Verdammt, ist das heiß hier. Mendoza gleicht im Sommer einem Brutkasten. Immer diese fixen Ideen…
Rückblick: Was könnte ich in den verbleibenden 3 Tagen in Südamerika noch machen, denke ich – gerade angekommen aus der Atacama-Wüste, in Santiago sitzend. Warum nicht noch 3 Tage nach Argentinien. Nach Mendoza. Ist doch ein Katzensprung. Gesagt, getan.
Die Fahrt Richtung Paso Los Libertadores ist beeindruckend. Entlang des Maipo-Tals, vorbei an Obstgärten mit üppigen Früchten und Weinbergen bis zum Horizont, steigt die Strasse stetig an, bis sie in Serpentinen übergeht. Die Vegetation wird spärlicher, hohe Berge soweit das Auge reicht. Und mittendrin steht er wie ein steinerner Wächter – der König der Anden. Der Aconcagua. 6962 Meter misst der Riese und überstrahlt die Anden-Kordillere mit seinem mächtigen Massiv. Kurz vor der Grenze liegt an der Laguna del Inca der Ort Portillo. Hier liegt das höchste Skigebiet der Welt mit schwindelerregenden Abfahrten und beliebtes Höhentrainingslager der Profis.
Über den Paso Los Libertadores nach Mendoza
Die Grenze zwischen Chile und Argentinien liegt auf der für Europäer enormen Höhe von 3200 Metern. Hier ist erstmal warten angesagt. Und mit warten meine ich so richtig warten. Lange. 1 Stunde, 2 Stunden. Der Bus bewegt sich 5 Meter. Klasse, wenn das so weitergeht, bin ich akklimatisiert genug, um auf die rundum liegenden Berge zu steigen.
Ich mag keine Grenzen. Weder im Kopf, noch zwischen Ländern. Und ich mag meine Reisezeit nicht mit Warten verbringen. Die Angestellten der Staatsmacht arbeiten in Argentinien besonders schnell. Jeder Pass wird gefühlte 20 mal gedreht und man wird angesehen, als würde man gerade Escobar mäßig etliche Kilo Kokain ins heilige Land schmuggeln. Busfahrer haben das besondere Privileg, den Expressschalter benutzen zu dürfen und anschließend mit den Grenzbeamten die neuesten Geschichten über Fußball und leichtbekleidete Damen auf Seite 1 der Klatschblätter auszutauschen. Und sich zwischendurch über die wartende Meute von Touristen lustig zu machen. Eigentlich sollen die Kerle doch arbeiten. Ach ja, in diesen Momenten liebe ich Südamerika besonders.
Heiß, heißer, Mendoza
3 Stunden später. Geschafft, die argentinische Flagge weht andächtig in der kühlen Andenbrise. Serpentine um Serpentine geht es wieder nach unten. Die Temperatur steigt. Mendoza und die Cuyo Region gehören im Sommer zum heißesten, was Südamerika zu bieten hat. Die Klimaanlage unseres Buses ist am Anschlag. Auch so ein Südamerika Ding. Entweder friert man sich den Arsch ab oder schwitzt wie Cindy aus Marzahn auf der Showbühne. So mittel ist nicht.
Mendoza. Ich weiß nichts über die Stadt, lasse mich treiben durch die mediterran anmutenden Gassen. Ich tue es den Argentiniern gleich und trinke in der Fußgängerzone gemütlich einen Tee, genehmige mir ein Croissant, das hier Medialuna, Halbmond, heißt. Danach weiter durch die Straßen und über die 5 Plätze Independencia, Chile, Italia, San Martin, España, die wie die 5 auf einem Würfel ins Schachbrettartige Stadtbild integriert sind. Der Mittelpunkt ist die Plaza Independencia. Einladende Grünflächen und verzierte Springbrunnen lassen ihn eher wie einen Park wirken. Was mir gleich auffällt, sind die vielen turtelnden Paare. Typisch Südamerika, denke ich heute schon zum dritten mal.
Die eigentliche Bestimmung aller Plazas und Parks in Argentinien, ach was, in ganz Südamerika, ist es, als Bühne für verliebte Paare zu fungieren. Dies ist der Ort an dem man der Öffentlichkeit mitteilt, in wen man gerade unsterblich verliebt ist. Aber genug Geschnulze. Der Platz hat zum Glück noch mehr zu bieten als verliebte Teenager im Dr. Sommer Alter. Musik, Kunst und Essensstände lassen das Leben besonders nach Sonnenuntergang pulsieren.
Mendoza – Stadt der Parks
Ich mache einen Abstecher (bzw. fliehe vor der Mittagssonne) in das Museo Municipal de Arte Moderno (Städtisches Museum für moderne Kunst) mit Werken lokaler und nationaler Künstler. Neben der Dauerausstellung mit Arbeiten beliebter argentinischer Künstler wie Berni, Spilimbergo und Gambarte gibt es auch spezielle Wanderausstellungen.
