Immer wieder fragen mich Menschen, wie es denn so sei auf der anderen Seite des Atlantiks. Sicher ist das doch sehr gefährlich, mit viel Armut und Kriminalität lautet oft der Tenor der Gesprächspartner.“Leben die da in Holzhütten?”, “Gibt es dort Strom und Internet” sind auch schon Aussagen, mit denen ich konfrontiert wurde. Ein Grund mehr, eine Lanze für diesen tollen und aufregenden Kontinent zu brechen und diese Zweifel und Ängste zu widerlegen.
Der Short Guide Südamerika zeigt dir, mit welchen Themen du dich im Vorfeld deiner Reise auseinandersetzen solltest:
1. Reise angstfrei, aber mit Vorsicht
Angst lähmt. Das kennen wir seit Kindheitsbeinen, wenn man euphorisch auf einen Baum klettert, die Angst, wieder herunterzukommen Einen erfasst und man weinend stocksteif auf einem Ast sitzend von den Eltern herunter manövriert wird.
Beim Reisen ist Angst der schlechteste Reisepartner, denn sie hindert uns davor, tolle Orte und Erlebnisse nicht (im schlimmsten Fall gar nicht) genießen zu können. Und um mehr zu erleben als ein von der Außenwelt abgeschottetes 4 Sterne Ressort in Mexiko muss man diese Ängste überwinden.
Es hilft, sich im Vorfeld ein genaues Bild über das Reiseziel zu machen und so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Das Internet bietet heutzutage ja jegliche Möglichkeiten dazu. Orte, die man im Kopf bereits erkundet hat, bereiten weniger Schmerzen in ebendiesem.
Wenn man dann vor Ort ist, sollte man sich an bestimmte Regeln halten. Gerade in Südamerika sollte man an Orten mit großem Menschenauflauf wie Plätzen, Busbahnhöfen, Metro, Einkaufspassagen, Märkten umsichtig sein und sich vorausschauend fortbewegen.
Trage den Rucksack vorne am Körper und laufe nicht offensichtlich mit deiner Kamera durch die Mengen – sowas zieht potentielle Diebe an. Nimm sie heraus, wenn du Fotos machen willst und steck sie danach wieder ein. Easy going! Eine gute Möglichkeit, um Geld und Wertsachen zu verstauen, bieten Geldgürtel*. Diese kannst du unbemerkt unter der Kleidung tragen.
Vorsicht vor dem „Ketchup Trick“
Beliebt bei Dieben in Südamerika ist es, Flüssigkeit, Ketchup oder Senf auf nichts ahnende Touristen zu schütten. Man spricht vom Ketchup Trick. Die „hilfsbereite“ Person bietet sich natürlich sofort an, den Schmutz zu entfernen, während ein Anderer dank der Ablenkung deine Tasche räumt.
Sei vorsichtig an Busbahnhöfen. Hier wollen zuvorkommende Bedienstete deine Tasche zum Bus tragen. Natürlich ist das gespielt und sie haben es auf deine Wertsachen abgesehen. Sei bei solchen Angeboten generell mißtrauisch.
Gerade in großen Städten gibt es natürlich Gegenden, die man nach Einbruch der Dunkelheit meiden sollte, wie z.B. La Boca in Buenos Aires. Diese Orte werden oftmals in Travelblogs, Foren oder Reiseführern auch expilizit erwähnt und sollten dir im Vorfeld deiner Reise bekannt sein. Nimm nachts immer ein Taxi (am sichersten sind die sogenannen Radio Taxis) zurück zu deiner Unterkunft und sage dort Bescheid, wo du dich aufhälst.
Auch hier auf meinem Blog findest du in den Tipps zu den Reisezielen immer wieder Hinweise.
2. Lerne die Sprache
Hablas español? ist sicher eine der ersten Fragen, die du gestellt bekommst, wenn du mit Einheimischen in Berührung kommst.
In Südamerika ist Englisch nicht sehr weit verbreitet und so solltest du dir vorab wenigstens einen Grundschatz der wichtigsten Wörter und Sätze in Spanisch draufpacken. Das nimmt Dir Ängste & Hemmungen, du fühlst dich sicherer und bist umgehend ein sehr interessanter Gesprächspartner für das neugierige Gegenüber.
Ich habe übrigens mit Babbel spanisch gelernt, die günstige Onlinekurse anbieten. Die Sprachsoftware gibt es auch als App, so das du prima von unterwegs lernen kannst. Divertise con su estudio! (viel Spass beim lernen)
3. Teile deine Zeit sinnvoll ein
Ich erinnere mich immer, wenn es um dieses Thema geht, gerne an meine allererste Reise nach Chile zurück. Motiviert und erkundungswütig wollte ich in 4 Wochen natürlich soviel sehen, wie mir möglich war. Mein Resumee: Forget it!
