Argentiniens Nordwesten ist eines der unterschätztesten Reiseziele des südamerikanischen Kontinents.Viele Besucher des zweitgrößten Lands Südamerikas besuchen Buenos Aires, Patagonien, die Iguazu-Wasserfälle, den großen Nationalpark Nahuel Huapi und fahren anschließend nach Hause, weil sie denken, sie hätten alles gesehen. Weit gefehlt! Die nordwestlichen Andenprovinzen rund um Jujuy und Salta haben eine Menge zu bieten.
Historisch gesehen war der Weg durch diese Provinzen die Route der alten Indianerstämme, der spanischen Konquistadoren und der Soldaten der Unabhängigkeitskriege, die von den Bergen zum Meer führten.
Dieses Gebiet war Zeuge der Anfänge einer permanenten landwirtschaftlichen Zivilisation in Argentinien, unter anderem durch die Diaguita, die das Inkareich erfolgreich davon abhielt, sich über die Anden bis in die Pampa Argentiniens auszubreiten. Bevor die Küstengebiete von den Spaniern erschlossen wurden, war dies die bevölkerungsreichste Region des heutigen Argentiniens. Die Städte und Orte sind immer noch stark von den indigenen Traditionen geprägt, mit Gebäuden, Bräuchen und Ritualen. Die Landschaft ist im Allgemeinen trocken und wüstenartig, von endlosen Schluchten und den heftigen Stürmen, die als Pamperos bekannt sind, durchzogen. Du findest aber auch Teile mit reicher Vegetation und fruchtbaren Tälern, wo besonders der Weinanbau kultiviert wird.
Nimm dir Zeit, die unerschlossenen Wege im Nordwesten Argentiniens zu erkunden und entdecke eine Seite an Argentinien, die vielen Reisenden verborgen bleibt. Hier findest du 8 gute Gründe, dieser Region einen Besuch abzustatten.
Salta
Salta, die lebendige Hauptstadt der Region, begeistert mit seinen herausragenden Museen und der Música Folklórica seiner pulsierenden Peñas (Volksmusik-Clubs). Das alte koloniale Stadtzentrum ist ein wahres Schmuckkästchen, ideal zum Erkunden zu Fuß und reich an kulturellen Angeboten, großartigen neoklassizistischen Gebäuden und einem blühenden Nachtleben. Gegründet 1582, ist Salta heute der meistbesuchte Ort im Nordwesten Argentiniens und bietet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Verpasse auf keinen Fall folgende Orte in der Stadt:
Vom San Bernardo Hügel, östlich des Stadtzentrums, hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die umliegenden Täler. Wenn du fit genug bist, kannst du die mehr als 1.000 Stufen zu Fuß erklimmen. Der Weg startet hinter der Reiterstatue von Martín Miguel de Güemes, der Saltas Soldaten im argentinischen Unabhängigkeitskrieg anführte. Für weniger Sportliche führt eine gemütliche Seilbahnfahrt vom Park San Martín zum gleichen Panorama.
Mache einen Spaziergang zum von Bäumen gesäumten Plaza 9 de Julio, dem Hauptplatz und gleichzeitig das temperamentvolle Herz Saltas. Am Abend werden der Platz und die umliegenden Straßen lebendig und die Salteños versammeln sich auf dem Platz und in Cafés und Bars herum. Hier wird mit den Liebsten entspannt oder in den Musikclubs der Stadt das Tanzbein geschwungen.
Am Nachmittag, wenn ein Großteil der Stadt wegen Siesta geschlossen ist, ist die ideale Zeit, um Artefakte der Region im Museum für Archäologie (MAAM) zu besichtigen. Die Archäologie der Anden ist weitgehend die Geschichte der Inka. Die umfangreiche Ausstellung verfolgt ihre Kultur und die der Stämme, die ihnen über Jahrtausende hinweg vorausgegangen sind.
