Ich bin eine Leseratte. Kein Wunder, denn meine Mutter ist Buchhändlerin und versorgt mich regelmäßig mit frischem Lesestoff. Ob im Zug oder im Flieger, ich habe grundsätzlich etwas zum Lesen dabei.
Und –wie sollte es anders sein – lese ich alles, was mir zum Thema Lateinamerika in die Finger fällt. Auf meinen Reisen lese ich platzsparend auf dem Smartphone, doch zuhause bevorzuge ich echtes Papier und freue mich über jedes neue analoge Exemplar in meinem Bücherregal. Es gibt tolle Bücher über Reisende und von Reisenden, die Lateinamerika entdeckt haben und dich unglaublich inspirieren können! Bücher zum Wegträumen, zum Lachen, zum Nachdenken, zum Mitreisen.
Welche Bücher zum Reisen in Südamerika mir besonders gut gefallen, habe ich dir hier zusammengestellt.
Andreas Altmann: Reise durch einen einsamen Kontinent
Andreas Altmann gehört schon seit längerem zu einem meiner Lieblings-Autoren. Er ist keiner dieser „Hier ist alles schön & toll“, „diese Sehenswürdigkeit müssen sie sehen“ Reiseautoren und beschreibt auch Missstände, die er erlebt. Fernab der von ihm so verhassten Touristen Hot-Spots will Altmann wahrhaftig eintauchen in die Kultur der bereisten Länder, Geschichten seiner Menschen hören. Auch Lateinamerika hat der umtriebige Grimme-Preis Gewinner schon bereist und schildert auf seiner Reise durch die wundervollen Landschaften von Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile seine Erlebnisse.
„Ich will reisen wie einer, der sich auf Zumutungen einstellt. Wie einer, der ein Land nicht als Solarium begreift, sondern als Territorium, dessen Einwohner ihm etwas beibringen.“
Diesem Anspruch bleibt der Autor auch bei seiner Südamerikareise rückhaltlos treu. Auf diese Weise sammelt er Erfahrungen, Geschichten und Erlebnisse, die dem Durchschnitts-Touristen für immer verschlossen bleiben. Altmann steigt in bemitleidenswerten Hotels ab, möchte näher dran sein am wahren Südamerika und dem Leben der Menschen. Fast hätte er seines eingebüßt, als ihn ein Stromstoß unter der Dusche durchzuckt oder er Beifahrer in einem Auto ohne Bremsflüssigkeit wird.
Eine Reise durch Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile
In Bogota wagt er sich in gefährliche Stadtviertel und lernt eine ältere Dame mit Hüftleiden kennen, die sofort seine schützende Hand über den anscheinend verirrten Reisenden hält. Er kommentiert die Situation trocken: „Einen besseren Bodyguard kann man sich nicht wünschen.“ Er besucht eine wegen Drogenschmuggels inhaftierte Deutsche in Ecuador und eine kraftvolle, bemerkenswerte Frau in Peru, die seit 25 Jahren nach ihrem Sohn sucht, der verhaftet und sicherlich getötet wurde. Wenigstens seine sterblichen Überreste will sie finden.
In Chile besucht er in Valparaiso das Haus des von ihm hoch verehrten Dichter Pablo Neruda und kann nicht fassen, was dieser begnadete Poet an Kunst und Trödel aus aller Herren Länder zusammen getragen hat.
An manchen Stellen wünscht man sich einen erhobenen Zeigefinger weniger, wenn der Protagonist über die blöden Touristen, nervige Smartphones und die katholische Kirche schimpft. Was mir jedoch sehr gefällt – er lässt an keiner Stelle seiner Reise den überlegenen Europäer heraushängen und begegnet den Menschen auf Augenhöhe. Wer abseits stereotyper Reiseführer einen ungefilterten Eindruck von Südamerika gewinnen will, der reist mit Andreas Altmann goldrichtig.
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Morten Hübbe & Rochssare Neromand-Soma: Per Anhalter durch Südamerika
„Macht Euch auf. Geht hinaus. Packt unvoreingenommene Neugier in die linke und ein bisschen Abenteuerlust in die rechte Hosentasche und genießt die Welt.“
Was eigentlich als Sprachreise nach Argentinen geplant war, endet in einer zweijährigen Reise als Tramper & Couchsurfer quer durch Südamerika. Morten Hübbe & Rochssare Neromand-Soma führt es von den eisigen Gletschern Patagoniens bis zu den karibischen Traumstränden Kolumbiens.
Sie leben in Studenten WGs, fahren mit einem Boot den Amazonas hinunter, entdecken das Landleben auf einer Farm in Uruguay und übernachten in der Wellblechhütte einer Famile in Cusco. Auch die selten bereisten Länder des Nordosten Südamerikas, Surinam und Französisch-Guayana sind Teil ihres abenteuerlichen Trips.
Die Beiden erzählen viele spannende Erlebnisse und man ist auf dieser Reise hautnah dabei. Man leidet mit ihnen, wenn sie stundenlang an argentinischen Tankstellen mitten in der Provinz auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Sie zeigen, dass man auch mit wenig Geld, Couchsurfing und einem hartnäckigen Daumen eine solch lange Reise machen kann. Wer vorhat, Südamerika länger zu bereisen, hat mit diesem Buch die perfekte Vorab-Lektüre in der Hand.
