Busse sind das wichtigste Verkehrsmittel in Südamerika und eignen sich perfekt, um günstig größere Strecken zu überbrücken. Die Busverbindungen sind Länderübergreifend sehr gut ausgebaut und selbst kleinere Städte und Ortschaften werden angefahren. Die Überlandbusse in Südamerika sind für längere Strecken also perfekt geeignet und im Gegensatz zu vielen deutschen Fernbusse auch teilweise richtig luxuriös. Es gibt Nachtbusse, in denen du den Sitz zum Bett umfunktionieren kannst, ein Entertainment System oder Wifi am Platz hast und mit Essen verpflegt wirst.
Beachte aber, das gerade kürzere Verbindungen zwischen kleinen Städten und Dörfern mit Bussen befahren werden, die über wenig bis keinen Komfort bieten und jeden mitnehmen, der die Hand am Straßenrand hebt. Auch die Entfernungen darfst du nicht unterschätzen. Eine Strecke von 200 Kilometer kann aufgrund schlechter Straßen- oder Witterungsbedingungen schnell mal den ganzen Tag in Anspruch nehmen.
Man findet etliche Strecken, die so gar nichts mit europäischen Verhältnissen gemeinsam haben und Busfahrer, die die Straße mit einem Formel 1 Parcours verwechseln. Was du beim Busfahren in Südamerika alles beachten solltest, liest du hier.
1. Tickets kaufen
Gerade für Reisende, die noch nie einen Busbahnhof in Südamerika betreten haben kann der Kauf des Tickets zu einer wahren Odyssee werden. Hunderte von Anbietern, viel Gedränge und unzureichendes Spanisch sind oft große Hürden für Reisende, die noch nicht so viel Erfahrung mit dem Busfahren in Südamerika haben. Nimm Dir Zeit und vergleiche die Angebote. Oftmals bekommt man bei einem anderen Anbieter die gleiche Fahrt in der gleichen Klasse zu einem günstigeren Preis. Lasse Dir nicht von umherlaufenden Händlern irgendwas aufschwätzen, sondern gehe immer an den Schalter der jeweiligen Busgesellschaft.
Nimm nicht immer das billigste Ticket. Obwohl es verlockend erscheinen mag, haben einige Busunternehmen Sicherheitsmängel und bieten aus diesem Grund möglicherweise günstigere Tarife an. Führe einige Recherchen über zuverlässige Betreiber in jedem Land durch, bevor du etwas buchst. Dies ist in Ländern wie Bolivien oder Peru notwendig, da es hier vermehrt zu Unfällen kommt.
Am Wochenende steigen die Preise an und ich rate dir, dass du dein Ticket schon einige Tage vorher besorgt, da diese Tickets gerade in der Ferienzeit (Januar – Februar) schnell vergriffen sind. Zahlen kannst du meist Cash oder mit Kreditkarte. Halte deinen Reisepass bereit, da du oft ein personalisiertes Ticket bekommt, was später im Bus dann überprüft wird.
Unter in diesem Beitrag habe ich Dir einige Portale verlinkt, wo du Bustickets auch easy online im Voraus kaufen kannst.
2. Du willst lange Strecken zurücklegen? Fahre nachts!
Nachtbusse in Südamerika sind ideal für preisbewusste Reisende, da sie deine Unterkunft für die Nacht sind, so dass du kein Geld für ein Hostelbett ausgeben musst. Der Nachteil dabei ist natürlich der eingeschränkte Schlaf je nach Route. Hast du jemals versucht zu schlafen, wenn der Bus auf einer kurvenreichen Straße durch die Berge fährt oder auf einem Schotterweg über Schlaglöcher hoppelt? Auch die Sicherheit ist zu beachten – bei besonders gefährlichen Routen über Bergstraßen oder bei (geringer) Gefahr von Entführungen ist eine Tagesfahrt am besten.
Bei Fahrten, die über 5 Stunden hinaus (und das sind einige) und nicht durch bergiges Terrain gehen, rate ich dir dennoch zu Nachtbussen. Achte darauf, dass verschiedene Klassen angeboten werden. Salon Cama ist die komfortabelste Klasse, in der man den Sitz fast waagerecht zum Bett umfunktionieren kann. Dieses kostet zwar ein paar Euro mehr, aber die lohnen sich und man kommt erholter am Zielort an. Bei Strecken ab 20 Stunden rate ich vom Bus ab und würde auf das Flugzeug umsteigen. Auch bei langen Strecken bietet sich ein Preisvergleich mit den Fluganbietern an.
