Der Queulat Nationalpark gehört zu den schönsten Nationalparks in Chile. Bekannt wurde er vor allem wegen seines gewaltigen Hängegletschers Ventisquero Colgante. Der weitläufige Park inmitten unberührter Natur liegt direkt an der berühmten „Carretera Austral“ in Chile, etwa 20 km von der Stadt Puyuhuapi und 3 Stunden nördlich von Coyhaique entfernt.
Zum ersten Mal sah ich ein Bild des Queulat Nationalparks vor etwa 5 Jahren und saß wie gebannt vor dem Bildschirm. Ein strahlend blauer See, ein mächtiges Bergmassiv, in dem ein gigantischer Gletscher hängt, von dem sich ein rauschender Wasserfall in die Tiefe stürzt. Check – ein Punkt mehr auf meiner Bucket-list. Im Februar diesen Jahres war es endlich soweit. Auf meiner Reise in die Region Aysén durfte ein Besuch des Queulat Nationalpark natürlich nicht fehlen.
Von Coyhaique zum Queulat Nationalpark
Meine chilenischen Freunde und ich hatten das besondere Glück, dass wir einen privaten Transport über unser Air BnB in Coyhaique organisieren konnten. Der Park ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln ziemlich schwer erreichbar. Über Coyhaique geht es Richtung Puyuhuapi. Allein die Fahrt durch die patagonische Landschaft ist spektakulär und wir hielten mehrere Male, um die reißenden Flüsse, majestätischen Berge und unzähligen Wasserfälle zu fotografieren.
Wir betraten den Queulat-Nationalpark nördlich des Risopatrón-Sees. Das Schutzgebiet, dessen Name in der Mapuche-Sprache Mapudungun“ferne Länder“ bedeutet, erstreckt sich entlang der Küste und umfasst 154.093 Hektar, die eine üppige einheimische Pflanzen- und Tierwelt bewahren. Das patagonische Wetter zeigte sich mit ordentlich Sonne und wenig Wind an diesem Februartag von seiner besten Seite.
Der patagonische Wald ist voller Artenreichtum
Inmitten felsiger Hänge und tiefer Täler konzentriert der Park einen Großteil des patagonischen Nebelwaldes. Die „immergrünen Wälder“ beheimaten Bäume und Pflanzen wie Coigües, Tepas, Mañios, Zimtbäume und Tepús, sowie riesige Nalcas (Eine Art Riesen-Rhababer mit LKW-Reifen großen Blättern), die sich über die Vegetation erheben. Ebenso sind sie Lebensraum für Pudús (die kleinste Hirschart der Welt, Südandenhirsche, Pumas, Schwarzspechte, Schwarzhalsschwäne, Patagonienfüchse und Eisvögel.
An der Rangerstation wird die in chilenischen Nationalparks übliche Prozedur aus Anmeldung und Zahlung des Eintritts vorgenommen. Unmittelbar danach starten mehrere Trails, um den Zugang zu den Naturschönheiten des Parks zu ermöglichen. Jede dieser Wanderungen bietet die Möglichkeit, die Flora und Fauna des Parks zu entdecken und in die Welt der patagonischen Natur einzutauchen.
Die verschiedenen Trails im Queulat Nationalpark:
- Mirador Panorámico: ein kurzer Spaziergang vom Informationszentrum führt zu einem Aussichtspunkt auf den See und Gletscher. 200 m, einfach, 15 Min.
- Sendero El Aluvión: eine kurze Wanderung mit einigen Informationstafeln, die die Flora und die Geologie erklären. Nichts Unglaubliches oder wissenschaftlich Fortgeschrittenes, aber ein schöner Spaziergang. 350 m, leicht, 30 Min.
- Sendero Laguna Tempanos: kurzer Spaziergang entlang des Flusses zur Lagune mit einem wunderschönen Blick auf den See, gespeist vom hängenden Gletscher in der Ferne. Perfekt für ein Picknick an einem sonnigen Tag. 600 m, leicht, 40 min.
- Sendero Ventisquero Colgante: Wanderung durch den wilden und dichten kalten Regenwald hinauf zu einem Aussichtspunkt mit einer beeindruckenden Aussicht auf Gletscher, Wasserfälle, sowie die Moräne darunter (Dies sind die Schuttablagerungen durch die Bewegung des Gletschers.) Dies ist der beste Ort, um die Eiszunge zu sehen. Der Weg geht stetig bergauf und ist für geübte Wanderer leicht zu bewältigen. 3,3 km, mittel, 2,5 Stunden.