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Christoph Wöhrle – Fussball, Samba, Tropenfieber
„Ich war noch ein kleiner Junge, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, da erzählte mir mein Vater von einem Land, in dem immer die Sonne scheint: Brasilien. Ein Land mit 8000 Kilometern Küste, in dem Sommer ist, wenn es bei uns schneit, wo tropische Früchte von den Bäumen fallen und man von morgens bis abends Fußball am Strand spielt – welchen besseren Ort konnte es eigentlich geben?„
Schon als Kind war Christoph Wöhrle fasziniert vom fünftgrößten Staat der Erde. Mittlerweile war er mehr als zwanzig mal dort. Für Fußball, Samba, Tropenfieber hat er seine schönsten, witzigsten und traurigsten Erlebnisse dieser Reisen aufgeschrieben. Eine Rundreise durch Brasilien mit all seinen Facetten. Nach São Paulo, Rio de Janeiro, Corumbá und Bahia.
Man spürt seine Leidenschaft für das riesige Land bereits ab der ersten Seite und erfreut sich an den stimmungsvollen und unterhaltsamen Erzählungen über den Karneval von Salvador da Bahia, die Favelas von Rio, einen Roadtrip auf der Rodovia Rio-Santos und vieler anderer Geschichten. Er beschreibt jedoch nicht nur die schönen Seiten des Landes, sondern setzt sich auch durchaus kritisch mit Problemen wie Armut, Kriminalität, Korruption und der Rodung des Regenwaldes auseinander. Man erhält Einblicke, die kein Reiseführer beschreibt und bekommt ein reales Bild von diesem wunderbaren Land.
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Alexandra Endres – Wer singt, erzählt – Wer tanzt, überlebt
Ich möchte in meinem Buch das Land selbst zu Wort kommen lassen: aus möglichst unterschiedlicher Perspektive.
Alexandra Endres, Redakteurin bei Zeit online, nimmt den Leser in „Wer singt, erzählt Wer tanzt, überlebt“ mit auf eine große Kolumbienreise. Sie beschreibt, wie sich Kolumbien in den letzten Jahren vom Problemland zu einem mit einer weitreichenden Perspektive entwickelt hat. Die Autorin zeigt die Schönheit des Landes – Die schroffen Bergwelten, fruchtbaren Täler und den immergrünen Regenwald.
Alexandra Endres trifft auf Menschen, die Gewalt und schnell verdientem Geld widerstehen und mit großem Engagement für ein besseres Leben und Frieden kämpfen. Wie Rafa, den Trommellehrer aus Cartegena, der Kindern und Jugendlichen eine Perspektive schenkt.
Endres berichtet von den Cantaoras, den singend erzählenden Frauen, deren Lieder den Menschen helfen, nicht verrückt zu werden. Sie erzählt von Álvaro, der mit seiner Tanzschule gegen die Kluft zwischen arm und reich arbeitet. Dieses Buch regt zum Nachdenken an, man erfährt viel über die Menschen und ihren Alltag. Es zeigt das aufregende Kolumbien aus vielen verschiedenen Perspektiven und spricht auch ungeschönt über seine Probleme. Ein tolles, empfehlenswertes Stück Reiseliteratur.
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Andreas Brendt – Boarderlines
„Wer mir einen nachvollziehbaren Grund nennen kann, erwachsen zu werden, bekommt sämtliches Gold der Welt, einen Oscar in allen Kategorien und sei gleichzeitg in der Hölle verbannt.“
Andreas Brendt infiziert sich auf einer Reise nach Bali mit dem Surfvirus. Der wirft sein Leben zwischen Hörsaal und konservativen Zukunftsgedanken gehörig aus der Bann und so bricht er aus in die weite Welt auf der Suche nach den perfekten Wellen und dem Sinn des Lebens. Natürlich kommt er dabei auch nach Südamerika. In Peru kämpft sich Andreas ohne Sprachkenntnisse durch die Wüste nach Cerro Azul an der Pazifikküste. Dort wohnt er Low-Budget in kleinen, abgerockten Hostels und kommt immer wieder mit der einheimischen Bevölkerung und der Damenwelt in Kontakt.
In Ecuador beschreibt er das entspannte Strandleben in Canoa und düst mit seinen Surferkollegen in den Regenwald, wo er sich mit Schlangen, Würmern und Kakerlaken herumschlagen muss. Auf den von ihm beschriebenen Tiger wartet er jedoch vergeblich (Die sind auf einem anderen Kontinent zu finden) In Chile geht es zum berühmt-berüchtigten Surfspot Punta del Lobos in Pichilemu.
Brendt surft jedoch nicht nur, sondern erzählt auch immer wieder interessantes über das Land und seine Menschen. Ich mag den unbekümmerten Abenteuergeist, gepaart mit ein wenig Naivität, mit denen er seine Reisen bestreitet und die oft zu witzigen und skurrilen Geschichten führen.Andreas Brendt ist ein kurzweiliges Buch gelungen, das man nicht mehr aus der Hand legen kann und den Leser sein eigenes Leben reflektieren lässt. Man möchte sofort seine Sachen packen, hinaus in die Welt aufbrechen und surfen lernen.
Kennst du auch Bücher über Südamerika? Welches magst du mir empfehlen? Poste sie doch hier in die Kommentare.