Die bekanntesten Gegenstände im dreistufigen Raum sind die 500 Jahre alten gefrorenen Körper von drei Inka-Kindern, die bei einem rituellen Opfer getötet wurden. Sie wurden 1999 inmitten einer Schatzkammer aus Gold, Textilien und anderen Materialien auf dem 22.000 Fuß hohen Berg Llullaillaco an der Grenze zu Chile entdeckt. In der kalten und trockenen Luft auf dem Gipfel des Berges wurden die Körper natürlich mumifiziert, und die Kinder sehen unheimlich lebensecht aus, als wären sie gerade eingeschlafen. Der Eintritt ins Museum beträgt 40 argentinische Pesos (ca. 2€)
Mache einen Spaziergang zu einigen der malerischen Kirchen von Salta. Beginne mit der neoklassischen Catedral Basílica de Salta auf der Plaza 9 de Julio. Dann gehe zum Convento San Bernardo (Caseros 73), um die attraktive geschnitzte Tür zu bewundern, ein gutes Beispiel für einheimische Handwerkskunst. Den Abschluss bildet die Iglesia San Francisco (Cordoba 33), die mit ihrer erdroten Fassade den höchsten Glockenturm Südamerikas vorweisen kann.
Hostel oder Hostel in Salta findenDie Salinas Grandes Salzseen
Wenn der Salar de Uyuni in Bolivien nicht auf deiner Reiseroute steht, gibt es in der Region Salta sehenswerte Alternativen, die du mit einer Tagestour besuchen kannst. Die Salinen sind ein ausgetrockneter See, wo bis heute Salz abgebaut wird. Es ist ein einzigartiger Anblick, nach einer Fahrt durch rotbraune Felsformationen und das trockene Wüstengebiet die blendend schneeweißen Salzflächen zu sehen, die sich hier auf etwa 3350m über dem Meeresspiegel ausbreiten. An einem klaren Tag ist der blendende Kontrast zwischen dem strahlend blauen Himmel und der rissigen und krustigen Weite voller Weiß einfach bezaubernd.
Wenn du die Fahrt mit dem Tren a las Nubes machst, hast du auch die Möglichkeit, auf dem Rückweg in die Stadt an den Salzseen anzuhalten.
Die Zugfahrt mit dem Tren a las nubes
Diese Zugfahrt zählt zu einer der spektakulärsten in Südamerika. Die Übersetzung von ‚Tren a las Nubes‘ bedeutet „Zug in die Wolken“, und genau das beschreibt die Fahrt mit dem Zug auch. Er fährt früh am Morgen vom Hauptbahnhof Salta ab und macht die lange Fahrt bis zur Quebrada del Toro hoch oben in den Bergen. So hoch, dass der Zug regelmäßig durch die Wolken fährt. Am Ende der Fahrt erreicht der Zug eine Höhe von 4220m, wo ein Viadukt das Tal durchquert – ein wahres technisches Spektakel.
Die Reise durch die Berge enthüllt aufgrund der zahlreichen Mineralien wunderschön gefärbte Felsen, und du kannst mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Blick auf ein oder zwei Lama-Herden werfen. Die Fahrt mit dem Tren a las nubes solltest du gerade in der Hauptsaison (Dez.-Feb.) auf jeden Fall vorab reservieren.
Mit dem Fahrrad durch die Quebrada de las Conchas
Rote Felsen, die an Arizona oder das australische Outback erinnern, leere, kurvenreiche Bergstraßen und ein endlos scheinender blauer Himmel – es gibt einige gute Gründe, in Cafayate auf das Fahrrad zu steigen! In der Stadt findest du eine Reihe von Reiseveranstaltern, die dich im Rahmen einer Tour durch die berühmte Quebrada de las Conchas begleiten. Doch das wahre Abenteuer ist eine Fahrt mit dem Rad durch diese unwirkliche Gegend.
Fahrräder kannst du in diversen Hostels ausleihen. Leider hört man immer wieder Horrorgeschichten über schlecht gewartete Fahrräder und nicht reparierbare Reifenschäden. Deshalb solltest du ein Fahrrad bei einem der renommierten Verleiher im Ort besorgen. Gute Räder bekommst du bei Majo Viajes an der Ecke Vicario Toscano und Nuestra Senora del Rosario. Ein ganzer Tag kostet $250 Pesos (ca.8€) – es sind aber auch Halbtagsmieten möglich.
Um den Tag richtig auszunutzen, steige in einen Bus nach La Garganta del Diablo und fahre mit dem Rad zurück. Die Fahrer sind an Touristen gewöhnt, die Fahrräder auf der Strecke mitnehmen. Die Fahrt kostet $50 Pesos (ca. 1,70€) und startet um 8.30 Uhr und 10.30 Uhr vom Terminal nahe der Plaza.
