Die Angst – wir kennen sie alle. Manche von uns haben sie in milderen Formen schon erlebt, manch anderer fühlt sich manchmal komplett eingenommen von irgendeiner Form von ihr. Und die Angst spielt auch beim Reisen häufig eine Rolle, insbesondere beim Solo-Reisen und umso mehr bei Reisezielen, die für uns Neuland sind oder denen nachgesagt wird, dass sie gefährlich seien, wie beispielsweise manche Länder Südamerikas.
Vielleicht hat dich deine Angst bisher sogar davon abgehalten, diesen spannenden, wunderschönen Kontinent zu bereisen. Heute möchte ich gern ein paar Tipps aus meiner eigenen Erfahrung mit dir teilen, wie du deine Ängste bewältigen oder dich zumindest nicht so von ihnen einnehmen lassen kannst:
Was Ängste sind…
Angst zu haben ist ganz normal. Angst ist eine Reaktion unseres Systems auf eine Situation im Außen, die gerade passiert, in der Zukunft liegt oder in unserer Vergangenheit vorgefallen ist. Sie ist ein tief verankerter Schutzmechanismus und essenziell, um uns vor potentiellen Gefahren zu schützen – solange es sich wirklich um eine reelle Gefahr handelt. Manchmal ist die Angst aber auch irrational und blockiert uns, nimmt uns ein und hält uns davon ab, Dinge zu tun, die wir gern tun würden.
…und was Ängste sein können.
Angst kann aber auch ein Richtungsweiser sein. Er muss nämlich kein Indiz dafür sein, dass wir davonlaufen sollen (außer natürlich eine Situation ist wirklich brenzlig), sondern dass wir uns eben genau in die Richtung bewegen sollten, in der sich die Angst befindet. Denn da wo Angst ist, da ist auch großes Potential für Wachstum und neue, aufregende Erfahrungen. Manchmal bedeutet die Angst, dass wir genau das tun sollten, wovor wir uns fürchten. Allein dieser Perspektivwechsel kann schon helfen, die Angst als nicht ganz so bedrohlich anzusehen.
Hier ein paar konkrete Tipps, um deine Ängste vor einer (Solo-)Reise nach Südamerika zu bewältigen:
Recherche:
Informiere dich vorab gründlich im Internet (z.B. Blogs wie dieser hier, Facebook Gruppen usw.) oder in Reiseführern und sprich mit Menschen, die schon dort waren oder aus dem Land, in das du reisen möchtest, stammen. Vertraue nicht auf die Meinung oder Tipps von Menschen, die selbst noch nie (oder zuletzt vor Jahrzehnten) dort gewesen sind.
Vorbeugung:
Wovor hast du Angst und wie kannst du ihr entgegenwirken? Überlege dir, ganz objektiv betrachtet, was das „Worst Case“-Szenario wäre, wenn du deine Wunschreise antrittst. Spiele die Situationen durch und überlege dir dann, was du ganz konkret tun könntest, um diesen vorzubeugen.
Vorbeugungsmaßnahmen können zum Beispiel sein, dir ein WG- oder Hostelzimmer zu suchen, wo du mit mehreren Menschen unterkommst, um dich sicherer zu fühlen; recherchieren, welches Viertel einer Stadt am sichersten ist, zumindest für den Anfang deiner Reise, bis du dich wohler fühlst; dich einer Reisegruppe anschließen; dir ein finanzielles Puffer anlegen, wenn du Angst hast pleite zu gehen oder dein Geld zu verlieren… Für jede Angst gibt es meist viele verschiedene Möglichkeiten, um ihr entgegenzuwirken.
Die Angst untersuchen und spüren: Anstatt die Angst zu versuchen wegzudrücken oder „wegzuignorieren“, lasse sie ruhig da sein. Schau sie dir an und frage dich: Ist meine Angst rational? Ist sie berechtigt? Wo spüre ich die Angst? Das nimmt der Angst ihre Kraft über dich, wenn du dich mit ihr anfreundest, anstatt sie wegzuschieben.
