchen:
1. Pucón
Pucón hat sich in den letzten Jahren zum Magnet für Outdoor-Begeisterte und Trekkingfreunde gemausert. Egal ob Rafting, Gleitschirmfliegen, Pferdetrekking, Kajaking oder Vulkanbesteigungen – hier findet sich für jeden das passende Abenteuer.
Auf der Hauptstasse von Pucón wechseln sich Tourenanbieter und Restaurants ab und buhlen um die zahlreiche Kundschaft. Der Strand von Pucón mit seinem schwarzen Vulkansand bietet eine imposante Sicht auf den Villarica Vulkan, dem Inbegriff eines Kegelvulkans mit seiner nahezu perfekten Form. Dieser Vulkan ist auch für Anfänger leicht zu besteigen. (Touren ab 50.000 Clp)
Hier am Lago Villarica tummeln sich im Sommer Tausende von Stadtmenschen und verwandeln den kleinen Ort in eine nimmermüde Partymeile.
Was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, ist ein Besuch der Termas Geometricas, eine der schönsten Thermen hier im Süden. Die aus rot angestrichener chilenischer Buche gefertigte Anlage ist perfekt in die umliegende Natur integriert und bietet Erholung nach den anstrengenden Wanderungen. Die 17 Becken mit einer Temperatur von 8 – 42 Grad liegen auf ca. 2 km entlang eines engen Tals und sind durch Stege verbunden. (Tour von Pucón aus, ca. 35.000 Clp)
2. Caburgua
Wesentlich ruhiger und beschaulicher als in Pucón geht es 25 km entfernt am Lago Caburgua zu, der mit seinem weißen Sandstrand und glasklarem Wasser mehr als eine Alternative zum oft überlaufenen Lago Villarica ist. Kein Wunder, das der chilenische Präsident hier eine Sommerresidenz hat. Definitiv einer der schönsten Orte im kleinen Süden Chiles.
Auf dem Weg von Pucon nach Caburgua findest du die Ojos del Caburgua, kleine mit Wassern des Rio Caburgua gefüllte Becken, die mit Wasserfällen verbunden sind. Ganz hübsch anzusehen, aber ziemlich überlaufen. Wenn Ihr eine Tour im Nationalpark macht, könnt ihr die Ojos getrost streichen.
3. Parque Nacional del Huerquehue
Dieser Nationalpark gehört zu den schönsten in ganz Chile und beeindruckt durch seine immergrünen Araukarienbäume, zahlreichen Lagunen und einzigartige Flora und Fauna.
Eine Besonderheit des Parks sind seine geschützten Araukarien Bestände, von denen die Region auch Ihren Namen besitzt. Diese Urbäume (ähnlich der Mammutbäume in Nordamerika) kommen in dieser Form nur in Chile und Argentinien entlang des 39. Breitengrads vor. Diese Riesen können über 80 Meter hoch werden und Ihre Kronen sehen aus wie falsch herum gewachsene Tannenbäume.
Zum Park kommst du mit dem Bus aus Pucón mit dem Endziel Paillaco (2000 CLP). Das Terminal von Buses Caburgua findest du in der Calle Uruguay gegenüber des großen Jac Bus Terminals. Der Eintritt in den Nationalpark kostet 4000 CLP.
Verteilt auf die 125 Quadratkilometer gibt es im Nationalpark Huerquehue fünf verschiedene Trekkingrouten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad:
- Los Lagos (Länge 12 Km, medium): Vorbei an riesigen Farnen, Pilzen und Moos geht es rund um die Seen Verde, Chico, Toro und Huerquehue.
- Quinchol (Länge 5 Km, schwierig): Dieser Aussichtspunkt bietet den perfekten Rundumblick über den kompletten Park und ist auch Teil des langen San Sebastián Trails
- Los Huerquenes (Länge 27 Km, Medium): Die volle Ladung Huerquehue! Für diese Strecke musst du 2 Tage einplanen, sie enthält auch den Großteil des Los Lagos Trails.
- San Sebastián (Länge 13 Km,schwierig): Trekkingstrecke für sportlich trainierte mit tollem Panoramablick über den Lago Tinquilco, die Vulkane Villarrica, Quetrupillán, Quinquilín & Lanin Bei gutem Wetter ist sogar der Llaima Vulkan im Parque Nacional Conguillío zu sehen. Mit etwas Glück kannst du hier den König der Anden, den Kondor, beobachten
- Ñirrico (Länge 0,9km, leicht): An diesem Waldlehrpfad mit seinen 7 Stationen werden die Besonderheiten des Waldes im Park erklärt und es gibt am Ende einen schönen Rastplatz direkt am Lago Tinquilco.
4. Lago Ranco und Isla Huapi
Hier am Lago Ranco dringt man tief ein in das Gebiet der Mapuche Indianer, der Ureinwohner des südlichen Chiles. Ein besonderer Ort mitten im See ist die mysteriöse Isla Huapi, wo die Nachfahren der Huiliche Indianer, Verwandte der Mapuche, nach alten Traditionen und Bräuchen in Abgeschiedenheit vor der Außenwelt bis heute leben.