Die Strecke ist ca. 50 km lang, meist flach und bietet atemberaubende Landschaften. Der erste interessante Punkt ist die Garganta del Diablo (Teufelsschlucht), eine tiefe, geschlossene Schlucht, die berühmt für ihr Echo ist. Der nächste Stopp ist Tres Cruces, ein erhöhtes Gebiet, das als Aussichtspunkt dient und einen genialen Panoramablick auf die Quebrada de las Conchas bietet.
Du kannst auf der Strecke in Yesera Halt machen, einem wichtigem Fundort für Fossilien aller Art. Und schließlich La Punilla, ein Gebiet, das von natürlichen Einflüssen erodiert wurde, was zu seltsamen Formationen von großartiger Schönheit führte.
Wein genießen in Cafayate
Ich bin ein leidenschaftlicher Weintrinker. Umso besser, eine Region zu durchqueren, die für den Torrontes berühmt ist – einen trockenen, aber fruchtigen Weißwein, der einzigartig in Argentinien ist. Und es gibt keinen besseren Ort für eine Verkostung als eine Bodega, wie man sie zuhauf im Umland von Cafayate findet.
Überall in der schönen Region befinden sich zahlreiche Weingüter und tausende Hektar Weinberge. Viele öffnen ihre Tore für Touristen. Es gibt eine Reihe von beliebten Bodegas, die Verkostungen in der Nähe des Stadtzentrums anbieten, darunter Bodegas Nanni, Bodegas El Tránsito und Bodegas Domingo Hermanos.
Um jedoch zu den Weinbergen und den übrigen Weingütern zu gelangen, benötigst du ein Auto oder ein Fahrrad. Besonders zu empfehlen sind
- El Porvenir de los Andes
- Finca las Nubes
- Bodega Etchart
- Bodega Piatelli
Calilegua Nationalpark
In einer sonst recht trockenen Gegend ist dieser Nationalpark ein Phänomen. Der Calilegua ist der einzige Nationalpark in der Provinz Jujuy und ist mit einer Fläche von 76 306 Hektar das größte Naturschutzgebiet Argentiniens, das der Erhaltung subtropischer Bergwälder gewidmet ist. Der dichte Nebelwald besitzt eine große Vielfalt an Flora und Fauna und ist der ideale Ort für die Beobachtung von Wildtieren, insbesondere von Vögeln.
Es wurden bislang etwa 270 Arten identifiziert und es wird geschätzt, dass 230 weitere in diesem Gebiet leben könnten. Das macht den Calilegua Nationalpark zur Heimat von 50% aller Vogelarten Argentiniens und zu einem Paradies für Vogelbeobachtung.
Quebrada de Humahuaca
Die Quebrada de Humahuaca ist eine Schlucht, die sich von Jujuy 150 Kilometer nordwärts durch die Berge zieht. Bei einer Fahrt durch die Gegend passierst du zwei Klimazonen, schmucke Bergdörfer und unwirkliche Gesteinsformationen. Die ehemalige Handelsroute wurde von der UNESCO für ihre bemerkenswerte Erhaltung der frühen bäuerlichen Gemeinschaften und des Lebens in den letzten 10.000 Jahren ausgezeichnet. In einer Stadt namens Coctaca zum Beispiel werden noch immer 1.500 Jahre alte Felder, die Pucaras genannt werden, genutzt.
Das kleine Purmamarca, 3 km westlich der Fernstraße, liegt unter dem berühmten Cerro de los Siete Colores (Hügel der sieben Farben), einer zerklüfteten Gesteinsformation, die in allen Farben des Regenbogens leuchtet. Quasi das argentinische Pendant zu den Rainbow Mountains in Peru. Das hübsche Dorf mit Lehmhäusern, alten Algarrobo-Bäumen und der Bijou-Kirche aus dem 17. Jahrhundert ist längst kein Geheimtipp mehr. Die kurze Distanz zu Jujuy und der Hype um den Berg hat es sehr touristisch gemacht. Dennoch ist Purmamarca ein herrlicher Fleck und ein ausgezeichneter Ort zum Einkaufen von traditionellen Webwaren & Textilien auf dem täglich stattfindenden Markt.
Ein weiterer farbenfroher Halt in der Quebrada de Humahuaca ist die Kalksteinformation Serranía de Hornocal außerhalb der Stadt Humahuaca.
Pucará de Tilcara
Auf einem kleinen Hügel, 20 Minuten von der Stadt Tilcara entfernt, liegt die befestigte Siedlung Pucará de Tilcara. Dieser Ort ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten Nordargentiniens. In der Quechua-Sprache bedeutet „Pucará“ Festung und wie der Name schon andeutet, wurde der Ort strategisch so gewählt, dass er leicht zu verteidigen ist, da er den Rio Grande de Jujuy und einen langen Abschnitt der Quebrada de Humahuaca überblickt.
