Als ich vor vielen Jahren mal vor einer Dokumentation über Mexiko City vor dem Fernseher saß, war für mich klar, dass ich in dieses Land niemals reisen würde. „Eine der gefährlichsten Städte der Welt, wenn nicht die Gefährlichste“, hieß es damals über die Hauptstadt. Seitdem bin ich viel gereist, habe kaum noch TV geschaut und so die Erfahrungen gemacht, dass eigentlich jedes Land mit Sicherheitsproblemen viel besser ist, als sein Ruf. Und so rutschte Mexiko doch schrittweise immer weiter nach oben auf meiner Bucket-List, bis ich im Oktober 2015 endlich da war.
Mexiko! Das heißt atemberaubende Wellen, lange Tanznächte, bunte Feierlichkeiten, Jahrtausend alte Geschichte, einmalige Natur, Pyramiden, Kolonialstädte, Kultur. Und es gibt einen Staat in Mexiko, der das all besonders verkörpert. Es ist das magische, farbenfrohe Oaxaca (bitte einmal laut aussprechen! – O A C K A).
Auf ins farbenfrohe Oaxaca
Eigentlich lag es gar nicht so richtig auf meiner Reiseroute. Doch ein mexikanisches Pärchen sagte mir, „willst du das typische Mexiko erleben, mit all seinen Facetten, freundlichen Menschen, leckerem Essen, dann musst du nach Oaxaca reisen“. Also änderte ich kurzfristig meine Acapulco-Pläne und buchte ein Busticket von Puebla nach Oaxaca de Juárez, der gleichnamigen Hauptstadt des Staates.
Kaum in der Stadt angekommen, war ich auch schon begeistert! So hat mich eine helle, nette, kleine Kolonialstadt willkommen geheißen. Das kulturelle Angebot hat mich umgehauen und das leckere Essen einige Pfunde mehr auf meine Hüften gezaubert. Indigene Völker aus der Umgebung tragen auf täglichen Märkten ihr Handwerk zur Schau und zusammen mit interessanten Künstlern sorgen sie für ein buntes Bild in der Stadt.
Entspannung und Freizeitstress in Oaxaca-Stadt
Oaxaca Stadt bietet dem Besucher mit all seinen Möglichkeiten die Qual der Wahl. Entspannt in einem der wirklich fantastischen Cafés sitzen und die Leute beobachten? Oder lieber doch bei einer Yoga-Session relaxen? Am Zócalo bummeln gehen oder durch die hippen Künstlerläden laufen oder vielleicht eine der vielen stattfindenden Ausstellungen beiwohnen? Am Abend bei einer Fahrradtour mit Einheimischen zwei Stunden durch die Stadt fahren oder lieber mit Blick auf die Kathedrale ein Margarita schlürfen?
Da hilft nur ein Tipp! Du solltest dringend genug Zeit mitbringen, um diese Stadt vollumfänglich zu erleben.
En Vía hilft Frauen in den ländlichen Regionen
Die Menschen in Oaxaca sind unglaublich gastfreundlich und herzlich. Und doch gehören die Menschen in diesem Staat zu den Ärmsten im Land und die Probleme Mexikos sind natürlich auch hier allgegenwärtig.
Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich in Oaxaca auf die Organisation En Vía aufmerksam geworden bin. Die gemeinnützige Organisation hat sich dazu verschrieben, Frauen in den ländlichen Regionen rund um die Stadt sozial zu unterstützen. Dabei fördert En Vía die Gründung von Unternehmen durch die Frauen und bietet neben zinslosen Krediten auch die Vermittlung von betriebswirtschaftlichem Know-how.
Um die zinslosen Kredite anzubieten, veranstaltet En Vía Touren für Reisende. Für circa 50 Euro habe ich alles über die Organisation erfahren und wir sind damals zu den Frauen in die Umgebung Oaxacas rausgefahren, um sie kennenzulernen. Das war eine einmalige Erfahrung. So durfte ich unglaublich kreative, inspirierende, smarte und freundliche Frauen treffen und eine für mich bisher unbekannte Bevölkerungsschicht besser verstehen lernen.
Um Oaxaca herum – Hierve del Agua
Als ich oben von dem Freizeitstress schrieb, habe ich noch gar nicht erwähnt, was die Stadt noch in ihrer Gegend zu bieten hat. Ruinen, Naturparks, Wasserfälle!