Mendoza ist eine grüne Stadt. Koloniales ist bis auf die Kirchen San Augustín und San Francisco aufgrund des Erdbebens von1861 rar. Dafür bestimmen unzählige Alleen und Parks das Stadtbild. Der eindrucksvollste und weitläufigste ist der Parque General San Martin. 1896 im Stil Englischer und Französischer Gärten angelegt ist dieser Grüngürtel besonders jetzt am Wochenende das beliebteste Ausflugsziel der Mendocinos. Mit Kind und Kegel fallen sie über den Park her. Im Gegensatz zu Chile scheint hier selbst bei 42 Grad im Schatten jeder Sport zu treiben. Im künstlich angelegten Lago Regatta wird gerudert, man sieht verschwitzte Jogger, Mädels auf Inlineskates und Fahrradfahrer in Tour-de-France Montur.
Ich betrete den Park durch die majestätischen Tore. Goldfarbene Ornamente, das Stadtwappen und ein mächtiger Kondor zieren die schwere Eisenkonstruktion.
Das 400 ha umfassende Gelände ist von Straßen und Spazierpfaden durchzogen. Es beherbergt einen Rosengarten, den botanischen Garten, das archäologische Museum, einen natürlich angelegten Zoo und die Universidad Nacional de Cuyo. 34 Skulpturen stehen quer durch den Park verteilt. Eine Stadt in der Stadt. Das beeindruckendste Denkmal ist das Monumento al Ejército de Los Andes auf dem Cerro Gloria. Es wurde zu Ehren der Andenarmee hier platziert. 1817 überquerten die Soldaten um General San Martin die Anden von Argentinien aus, um die spanische Armee aus Chile zu vertreiben. Ich genieße von hier oben den 360 Grad Surround Blick über den Park und die Stadt.
Weintouren rund um Mendoza
Abends ist für mich eine Weintour angesagt, die von meinem Hostel organisiert wird. Mendoza und die umliegende Gegend ist der Weinkeller von Argentinien. Besonders stolz sind sie hier auf Ihren Malbec, den Nationalwein der Argentinier. Stattliche 24.000 Hektar werden für den Anbau der Traube verwendet. Der Abend endet feucht-fröhlich. Dazu passt die Aufschrift des Schildes in der Ecke unserer kleinen Weinbar: Keep calm and drink argentinian wine. Immer wieder gerne…
Es gibt 3 Anbaugebiete in Mendoza. Hier ist ein kurzer Überblick:
- Luján de Cuyo
Lujan de Cuyo liegt 40 Minuten südlich von Mendoza und ist als das Land des Malbec bekannt. Es ist Teil der Hochregion des Mendoza Flußes. Der Großteil der Reben hier sind rote Trauben für die guten argentinischen Rotweine. Obwohl Malbec die beliebteste ist, ist es nicht die einzige Weinrebe. Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Torrontes sind ebenfalls vorhanden. Diese Region gilt als der Ort, an dem Argentiniens Weinbewegung ihren Anfang nahm.
- Maipú
Die Region Maipu liegt südöstlich von Mendoza und hat etwa 20 Weingüter, die kleiner sind als die der umliegenden Regionen. Maipu ist ebenfalls bekannt für sein Olivenöl und eine Region, die für die Fahrradtouren zwischen den Weinbergen beliebt ist.
- Uco Valley
Das Uco Valley liegt 75 Minuten südlich von Mendoza und ist Mendozas jüngste Weinregion. Es ist vor allem für die Produktion von Malbec, Merlot, Pinot Noir, Semillon und Torrontes bekannt. Die natürliche Landschaft um das Uco-Tal macht es zu einer der malerischsten Regionen rund um Mendoza.
Weintouren in Mendoza bieten an: Mendoza Holidays, Ampora Wine Tours und Mendoza Wine Camp.
Anreise nach Mendoza
Mendoza ist per Flugzeug oder per Bus von Buenos Aires erreichbar. Einfacher geht es mit dem Bus von Santiago de Chile (ca. 12.000 Clp) über den Paso Los Libertadores. Die Fahrt ist spektakulär. Plant für die Grenzkontrolle mehr Zeit ein. Insgesamt dauert die Fahrt ca. 5-6 Stunden.
Unterkünfte in Mendoza
$ Gorilla Hostel
Das Gorilla Hostel gehört für mich zu den besten Hostels in Argentinien. Toller Garten mit Pool und jede Menge Aktivitäten werden hier geboten.
$$ Leonidas Design Loft
Sehr schön und modern eingerichtetes Appartement mitten in der Stadt in Laufnähe zu allen Sehenswürdigkeiten.
4 Kommentare
Hey Daniel, Danke für dein Lob an meine Heimatstadt Mendoza. Wann warst du dort? Viele Grüße. Marcelo.
Hola Marcelo, das ist schon wieder fast fünf Jahre her. Es wird Zeit für eine Rückkehr 😉 Viele Grüße Daniel
Mendoza ist eine einzigartige Oase. Seit Jahrhunderten ausschließlich mit Andenwasser versorgt, wird alles Grün (und das ist reichlich) künstlich bewässert. Die schönste Stadt Argentiniens.