Der Sendero Ventisquero Colgante
Wir entschieden uns natürlich für den Sendero Ventisquero Colgante. Der Trail führt anfangs über eine eindrucksvolle Hängebrücke, die immer nur zu viert betreten werden darf. Anschließend beginnt der Trail. Die riesigen Bäume entlang des Weges sind mit Moos, Farnen und Flechten bedeckt. Ich war fasziniert von dieser Märchenwelt. Die Sonnenstrahlen finden nur schwer ihren Weg durch die Baumkronen und tauchen den Weg in ein magisches Licht.
Der Anfang ist flach und leicht zu wandern, aber dann geht es steil bergauf. Bäche ohne Brücken müssen durch Sprünge zwischen Felsen überquert werden. Der Wald gibt immer wieder Blicke auf die blau schimmernde Laguna Tempanos frei und lässt die Vorfreude auf den Ventisquero Colgante ins unermessliche steigern. Der Weg führt weiter bergauf. Nach einer kleinen Wegbiegung erblicke ich die Aussichtsplattform mit dem perfektem Blick auf den Gletscher.
Gletscherliebe
Die Gletscherzunge ragt über eine steile Felswand und ab und an stürzen an der Abbruchkante Eismassen in die Tiefe. Das Schmelzwasser des Ventisquero Colgante stürzt 549 Meter über eine riesige Stirnwand, die früher vom Gletscher bedeckt war – der sich aufgrund des Klimawandels langsam aber stetig nach hinten zurückzieht. Der tosende Wasserfall trifft auf eine riesige Platte aus schrägem Untergrund und überspringt die verbleibende Strecke zum Talboden, wo er in die Laguna Tempanos fließt.
Ein beeindruckendes Szenario, dass alle Anwesenden fesselt und die Speicherkarten glühen lässt. Ich bin sehr glücklich, Zeuge dieses einmaligen Naturschauspiels zu sein, denn allzu lange wird es den Gletscher wohl nicht mehr geben. Nutze also die Chance und mache bei deinem Besuch in Patagonien auf jeden Fall einen Abstecher in den Queulat-Nationalpark.
Mehr Informationen zum Queulat-Nationalpark:
Anfahrt in den Park:
Mit dem Auto: Der Queulat Nationalpark ist mit dem Auto am einfachsten zu erreichen. Gerade bei einer Gruppe von Leuten lohnt sich ein Mietwagen, den du leicht in Coyhaique anmieten kannst. Die Preise sind recht hoch (80.000 – 100.000 CLP = ca. 100- 140€ pro Tag für ein Allradfahrzeug) Fahre nordwestlich von Coyhaique auf der Route 240 und biege dann bei der X-50 ab. Dann kommst du auf die Carretera Austral (Route 7), die direkt zum Parkeingang führt.
Mit dem Bus: Diese Option ist bei weitem die günstigste, aber nicht die einfachste Option, besonders wenn die Abfahrtzeiten nicht klar erkenntlich sind (keine Seltenheit in Patagonien) oder du nur schlecht spanisch sprichst. Von Coyhaique aus gibt es derzeit zwei Betreiber mit Verbindungen nach Puyuhuapi (Du musst einen Bus dorthin buchen und dann den Fahrer bitten, dich am Parkeingang abzusetzen)
Terra Austral : 15:00 Uhr tägliche Abfahrt. Nehme den Bus nach Puyuhuapi und steige am Queulat Nationalpark aus.
Buses Becker: 16:00 Uhr Abfahrt jeden Dienstag. Frage nach einem Ticket nach Puyuhuapi und steige am Queulat Nationalpark aus. Am Busterminal in Coyhaique kann auch ein Rücktransfer für dich arrangiert werden. Die Rückfahrt vom Park findet mittwochs gegen 14:30 Uhr statt. Sei auf jeden Fall aber eine halbe Stunde früher dort.
Campingplatz
Bei der Ankunft im Queulat Nationalpark befindet sich der Campingplatz in der Nähe des Eingangs. Es gibt auch Camping im Nationalpark für $5.000 CLP (ca. 7 €) pro Nacht.
Klima & Reisezeit für den Queulat Nationalpark:
Das ganze Jahr über feucht mit viel Regen mit wenigen trockenen Tagen im Sommer. Die beste Besuchszeit ist daher von Januar – Februar. Im Winter nimmt der Niederschlag zu und in den höheren Lagen liegt Schnee. Die durchschnittliche Jahrestemperatur schwankt zwischen 4° und 9°C in den verschiedenen Bereichen des Parks.
Ich wünsche Dir viel Spass beim Besuch des Queulat-Nationalparks. Wenn du noch mehr Fragen oder Anregungen hast, hinterlasse mir gerne einen Kommentar.