Unausgeschlafen durch viele Busfahrten und mit müden Beinen macht Reisen dann doch nicht allzu viel Spass und es bleibt einem kaum Zeit, die gewonnenen Eindrücke zu genießen und zu verarbeiten. Wie oft im Leben ist auch hier die Devise “weniger ist mehr” ein hilfreicher Begleiter.
Das Motto lautet: Slow travel! Mache Dir vorher eine Liste von Dingen, die du sehen willst und ordne diese nach Deinen Prioritäten – streiche gegebenenfalls den unteren Teil der Liste und konzentriere Dich lieber auf weniger Ziele, die du dann umso ausführlicher erkunden kannst.
Schaue nach, wie weit diese deine Reiseziele voneinander entfernt sind, denn gerade in Ländern wie Chile, Argentinien und Brasilien unterschätzt man Entfernungen gerne mal! Und hey, wiederkommen kann man immer wieder!
3. Die Rache Montezumas
Früher oder später trifft sie alle, die nach Mittel oder Südamerika reisen. Die Rache Montezumas oder einfach gesagt – Magen verdorben durch unliebsame Eindringlinge, die es sich in deinem Darm gemütlich machen. Es gibt einige Tipps, an die man sich halten sollte, um es so gut wie es geht zu vermeiden.
Die Regel: “Cook it, boil it, peel it or forget it” (koch es, brat’ es, schäl’ es oder vergiss es) hilft recht gut, um sich vor der unliebsamen Diarrhoe zu schützen. Obst und Gemüse, das du auf lokalen Märkten kaufst, also vorher immer gut waschen und am besten schälen.
Auch Speiseeis oder Getränke mit Eiswürfeln (ja, ich weiß…es ist heiß und so…) sollte man so gut es geht vermeiden (Uruguay und Chile in Großstädten mal ausgenommen – da hatte ich bisher in 7 Jahren nie Probleme).
Wenn es einen erwischt heißt es viel trinken, am besten Tee oder Brühe ( ich z.b. nehme mir für den Fall der Fälle immer ein paar Tüten Gemüsebrühe mit – die passen auch easy in Deine Ausrüstung) und Kräcker oder Salzstangen futtern. Und immer eine Packung Hefetabletten mit in die Reiseapotheke! Toi toi toi!
4. Machismo
Machismo [span. zu macho, ‘männlich’, ‘stark’, ‘rauh’, von lat. masculus ‘männlich’] durch starke Überlegenheitsgefühle und Herrschaftsansprüche gegenüber der Frau gekennzeichnete Einstellung des Mannes (bes. ausgeprägt in lateinamerikanischen Kulturen) Quelle: Wikipedia
Du reist als Frau alleine? Dann wirst du dich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Machotum in unterschiedlicher Prägung auseinandersetzen müssen. In vielen Gegenden Lateinamerikas herrscht noch eine ziemlich altertümliche und konservative Denkweise vom Zusammenleben zwischen Mann & Frau – sprich Frauen in die Küche und der Herr des Hauses mimt den Alleinherrscher.
Von Nachpfeifen aus Autos heraus bis hin zu plumpen Anmachen und sogar Anfassen reicht die Palette der Lateinamerikanischen Männerwelt. Einfache Regeln, die ich in Gesprächen mit einigen Mädels herausfiltern konnte und die helfen sollen sind z.b. lockere, geschlossene Kleidung, Anmachen ignorieren, in Bussen oder Metro zu anderen Frauen setzen und klar und deutlich No! zu sagen, wenn einem etwas nicht passt!
5. La Comida – Essen & Trinken
Es gibt eine Vielfalt von tollen Gerichten, die Ihr unbedingt probieren müsst. Ob Tortillas, Mole Poblano oder Quesadillas in Mexiko, Ceviche oder Pachamanca in Peru, Pastel del choclo und Cazuela in Chile oder ein deftiges Steak und Empanadas in Argentinien – hier kommt jeder auf seine Kosten. Aber auch in Punkto Drinks haben die Südamerikaner einiges zu bieten. Probiere auf jeden Fall einen traditionellen Pisco Sour (Traubenschnaps mit Zitrone und Eischaum) in Peru oder einen Terremoto in Chile (Rotwein mit Meloneneis).
In Argentinien, Uruguay und Paraguay ist Mate Tee allgegenwärtig. Du wirst hier immer wieder Leuten mit einer Thermoskanne heißem Wasser unter dem Arm begegnen. Der Mate wird aus der sogenannten Calebasse getrunken, einem runden Trinkgefäss, welches aus Kürbis hergestellt wird. Dazu gibt es eine Art Strohhalm, der gleichzeitig als Löffel dient. Diesen nennt man Bombilla. Mate ist übrigens ein gutes Heilmittel gegen die Höhenkrankheit.
Lies hierzu auch meinen Beitrag 10 Gerichte, die du in Südamerika unbedingt probieren solltest. Buen provecho!
Ich hoffe, das der Shortguide Südamerika bei deiner Reiseplanung hilft. Welche Tipps hast du noch parat? Ich freue mich über deine Kommentare.