Die Ängste anderer besänftigen:
Als ich 2018 das erste Mal allein nach Kolumbien gereist bin, hatte ich mich vorab ausgiebig informiert, doch die Ängste meiner Mitmenschen hatten mich doch stärker beeinflusst, als mir bewusst war.
Ich hatte mir viele „Warnungen“ eingeholt von Menschen, die selbst noch nie in Kolumbien gewesen waren, da das Land bis heute als gefährlich gilt (was vor einigen Jahrzehnten auch so war, aber mittlerweile ein wirklich tolles Land zum Reisen ist) und nahm quasi somit Ängste meiner Mitmenschen mit, obwohl ich mich selbst eigentlich gut vorbereitet hatte.
Um dem entgegenzuwirken, hilft es, deine Liebsten mit in deine Planung einzubeziehen, ihnen zu erzählen, was du vorhast, wo du sein wirst und wie man dich erreichen kann. Zeige aber auch auf, dass du diese Reise für dich machst und mache dir klar, dass du letztendlich nicht beeinflussen kannst, wie andere sich fühlen. Versuche hingegen auf die Meinungen von Menschen, die dir erzählen, was sie über das Land „in den Medien gehört haben“, nicht so viel zu geben.
Mache dir einen Plan:
Überlege dir, wieviel Zeit du hast, was du sehen möchtest, welche Gegenden dich interessieren und mache dir einen (groben) Plan. Ich persönlich habe es am liebsten, keine festen Pläne vorab zu machen, aber gerade bei der ersten Reise kann dir das einen Teil deiner Angst nehmen, vor allem wenn du ein Mensch bist, der gern einen Plan hat. Und dann, Flüge buchen und los geht’s!
Ängste bewältigen vor Ort
Taste dich vor:
Wenn du dann schlussendlich vor Ort bist und plötzlich merken solltest, dass du dich fürchtest, taste dich ganz langsam vor. Begebe dich an Orte, an denen du dich wohl fühlst, tu dich mit deinen Mitbewohnern, anderen Reisenden (oder am besten mit Locals) zusammen, mache eine geführte Tour und schaue einfach, dass du nach und nach raus kommst aus deiner Unterkunft.
So ging es mir in Kolumbien auf besagter Reise (obwohl ich vorher schon viel gereist war) und ich begann beispielsweise damit, das erste Mal einkaufen zu gehen im Einkaufszentrum um die Ecke, bin in ein Coworking Space gegangen zum Arbeiten, habe erstmal mein eigenes Viertel (Laureles, ein schönes und sicheres Viertel in Medellín) erkundet und bin dann immer weiter vorgedrungen in andere Viertel der Stadt. Sei geduldig mit dir und lasse dir Zeit, dich einzugewöhnen.
Höre auf dein Bauchgefühl:
Mein wichtigster Tipp an dich: Immer auf das eigene Bauchgefühl hören. Deine Intuition verrät dir, ob eine Situation, in der du dich gerade befindest, wirklich gefährlich ist, während dein Kopf das manchmal gar nicht so recht sagen kann, weil dieser dazu tendiert, sich in irrationalen Sorgengedanken zu verlieren.
Wichtig ist natürlich, mit gesundem Menschenverstand zu reisen, d.h. beispielsweise in bestimmten Orten nicht alleine nachts durch die Straßen zu ziehen, in fremde Autos zu steigen oder in inoffizielle Taxis, lauter Wertsachen bei sich zu tragen und so weiter. Allgemeine Sicherheitstipps für das Reisen in Lateinamerika findest du bei Daniel hier auf dem Blog.
Generell macht es Sinn, nicht gegen die Angst zu arbeiten, sondern sie zu nutzen und die Vorteile in ihr zu sehen, denn beispielsweise bist du durch sie gleich wacher, aufnahmefähiger und völlig im Moment. Wichtig ist, dass du dich nicht von ihr einnehmen bzw. kontrollieren lässt. So steht einer außergewöhnlichen, spannenden und wertvollen Reiseerfahrung nichts mehr im Wege.
