Ich liebe es, leicht zu reisen. Das war jedoch nicht immer so. Noch vor einigen Jahren habe ich mich selbst noch mit einem 70 Liter Rucksack plus Tagesrucksack durch Chile gequält. Ich habe jedoch ziemlich bald festgestellt, dass ich einen Großteil von dem Kram gar nicht benötige, den ich da so mit mir herumschleppe.
2015 habe ich beschlossen, leichter unterwegs zu sein und zwei meiner Reisen nur mit Handgepäck bestritten (Eine nach Chile und eine nach Peru). Yeah, war das gut! Keine langen Wartezeiten am Gate mehr und auf der Reise selbst war ich aufgrund häufiger Ortswechsel froh über die leichte Last auf meinem Rücken. Ob beim Fliegen, im Bus, Taxi oder längere Strecken zu Fuß – alles geht wesentlich unkomplizierter und bequemer voran.
Gerade war ich wieder in Uruguay und Brasilien zwei Monate nur mit Handgepäck unterwegs. Auch auf dieser Reise bin ich einer ganzen Armada von Backpackern über den Weg gelaufen. Und wie so oft stellte ich mir die Frage, warum sich so viele mit Rucksäcken abquälen, die größer sind als sie selbst. Wie ist es bei dir, wenn du reist? Hast du auch meistens zu viel dabei, aber keinen Bock mehr auf lange Wartezeiten an Flughäfen und umständliche Hantierung mit schweren Gepäckstücken?
Wie auch du es schaffst, leichter, und damit freier und unabhängiger nur mit Handgepäck zu reisen, möchte ich dir hier in 4 Schritten zeigen.
1. Der richtige Rucksack zum Reisen mit Handgepäck
Das essentiellste beim Reisen mit Handgepäck ist der richtige Rucksack. Er wird dein treuester Reisepartner sein und wie bei jeder Partnerwahl solltest du auch hier wählerisch sein. Achte darauf, das er robust und leicht ist, ein komfortables, atmungsaktives Tragesystem besitzt und eine gute Organisation möglich ist, sprich viele Verstau – und Befestigungsmöglichkeiten hat.
Zudem ist es wichtig, das der Rucksack die richtigen Maße für Handgepäck erfüllt. Diese sind in der Regel 55cm x 40cm x 25cm. Dies kann von Airline zu Airline variieren – informiere dich also vorab über die Gepäckbestimmungen. Ich reise abwechselnd entweder mit meinem Osprey Farpoint 40 oder dem Millet Vertigo. Beide erfüllen diese Anforderungen perfekt. Der Osprey kann sogar praktisch komplett aufgeklappt und wie ein Koffer gefüllt werden. Der Millet hingegen ist etwas kleiner und wasserfest, was ihn so zum perfekten Begleiter in regnerischen Gegenden wie Chiloé oder Patagonien macht.
Für Frauen gibt es mittlerweile viele extra Ausfertigungen der Rucksack Hersteller. Diese sind besser an die Anatomie angepasst. Egal für welchen Rucksack du dich letztlich entscheidest, achte auf diese Aspekte.
2. Die richtige Organisation
So, mit dem Rucksack hättest du schon mal das wichtigste Utensil. Jetzt geht’s ans Eingemachte, den Inhalt. Breite alles, was du mitnehmen willst, auf deinem Bett oder Boden aus. Ich bin mir sicher, das es wesentlich mehr ist als du letzten Endes brauchen wirst. Das ist erstmal egal. Sortiere nach Kleidung, Gadgets & Technik und Kosmetik / Reiseapotheke.