Die Busse in Südamerika sind oftmals überklimatisiert und die Klimaanlage läuft unentwegt auf vollen Touren. Nimm eine Jacke oder Decke mit in den Bus. Bei vielen großen Anbietern bekommst du in der Cama Variante eine Decke und Kissen direkt im Bus gestellt.
3. Sei rechtzeitig am Busbahnhof!
Busbahnhöfe in den südamerikanischen Metropolen sind für Außenstehende oftmals sehr chaotisch. Viele Menschen, zahlreiche Busse und viel Gewusel. Plane Zeit ein, um sicherzustellen, wo dein Bus abfährt. Versichere Dich, dass du am richtigen Bus bist, denn gerade in großen Städten fahren viele Busse gleichzeitig das gleiche Ziel an und man kann schnell die Übersicht verlieren. Frage vor Besteigen des Bus den Mitarbeiter der Busgesellschaft.
4. Wähle den richtigen Sitzplatz
Ich persönlich liebe Fensterplätze. Eine schöne Aussicht, möglicher Zugang zu Fenstern und frischer Luft und weniger Chancen, dass jemand deine Sachen stehlen kann.
Um komfortabel die langen Strecken zu überstehen, solltest du beim Reservieren der Sitzplätze darauf achten, dass du möglichst weit von den Toiletten entfernt sitzt. Eine stinkende Toilette kann dir noch so jede schöne Fahrt vermiesen. Dazu kommt der entsprechende Publikumsverkehr, so dass häufig Leute neben deinem Sitz vorbeilaufen.
Bei Doppeldeckern solltest du nicht unmittelbar an den Sitzen zur Treppe sitzen, da hier zum einen die Reling deine Beinfreiheit einschränkt und Leute beim Hochkommen der Treppe nicht immer leise vorgehen. In diesen Bussen bietet der Platz über dem Busfahrer eine tolle Aussicht und Beinfreiheit. Diese Plätze sind aber auch am schnellsten vergriffen, da sie sehr beliebt sind.
Es gibt verschiedene Komfortklassen:
- Semi Cama ist die normale Reiseklasse mit Sitzen, wie wir sie auch von Fernbussen aus Europa gewohnt sind.
- Salon Cama oder Cama Suite (Die Bezeichnung ist von Land zu Land verschieden) ist die gehobene Klasse, wo der Sitz bequem als Bett verwendet werden kann. Investiere ruhig ein paar Euro mehr in diese Klasse, dann hast du eine komfortable Reise und kommst ausgeruht am Zielort an.
5. Lass dein Gepäck nicht unbeaufsichtigt!
In das Gewusel am Busbahnhof gesellen sich auch nicht ganz so nette Leute, die es auf das Eigentum Ihrer Mitmenschen abgesehen haben. Achte auf dein Gepäck, denn die Diebe sind auf solche Orte spezialisiert und nutzen jede noch so kleine Unachtsamkeit aus ( Besonders früh morgens am Zielort, wenn man noch unausgeschlafen ist!)
Im Nachtbus solltest du keine Gegenstände ins Gepäckfach über den Sitzen ablegen oder zu auffällig mit deinen technischen Geräten herumspielen. Auch das lockt potentielle Langfinger an. Ich verstaue meine Tasche immer unter dem Sitz und binde mir die Träger um die Füße. Für Geld und Wertsachen benutze ich den sehr praktischen Geldgürtel von Pacsafe.
6. Lokale Busse
Busfahren in Südamerika ist manchmal nichts für schwache Nerven. Wenn du in kleineren Städten und Orten bist, fährst du in der Regel mit einem lokalen Busunternehmen, deren Vehikel schon einige Jahre auf dem Buckel haben und dementsprechend wackelig & unkomfortabel sind. Also nix mit TÜV!
Hier wird jede am Straßenrand winkende Person mitgenommen und man zahlt sein Ticket einfach beim Einsteigen in den Bus direkt beim Fahrer. Diese Busse können auch schnell überfüllt sein und man steht dicht gedrängt auf dem Mittelgang. Sag rechtzeitig Bescheid, wo du aussteigen willst! Viele Strecken sind nicht mit unseren Straßen zu vergleichen. Es geht unbefestigt über Stock und Stein. Deswegen informiere dich vorab, ob nicht auch komfortablere und sicherere Busse deine Strecke bedienen.