Wie meine erste Reise nach Südamerika für mich war, davon erzähle ich unter anderem in meinem neuen Buch „Mein Herz, mein Kompass – Eine Geschichte über Mut, Hingabe und Vertrauen“. Ich beschreibe dort, wie ich für sechs Wochen nach Kolumbien gereist bin, an einem zehntägigen Schweige- und Meditationsretreat teilgenommen und Medellín, sowie die Karibikküste bereist habe. Das Buch kannst du ab dem 13. September 2020 auf Amazon bestellen – als Hörbuch, Printbuch oder eBook*.
Über Denise
Vor etwa 8 Jahren hat Denise das erste Mal ihren Rucksack geschultert und sich in die Welt hinausbegeben – mit Mukoviszidose und vielen Medikamenten im Gepäck und machte sich somit auf eine Reise, die ihr Leben maßgeblich verändern würde. Heute ist Denise Indie Autorin, arbeitet freiberuflich als Content Creator und Speakerin und teilt vor allem durch ihre Bücher ihre eigene Geschichte und Begeisterung für das Leben mit. Mehr über Denise erfährst du unter www.deniseyahrling.com oder auf ihrem Instagram Kanal @deniseyahrling.
2 Kommentare
Hallo Daniel,
vielen Dank für Deinen tollen Block. Gefühlt lese ich mich seit Wochen durch 5Mio Blocks, diverse Reiseführer und bin nun zum Glück auf deinem Block gelandet! Übersichtlich, informativ, schön gestaltet… und nimmt mir letzte Zweifel(fast), da ich als Frau allein losziehe… Hilfe!
Ich habe ab Oktober 7 Monate (sabbatical) frei und jetzt soll erstmals Süd-bzw. Lateinamerika eine Chance bekommen. War bisher immer in Asien unterwegs.
Meine lose Planung:
Oktober/November Argentinien und Chile, Dezember Costa Rica und Anfang Januar über Panama per Segelboot für einen Monat nach Kolumbien…
… verbleibende Zeit(Februar,März, April) ist noch unverplant…
Und jetzt Fragen über Fragen …
Ist das ein realistischer Plan?
Ist Patagonien im Oktober wettertechnisch zu empfehlen?
Kann ich beide Länder gut kombinieren oder sollte ich sie besser einzeln bereisen?
Wie komme ich am schnellste von Chile nach San José.?
Ist eine Segeltour von Panama nach Kolumbien Anfang Januar ratsam oder ist die Karibik da zu stürmisch?
Deine Routenvorschläge haben mich bereits sehr inspiriert, mit der Umsetzung einer passenden Route durch Argentinien und Chile hapert’s allerdings. Ich bin etwas unfähig, eine logische Abfolge der Ziele zu kombinieren, ohne kreuz und quer herum zu fliegen, geschweige denn über 20 Stunden im Bus zu hocken.
Natürlich habe ich mich als SAEinsteiger grob auf die Highlights konzentriert.
Buenes Aires, Iguazúwasserfälle, bisschen wandern in Barriloche und natürlich der Perito Moreno Gletscher…
In Chile wäre Valparaiso ganz wichtig, irgendwo ein paar schöne Strandtage und dann ab in die Wüste(Atacama).
Ich möchte nicht durch die Gegend stressen, lieber von einem strategisch günstig gelegenen, schönen Ort aus Tagestouren unternehmen.
Hättest du da spontan eine gute Routenkombination parat?
Sorry für so viel Text!!!!! Du musst auch nicht alles beantworten.
Vielen Dank und
Beste Grüße, Kate
Hallo Kate 🙂
Erstmal danke für so viel Lob – das freut mich sehr! Am besten schreibst du mir eine Mail plus Nummer an daniel@southtraveler.de und wir telefonieren mal, da es ja doch viele Fragen sind. Viele Grüße!