Jetzt reduzierst du deine Kleidungsstücke auf das, was du für maximal eine Woche benötigen würdest. Als kleine Orientierung, was ich in der Regel dabei habe:
- 5x Funktions T-Shirts / Longsleeves (je nach Region)
- 2 Shorts (je nach Region – ansonsten 2 lange Hosen)
- 1 Badeshorts (bei entsprechender Bademöglichkeit)
- 1 lange Hose
- 1 Funktions Trekkinghose (sehr praktisch sind Hosen mit abnehmbaren Bein)
- 7 x Unterwäsche
- 7 x Socken
- 1 x warme Fleece Zip-Jacke
- 1 x Outdoorjacke / Regenjacke
- 1 paar Flip Flops
- 1 paar leichte (Wander)Schuhe (ziehe ich direkt an)
- 1 schnell trocknendes Handtuch
- Zipbeutel mit Drogerieartikeln
- Laptop & Ladekabel
- Powerbank
- Kamera plus Ladegerät & Kabel
- Reiseapotheke
- Tagesrucksack faltbar
Natürlich gibt es regional Unterschiede, aber mit diesen Sachen komme ich sowohl in wärmeren als auch in kälteren Regionen gut zurecht. Ansonsten tausche in der Kälte einfach T-Shirts gegen Longsleeves. Wenn du nur in tropischen oder sehr warmen Regionen unterwegs bist, reichen dir auch Shorts und Tanktops. Achte bei der Kleidung in erster Linie auf die Funktionalität. Leichte, schnelltrocknende, aber dennoch wärmende Funktionskleidung aus Merino Wolle ist ideal für längere Reisen mit Handgepäck. Sie halten bei Kälte warm, kühlen bei Hitze und man muss sie seltener waschen.
Schuhe sind die größten Platzfresser. Wenn du 2 Paar Schuhe mitnehmen möchtest, trage die schwersten und klobigsten Treter (meist Wanderschuhe, aber selbst die bekommst du mittlerweile in sehr leichten Ausführungen) im Flugzeug. Wenn du kein Freund von ausgiebigen Wanderungen bist, reichen auch ein Paar Sneaker. Tipp: Chucks kannst du kleiner zusammenstauen als andere Schuhe. Sie sind für längere Wanderungen aber nur bedingt geeignet (Blasen lassen grüßen).
Viele Dinge kannst du dir in dieser globalisierten Welt ganz einfach vor Ort besorgen, z.B. Kosmetikartikel, da du im Handgepäck ja eh nur 100ml Größen mitnehmen darfst. Ich habe immer ein Stück normale Seife dabei – ergiebig und platzsparend.
Sicher willst du auch deine Kamera und diverses technisches Equipment mit am Start haben. Dafür bietet sich dein persönliches Gepäckstück, am besten ein leichter Tagesrucksack, an. Auf Bücher oder Reiseführer solltest du verzichten, wenn du mit Handgepäck reist. Ich lese meine Bücher über Kindle oder Skoobe auf dem Smartphone und viele Reiseführer gibt es mittlerweile als Ebook. Auch mit guten Reiseapps kommst du immer sicher ans Ziel und erhältst wichtige Informationen über Land & Leute. Zum Lesen findest du in Hostels übrigens auch oft eine kleine Auswahl an liegengebliebenen Büchern anderer (Schwer) Reisender.
3. Richtig packen leicht gemacht
Perfekt, jetzt hast du alles zusammen, was du einpacken möchtest. Richtig packen ist eine Kunst, die man aber leicht erlernen kann. Ein guter Trick ist es, Kleidung ineinander zu falten. Man beginnt mit dem größten bzw. schwersten Kleidungsstück (In der Regel deine Jacke oder ein dicker Pulli) und faltet Schicht für Schicht andere Teile im Uhrzeigersinn zusammen. Zum Schluß hast du so ein Bündel, das du leichter verstauen kannst. Eine andere Möglichkeit sind Packwürfel, die eine leichte Organisation in deinem Rucksack ermöglichen. Ebenfalls sehr gut sind Vakuumbeutel für mehr Platzersparnis. Durch das Entweichen von Luft und der Kompression kannst du so etliche Liter Platz erhalten. Die schwersten Sachen packst du nach unten. Dinge, du häufiger verwendest, und leichte Sachen kommen nach oben.
Da ich mich auf längeren Busfahrten in Südamerika mal waschen oder Zähne putzen will, packe ich meine Hygieneartikel ganz oben in mein kleines Rucksackfach. So komme ich jederzeit leicht an die Sachen.
