Man könnte annehmen, dass „Reisen“ und „Bekämpfung des Klimawandels“ Begriffe sind, die von Natur aus einfach nicht zusammenpassen. Schließlich trägt das Reisen (und insbesondere der Flugverkehr) zu einem großen Teil zu den Treibhausgasen bei, die derzeit den Klimawandel verursachen.
Laut einer aktuellen Studie ist der Tourismus für 8% der globalen Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Das ist keine unbedeutende Zahl, und auch ich habe in letzter Zeit mit meinem Gewissen zu kämpfen. Doch dazu gleich.
Einerseits ist die Erwartung, dass die Menschen einfach aufhören zu reisen (auch wenn es zur Rettung des Planeten ist), nicht gerade realistisch. Der Tourismus ist im Moment weltweit auf einem Allzeithoch. Und ich bin der Überzeugung, dass das Reisen und Erleben anderer Kulturen eine der besten Möglichkeiten ist, andere Menschen besser zu verstehen und Grenzen und Vorurteile in den Köpfen abzubauen.
Aber andererseits weiß ich genauso, dass ich und wir vieles ändern müssen, wenn wir erwarten, dass die schönsten Teile der Welt auch in weiteren 100 Jahren noch für die Menschen erlebbar sind.
Was ist mit deinen Reisen nach Südamerika?
Gute und berechtigte Frage und gleichzeitig ein großer innerer Konflikt, den ich schon seit geraumer Zeit mit mir ausfechte. Über ferne Ziele und wunderbare, schützenswerte Orte schreiben, andere dazu inspirieren und gleichzeitig regelmäßig in ein Flugzeug steigen? Hallo Doppelmoral.
Ich bin jedoch Reiseblogger von Beruf und aus Leidenschaft. Damit trage ich natürlich eine Mitschuld und möchte nichts beschönigen. Leider fährt keine Bahn über den atlantischen Ozean. Dementsprechend bescheiden ist natürlich mein ökologischer Fußabdruck, denn bei einem Flug nach z.B. Santiago de Chile fallen mal eben unfassbare 5.796 kg Co2 an, fast das doppelte des klimaverträglichen Jahresbudgets.
Carbon-Offset-Programme – in der Regel Websites, auf denen man seinen „CO2-Fussabdruck“ berechnen und dann eine Spende an eine Organisation machen kann, die Bäume pflanzt oder etwas anderes umweltfreundliches macht – scheinen heutzutage überall wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Aber es gibt auch hier Diskussionen darüber, ob sie tatsächlich effektiv sind (einige Studien sagen nein, andere sagen ja). Schließlich lässt die Bezahlung für das Pflanzen eines Baumes nicht die CO2-Emissionen des Fluges verschwinden.
Was tue ich also? Ich kompensiere trotz der Kritik einiger meine Flüge vollständig, bleibe möglichst lange vor Ort, reise in Südamerika hauptsächlich mit Bussen, besitze kein Auto und versuche, neben meinen Reisen möglichst Co2 neutral zu leben wie möglich.
Dabei achte ich mittlerweile auch auf umweltfreundliche Kleidung, Kosmetik, trinke seit über 20 Jahren keine Milch mehr und werde ab diesem Jahr kein Fleisch mehr essen. Ich möchte hier auf dem Blog zukünftig noch mehr auf nachhaltige Reiseveranstalter, Produkte, Touren und Unterkünfte eingehen, denn das ist mir ein wichtiges Anliegen, trotz meiner furchtbaren Flugbilanz. Ich bin mir bewußt, dass auch ich hier noch viel an meinem Verhalten ändern kann.
4 Tipps, wie du deinen C02-Fußabdruck verringern kannst
1. Bleibe länger an einem Ort
Denke bei der Planung Ihrer Reise auch daran, wie du deinen Kohlenstoff-Fußabdruck und deine Gesamtauswirkungen verringern kannst, indem du länger an einem Ort bleibst.
Anstatt eine Reise nach Peru, Bolivien und Chile (was zumindest ein paar Flüge erfordern würde) zu planen, solltest du nur ein Land auswählen, auf das du dich konzentrieren kannst. Das verringert deinen CO2-Fußabdruck UND gibt dir die Möglichkeit, dieses Land besser kennen zu lernen.
Wenn du länger an einem Ort bleibst, fühlst du dich nicht so unter Zeitdruck – das heißt, du bist vielleicht eher bereit, mit dem Bus zu fahren oder andere umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen.
2. Vermeide Plastikmüll
Zum Glück beginnen Länder auf der ganzen Welt, nach und nach, gegen Einwegkunststoffe vorzugehen. Plastiktüten werden verboten; Plastikstrohhalme durch ökologisch abbaubare ersetzt. Ein guter Anfang.
Genau diese Verbote und Aversionen gegen unnötigen Plastikmüll sind wichtig. Nach Angaben des Earth Policy Institute verbrauchen wir Menschen weltweit über 2 Millionen Plastiktüten. Pro Minute! Der durchschnittliche Deutsche wirft etwa 38 kg Plastik pro Jahr weg. Bei der Geschwindigkeit, mit der wir vorgehen, warnt eine Studie davor, dass Plastikmüll bereits 2030 die Zahl der Fische in unseren Ozeanen übertreffen könnte. Aber die Plastikbelastung lässt unsere Meere nicht nur eklig aussehen. Wenn sich viele dieser Kunststoffe zersetzen, setzen sie schädliche Treibhausgase frei.