Von Futrono aus kann man ein Boot auf die Insel nehmen, auf der ca. 600 Menschen wohnen. Die Bewohner der Insel leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Schafzucht. Autos gibt es hier nur wenige – die meisten nutzen ein “Ochsentaxi”, einen klapprigen Wagen mit 2 prächtigen Ochsen davor. Am Ufer der Insel befindet sich ein kleines Besucherzentrum, wo man regionales Essen und Inseltypisches Kunsthandwerk (Textilien aus Schafswolle und Holzschnitzereien) kaufen kann.
Es gibt mehrere Wanderwege auf Huapi, einer davon führt über den Stein der Hexen (Piedra Bruja) zu den Höhlen, den Cuevas de Weichafe, in denen sich die Ureinwohner der Sage nach vor den spanischen Eroberern versteckt haben und die bis heute vom Geist der Mapuche beschützt werden.
5. Lago Llanquihue
Der Llanquihue ist der zweitgrößte See in ganz Chile und eines der beliebtesten Urlaubsziele der Chilenen. Rund um den See wird man immer wieder auf Zeugnisse der deutschen Besiedelung des Sees treffen. Um 1850 kamen mehrere tausende deutsche Auswanderer in den spärlich besiedelten Süden Chiles und gründeten Städte wie Puerto Montt, Puerto Varas und Frutillar.
Frutillar wird die Stadt der Deutschen genannt. Das Bilderbuchstädtchen am Lago Llanquihue wurde 1856 von deutschen Auswanderern gegründet. Und das ist nicht zu übersehen. Gepflegte Vorgärten, Giebeldächer und deutsche Straßen – und Nachnamen. Und natürlich Kuchen. Das deutsche Wort Kuchen kennt in Chile jedes Kind. Sogar die Chilenen aus dem Norden. Süßes Backwerk vom Apfelstrudel bis zur Schwarzwälder Kirschtorte bekommt man hier an jeder Ecke.
Von den Städten am See mit Ihrer guten Infrastruktur kann man herrliche Ausflüge rund um den Llanquihue-See und zum nahegelegenen Vulkan Osorno machen. In dieser Gegend wachsen auch die südlichsten Palmen der Welt, die Chile-Palmen, die sich trotz der kalten Winter hier wohlfühlen.
Ein Museum (Museo Colonial Alemán) in Frutillar zeigt die deutsche Besiedlung des Gebiets ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Jedes Jahr (Ende Januar bis Anfang Februar) finden die Musikwochen statt (Semanas Musicales de Frutillar). Das ist aber eher was für die hartgesottenen Klassik & Volksmusik Freunde unter uns.
6. Vulkan Osorno
Sein schneebedeckter Gipfel ist das Symbol einer ganzen Region – der Vulkan Osorno. Mit seinen 2.652 Metern Höhe gehört er zu den beliebtesten Zielen im Süden von Chile. Ohne einen Vulkan zu besteigen (körperliche Fitness vorausgesetzt) sollte man nicht aus dieser Region abreisen. Der Aufstieg zu einem der schönsten Vulkane der Welt, der in Anlehnung an den bekannten japanischen Vulkan auch kleiner Fuji genannt wird (die beiden könnten Zwillinge sein), ist ein absolut magischer Moment. Ihr findet in Puerto Varas und Frutillar viele Touren auf den Osorno. (Preis ca. 150.000 CLP)
Am Fuß des Vulkanes gibt es beeindruckende Wasserfälle und Stromschnellen, die Saltos de Petrohué. Östlich vom Vulkan liegt der smaragdgrüne See Lago Todos los Santos mit seiner Insel Isla Margarita.
7. Alerce Andino Nationalpark
Für mich eines der absoluten Highlights in Chiles Süden. Am südlichen Ufer des Chapo Sees liegt der Nationalpark Alerce Andino, der von dichten Alerce Wäldern (Patagonische Zypresse) und anderen für die Gegend typischen Baumarten wie Coigüe (Scheinbuche) und Mañío (Steineiben) bedeckt ist. Abgesehen von diesen grünen Riesen beeindruckt die Natur hier durch ihre Bergmassive, tiefen Täler und mehr als 50 Lagunen. Spektakulär ist die Aussicht auf den Lago Chapo sowie auf die Täler der Flüsse Chaicas und Lenca. Der Alerce Andino beherbegt übrigens den südlichsten Regenwald nach dem Rakiura in Neuseeland.
Hier kannst du einer Vielfalt an Tieren begegnen, wie etwa dem scheuen Pudú (einer der kleinsten Hirscharten der Welt), Eidechsen, Pumas, Graufüchse, Vizcachas und dem sympathischen „Monito del monte”, einer kleinen im Süden Chiles und Argentiniens vorkommenden Art von Beuteltieren. Den Park erreicht man von Puerto Montt aus. Es gibt lokale Busse, die täglich hin und zurück fahren.
Du siehst, Chiles kleiner Süden ist auf jeden Fall eine Reise wert. Warst du bereits im Seengebiet und hast noch mehr Tipps? Dann freue mich auf deine Kommentare!
0 Kommentare
Ach ja, der Lago Llanquihue. Für mich der Inbegriff von Südchile 😉
Sehr schöne Bilder vom Osorno, v.a. das Teaserbild!
Ja, der Süden ist toll 🙂 und der Osorno besonders. Danke für deinen Kommentar, Flo!