7. Essen und Trinken
Nimm dir bei langen Fahrten ausreichend Essen und Trinken mit. Bei manchen Anbietern bekommt man zwar ein dürftig belegtes Sandwich oder einen Keks. Mir persönlich reicht das allerdings nie. In den meisten Busbahnhöfen findest du ausreichend Einkaufsmöglichkeiten, wenn die Zeit vorher knapp wird. Eine Flasche Wasser, Müsli-Riegel, Bananen und Kräcker habe ich immer im Gepäck.
8. Entertainment während der Busfahrt
Leider gibt es nicht auf allen Fahrten virtuose Gitarrenspieler wie den auf meinem Bild auf der Fahrt nach Pisco Elqui. In vielen Bussen gibt es Fernseher, die amerikanische Blockbuster (sehr beliebt: sinnbefreite Actionknüller) in Spanisch zeigen. In anderen ist das Radio übermäßig laut aufgedreht (was insbesondere bei Fußballübertragungen Hasstiraden an den Fahrer aufkommen lässt)
Busunternehmen in Südamerika werben immer wieder für einen Wifi-Service an Bord. Vertraue dem nicht.Oftmals entpuppt sich das als Marketing-Gag und das Wifi funktioniert gar nicht oder nur sehr langsam. Wenn du etwas Wichtiges online zu erledigen hast, erledige es, bevor du reist.
Ich lade vor jeder Busfahrt mein Smartphone und ziehe mir ordentlich Musik auf meinen Mp3 Player. Ohrstöpsel sind bei hoher Geräuschkulisse oder einem defekten Auspuff eine wahre Wonne. Eine Powerbank ist praktisch, wenn dir unterwegs der Saft ausgeht. Bücher oder Ebooks sollten auf keiner Busreise fehlen.
Bustickets online kaufen
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- Latinbus – Bustickets online für Chile, Argentinien, Peru, Kolumbien, Ecuador
- Southpass – Buspass für Argentinien, Chile, Brasilien, Paraguay, Peru und Uruguay. Mit dem Kauf dieses Buspasses habt Ihr die Möglichkeit, die Anzahl der Ziele, die in einem Zeitraum von 60 Tagen besucht werden wollen, frei zu wählen. Es gibt Pässe von 5, 7 und 15 Fahrten.
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Empfehlenswerte Busgesellschaften nach Ländern sortiert:
- Argentinien: Balut, Via Bariloche, Crucero del Norte, Cata
- Bolivien: Trans Azul
- Brasilien: Catarinense, Eucatur, Motta, Passaro Verde, Real Expresso
- Chile: Pullman, Turbus, Expreso Norte, Cruz del Sur
- Ecuador: Cifa, Transportes Ecuador
- Kolumbien: Berlinas, Bolivariano, Fronteras
- Peru: Civa, Oltursa, Movil Tours, Cruz del Sur
Wichtige spanische Wörter zum Busfahren in Südamerika
Terminal de buses: Bus Terminal
Boleto: Busticket
Asiento: Sitz
Ventana: Fenster
Entrada: Eingang
Salida: Ausgang
Parada: Bushaltestelle
Conductor: Busfahrer
Ida y vuelta: Hin- und Rückfahrt
Welche Erfahrungen hast du beim Busfahren in Südamerika gemacht? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
5 Kommentare
Vielen Dank für die Tipps zu Busreisen. Mein Onkel möchte seine nächste Reise mit dem Bus machen, da er gerne Nachtbusse nutzt um von Stadt zu Stadt zu reisen. Gut zu wissen, dass die Länge der Busreisen auch von den Straßenverhältnissen abhängig ist.
Hallo Daniel,
sehr guter Artikel! Busfahren ist in Lateinamerika wirklich eine tolle Art des Reisens, die zudem sehr günstig ist. Man bekommt viel tiefere Einblicke in den Alltag der Menschen und erlebt Dinge, die normalen Touristen verborgen bleiben. In Ergänzung zu deinen Tipps ist vielleicht folgendes Podcast-Interview für deine Leser interessant, in dem es auch um das Thema Bureisen in Südamerika geht:
http://gatesieben.de/podcast/mit-dem-linienbus-durch-suedamerika-meike-haagmans/
Weiterhin viel Erfolg mit deinem Blog und viel Spaß beim Reisen!
Muchos saludos, Kai
Sehr interessant ich bin Busfahrer und möchte für ein Jahr nach Chile zu Chilebus als Fahrer
Hallo Thomas, Dann wünsche ich Dir viel Erfolg und einen guten Start in diesem tollen Land.
In Brasilien haben wir mit den Schlafbussen („Leito“) sehr gute Erfahrungen gemacht. In Argentinien sind einmal fast erfroren .