4. Vor Ort: Reisen mit Handgepäck – los geht´s
Wenn du als Backpacker durch Südamerika reist, wirst du froh sein über jedes eingesparte Kilo. Du wirst feststellen, das du mit den oben genannten Tipps gar nichts vermisst. Klamotten kannst du vor Ort in den sogenannten Lavanderias waschen. Diese befinden sich in Südamerika in allen größeren Orten und Touristen Hotspots. Für 2-3 Kilo Wäsche zahlst du in der Regel 3-5 Euro. Ausserdem bekommst du deine Wäsche wie auf dem Silbertablett zurück – frisch gewaschen, gebügelt und zusammengelegt. Viele bieten sogar einen Express Service an – dann wartest du nicht mal einen halben Tag.
Viele Hostels haben Waschmöglichkeiten und im Notfall tut es Seife oder eine kleine Packung Handwaschmittel auch. Eine Möglichkeit zu Waschen findet man fast überall. So habe ich z.B. in Brasilien eine verdreckte Shorts in den Waschräumen im Busterminal gereinigt und in der Sonne trocknen lassen.
Bist du auch schon leicht unterwegs? Was hält dich noch vom reisen mit Handgepäck ab? Verrate es mir in den Kommentaren.
10 Kommentare
hey Daniel,
Danke für deinen tollen Artikel und die guten Tipps.
Ich wollte mal fragen, wie du das mit der Reiseapotheke im Handgepäck gehandhabt hast?
Viele Grüße
Liebe Luisa,
Ich nutze die südamerikanischen Apotheken, die sind günstiger 😉
Viele Grüße Daniel
Hi Daniel,
Danke für deine Tipps erstmal. Ich bin noch auf der Suche nach einem geeigneten Rucksack für mein 2 monatigen Argentinien/Chile-Trip. Wollte auch gern nur mit Handgepäck reisen und hatte an den Farpoint 40 gedacht. Hast du Erfahrungen mit dem Rucksack bei Treks wie dem W-Trail ?
Liebe Grüße
Hallo, für mehrtägige Treks würde ich einen echten Trekkingrucksack mitnehmen. Du kannst beim W-Trail aber auch einen Teil im Hostel oder Hotel einlagern, das machen alle. Viele Grüße Daniel
Hi Daniel
Du schreibst einen tollen Blog – hat uns für unsere anstehende Reise (4 Wochen Peru/Bolivien) schon enorm geholfen. Jedoch komme ich mit Trekking-Schnick-Schnack (2-Mann-Zelt, Schlafsack, Minikocher), Fotoausrüstung, etc. nicht unter 15Kg.
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Hallo Ulli! Vielen Dank. Mit Zelt und Schlafsack bekomme ich das natürlich auch nicht hin 😉 Diese Sachen leihe ich mir vor Ort. Viel Spaß auf Eurer Reise! Liebe Grüße Daniel
Sehr informativer Artikel!
Nimmst du einen derart gepackten Rucksack auch auf längere Reisen mit? Also für 1 Jahr zum Beispiel?
Grüße Anna
Liebe Anna,
Ich reise seit 4 Jahren nur noch mit Handgepäck, unabhängig von der Länge der Reise. Wie im Artikel beschrieben, kannst du deine Wäsche leicht an vielen verschiedenen Stellen waschen. Es macht dich wesentlich unabhängiger und leichtes Gepäck ist Gold wert 🙂 Liebe Grüße und danke für deinen Kommentar! Daniel
Ein super Artikel, der wirklich alles umfasst ! Wir waren vor 8 Jahren mit unseren Kindern in Thailand unterwegs und hatten damals nur 2 grosse Rucksäcke dabei (einen mit 50 und einen mit 70 L) und alles, was man für 4 Personen braucht.
Vielen Dank Martina 🙂 Ja, leichter reisen ist toll und ich bin mittlerweile froh um jedes Kilo weniger, was ich tragen muss. Liebe Grüße