Es gibt viele einfache Möglichkeiten, weniger Plastik zu verwenden, wenn man reist. Reise mit einer wiederverwendbaren Wasserflasche. Nimm einen Jutebeutel für deine Einkäufe vor Ort mit. Hygieneartikel kannst du in wiederverwendbaren Flaschen mitnehmen, damit du nicht die von den Hotels bereitgestellten verwenden musst. Außerdem kannst du an Beach-Cleanups teilnehmen, die mittlerweile regelmäßig weltweit stattfinden.
Gute Tipps und mehr zum Thema Plastikvermeidung auf Reisen findest du auf dem Blog von Lonely Planet.
3. Iss lokal
Nahrungsmittelproduktion und Import-/Exportaktivitäten sind Dinge, die zum Klimawandel beitragen. Um die Auswirkungen zu reduzieren, ist es am besten, sich lokal und frisch zu ernähren. Verzichte auf große Restaurantketten und iss so viel wie möglich lokal produzierte Lebensmittel. Denn kürzere Lieferwege bedeuten logischerweise weniger Co2.
Denke darüber nach, weniger Fleisch und Milchprodukte zu essen, wenn du auf Reisen bist (gerne auch im Alltag). Die Fleisch- und Milchproduktion führt zu einer großen Menge an Treibhausgasen in unserer Atmosphäre. Eine kürzlich durchgeführte Studie kam zu dem Schluss, dass vegane Ernährung eine der besten Möglichkeiten ist, die Gesamtauswirkungen auf unseren Planeten zu reduzieren.
Und obwohl es nicht für jeden das Richtige ist, vegan zu leben, wäre es nicht so schwierig, sich zu verpflichten, zumindest ab und an ein vegetarisches oder veganes Restaurant aufzusuchen. Dann stellt man nämlich oft erstaunt fest, dass auch das richtig lecker schmecken kann.
4. Unterstütze nachhaltige Unternehmen
Viele Menschen gehen davon aus, dass nur große politische Veränderungen wirklich dazu beitragen können, den Klimawandel zu verlangsamen. Ich glaube hingegen, dass unsere Stimmen als Konsumenten und Reisende stärker sind, als vielen von uns bewusst ist.
Neben den Maßnahmen, die zur Verringerung des persönlichen CO2-Fußabdrucks beitragen, ist es wichtig, Unternehmen zu unterstützen, die sich dem gleichen Ziel verschrieben haben. Du kannst einen Beitrag leisten, indem du Hotels auswählst, die sich verpflichtet haben, ihre Belastungen zu verringern und unter anderem Solarenergie nutzen, Wasser aufbereiten und Plastik vermeiden. Auf Green Pearls findest du z.B. eine Reihe von nachhaltigen Hotels.
Außerdem solltest du Reiseveranstalter unterstützen, die verantwortungsvolle Praktiken anwenden. Ich arbeite seit längerem mit Fairaway zusammen, die es als wichtiger erachten, einen positiven Beitrag zu einer schöneren Welt zu leisten, als vorrangig viel Geld zu verdienen. Als soziales Unternehmen ist es ihnen ein Anliegen, dass die Menschen in den besuchten Ländern auch vom Tourismus profitieren. Dies bedeutet zum Beispiel, dass Angestellte ein angemessenes Einkommen haben, dass Reisende häufig in kleinen Hotels übernachten und Ausflüge unternehmen, die ein authentisches Erlebnis bieten.
5. Sprich den Klimawandel an
Wir können das Problem nicht lösen, wenn wir nicht darüber reden. Daher finde ich es enorm wichtig, über den Klimawandel zu sprechen – sowohl darüber, wie wir als Reisende dazu beitragen, als auch über seine Auswirkungen, die wir an den Orten sehen, die wir besuchen. Mir ist klar, dass der Klimawandel ein heikles Thema sein kann, das oft tabu erscheint, um es in einem lockeren Gespräch anzusprechen. Sprich daher erst mit Verwandten und Freunden. Was haben sie für eine Meinung und was tun sie dagegen?
Fakten alleine bewegen keine Herzen
Als Reiseblogger weiß ich, dass ich eine einzigartige Plattform habe, um mich mit anderen Menschen über Themen, die mir am Herzen liegen, zu vernetzen. Aber auch als regelmäßig Reisende findet man diese Berührungspunkte, um sich mit anderen auszutauschen. Wir alle sehen physische Beweise für den Klimawandel, während wir die Welt erkunden.
Zum Beispiel hat mir eine Wanderung im Cajon del Maipo in Chile im letzten Jahr die Augen für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gletscher geöffnet. Den El Morado Gletscher hatte ich vor zehn Jahren bereits besucht und als ich letztes Jahr vor ihm stand, war er so gut wie verschwunden. Als ich nach Hause kam, fing ich an, jedem zu erzählen, dass ein riesiger Gletscher in weniger als 10 Jahren abtaut, zeigte Bilder davon und berichtete von den Auswirkungen. Aufklärung und Information sind ein wichtiger Mechanismus, den jeder von uns so gut es geht nutzen sollte, mit seinen Mitteln.
Wie ist deine Meinung zum Klimawandel? Was tust du bereits und was ist dir wichtig? Schreib mir gerne in die Kommentare.
2 Kommentare
Ein schöner Artikel – Plastikmüll und CO2 sind aber aus nachhaltigkeitswissenschaftlicher Perspektive zwar zwei wichtige, aber eben nicht unbedingt zusammenhängende Themen. Wenn du Plastiktüten sparst ist das super, wird sich aber nicht auf deine CO2-Bilanz auswirken. Just saying 🙂
Hallo Daniel,
Danke für diesen wichtigen Beitrag. ich finde es gut, dass du als Reise-Blogger hier Verantwortung übernimmst und die Leute auf das Klima aufmerksam machst. Weiter so!!
Besten Gruß Nicole