Die Pucará de Tilcara war eine Siedlung aus kleinen quadratischen Steinhäusern mit niedrigen Türen und ohne Fenster. Sie wurde im 10. Jahrhundert vom Stamm der Omaguaca erbaut. In seiner Blütezeit beherbergte der Ort über 2000 Einwohner. Noch heute finden Archäologen interessante Funde aus dieser Zeit, die man sich im archäologischen Museum der Stadt ansehen kann.
Tipps für die Region um Salta:
Hinkommen:
Es gibt viele Inlandsflüge ab Buenos Aires nach Salta oder Juyuy mit Aerolineas Argentinas. Vergleiche vorab die Preise.
Busreisen sind ein günstiger Weg, wenn man genügend Sitzfleisch für die lange Fahrt (16-18 Std.) mitbringt. Vom Zentrum von Buenos Aires gibt es viele Busunternehmen, die dich nach Tucuman, Salta oder Jujuy bringen. Routen checken und Tickets kaufen kannst du bei Plataforma10.
Unterkünfte:
Du findest in im Nordwesten Argentiniens viele gute Unterkünfte zum kleinen Preis. Hier sind meine Favoriten:
- Salta: All Norte Hostel* (DZ ab 33€)
- Cafayate: Hostal Tierra de Vinos* (DZ ab 18€)
- Jujuy: Los Tarcos*(DZ ab 53€)
Mietwagen
Die Region ist am leichtesten mit einem Mietwagen zu bereisen. Daher bietet es sich an, sich mit anderen Reisenden zusammenzuschließen. In Salta findest du zahlreiche Anbieter. Ich würde jedoch empfehlen, den Wagen von Deutschland aus zu buchen. Du kannst leicht mit Sunny Cars vorab die Preise checken und ein Auto reservieren.
Essen und Trinken in Salta
- Doña Salta
Das Restaurant liegt direkt an der Plaza 9 de Julio. Die Speisekarte enthält einige ungewöhnliche Optionen wie Kaninchen und Ziege sowie natürlich klassisches argentinisches Steak. Es gibt auch einige vegetarische Optionen, wie Käseplatten oder Empanadas. - Mercado Municipal San Miguel
Dieser Markt bietet einige günstige Essmöglichkeiten. Typische argentinische Empanadas, Fleisch aller Art und Pizza, sowie reichlich Obst und Gemüse. Ein paar Blocks südlich der Plaza 9 de Julio befinden sich die typischen Marktstände im Untergeschoss und im Obergeschoss zahlreiche Restaurants und Essensstände. - La Monumental
Für den Geschmack einer typisch argentinischen Parrilla (Fleisch vom Grill) bietet La Monumental riesige Portionen von vielen verschiedenen Fleischstücken, vor allem Rindfleisch, aber auch Huhn, Ziege und Schweinefleisch. - La Cefira
Das italienische Restaurant La Cefira bietet unter anderem köstliche hausgemachte Pasta in einem stilvollen und modernen Interieur.
7 Kommentare
Lieber Daniel, kann man die Gegend auch gut mit dem Bus bereisen? Die Mietwagen sind doch recht teuer.
Lg 🙏
Hallo, das geht natürlich auch mit lokalen Bussen, aber man sieht natürlich nicht so viel abseits des Weges. Meine Empfehlung daher. Mit Bussen (z.B. von Salta nach Cafayate) und dann organisierte Touren buchen.
Viele Grüße aus Chile,
Daniel
Hallo Daniel, wir überlegen uns für 7-9 Tage einen Mietwagen zu buchen. Wie sind die Straßenverhältnisse Zwischen Humahucaca und Cafayte. Und wie sieht es Verkehrstechnisch aus? Liebe Grüße Patrik
Hola! Das sind befestigte Straßen und der Verkehr hält sich in Grenzen 😉 also entspannt für einen Roadtrip.
Viele Grüße
Hallo Daniel, diese Dinge klingen ganz wunderbar! Wie viel Zeit sollte man sich nehmen, um deine Vorschläge in Ruhe zu erkunden?
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia, für diese Region solltest du dir min. 2 Wochen Zeit nehmen, um alles zu erkunden. Viele Grüße Daniel
Vielen lieben Dank!:)