Ein absolutes Highlight um Oaxaca ist Hierve del Agua. Dabei handelt es sich um natürliche Steinformationen, die in die Höhe ragen und eine Art künstlichen Wasserfall bilden. Weil über Jahrtausende der wohl irgendwann mal existente Wasserfall seine Tropfen dem Gestein übergeben hat, sind seine Formationen in die Form des Wasserfalls übergegangen. Am Kopf des Naturwunders haben sich natürliche Pools gebildet, in denen du auch noch baden kannst. Sie runden das pure Erlebnis dieses einmaligen Ortes ab.
Übrigens: es gibt Touren in Oaxaca, die einen Besuch des Ortes Hierve del Agua einschließen. Wir sind damals mit Leuten aus dem Hostel in einem Taxi gefahren und waren sehr froh darüber. So hatten wir viel Zeit an diesem magischen Ort und mussten nicht, wie während einer Tour, nach einer Stunde wieder weiter. Es ist ratsam, mit dem Taxifahrer einen Tagesdeal auszuhandeln, so dass dieser auf dich wartet. Der Ort ist doch etwas abgelegen und wir fanden es gut zu wissen, wie wir wieder zurück kommen.
Die Pyramiden um Monte Albán
Ein bisschen mehr Kultur boten die Pyramiden von Monte Albán. Hier kommt die Jahrtausend-alte Geschichte der Region zum Vorschein, denn schon circa 500 v.Chr. wurde Monte Albán wohl von den Zapoteken besiedelt. Monte Alban liegt auf Terrassen, die aus einem Berg gehauen sind, etwa 400 m über dem Talboden. Es gibt massive Tempel auf der Gran Plaza, einen großen Ballspielplatz, Tunnel, die Gebäude miteinander verbinden, ein Observatorium, Gräber voller Schätze und einzigartige Steinschnitzereien, die als „Los Danzantes“ bekannt sind. Es ist eine der größten und wichtigsten archäologischen Stätten in ganz Mexiko.
Wer geschichtliches Interesse hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Für mich war es einfach nur grandios, an diesem anmutigen Platz zu stehen, die Schaffungskraft der Menschen vor diesen vielen Jahrhunderten zu bewundern und ein paar schöne Fotos zu machen.
Ruhe und Entspannung in Ixtlán
Länder zu bereisen und sich dabei ein bisschen fernab der betretenen Pfade zu bewegen, ist immer eine spannende Erfahrung. Im Hostel wurde mir Ixtlán empfohlen, ein kleiner Ort circa 65 Kilometer nördlich in den Bergketten von Oaxaca. Es stand nicht im Lonely Planet und ein paar Hütten im Wald wurden angepriesen als der Ort, wo die Mexikaner Urlaub machen. Perfekt!
Ein Bus brachte mich in die richtige Richtung und nach ein paar verwirrten Unterhaltungen auf dem Marktplatz in Ixtlán, konnte ich mich am Ende erklären. Ein Jeep brachte mich dann in den Erlebniswald vor den Toren Ixtláns, mit seinen Waldhütten. Und es war wunderbar. Tatsächlich war kein anderer Reisender zu sehen, ich konnte wandern, Natur einatmen, den Bäumen beim wachsen zusehen, Tiere beobachten und mit dem Sonnenuntergang wurde der Kamin in meiner Hütte angezündet. Romantik pur.
Surfspass im Süden
Dennoch wollte ich nach ein paar Tagen der Ruhe weiter. Viel zu verlockend waren die guten Gerüchte aus Oaxacas Süden. So sollte Puerto de Escondido, zehn Busstunden südlich, mit einmaligen Wellen aufwarten. Für mich mit großem Surfer-Herzen so etwas wie ein Paradies.
Und tatsächlich hielt Puerto de Escondido das, was es versprochen hat. Obwohl der Ort selbst etwas herunter gekommen ist, bieten die Strände grandiose Wellen und vor allem für jedes Surferlevel vom Anfänger bis zum Pro etwas. Während sich die erfahrenen Surfer in die weltberühmte Zicatela stürzen, um manchmal mit gebrochenen Boards wieder heraus zu kommen, zog es mich eher zum Spot La Punta.
Dabei wurde mir zum Verleih der Boards die Oasis Surf und Language School empfohlen. Die Schule gehört dem ehemaligen, mexikanischen Surfprofi Roger Ramirez, der ebenso Unterricht gibt und eigene Boards anfertigt. Am Ende habe ich hier eine Woche lang Spanisch-Unterricht genommen, mir Surfboards geliehen und dann sogar noch von Roger ein, zwei Stunden Unterricht bekommen. Mit dem Vibe der Schule, den Leuten dort und dem Ort selbst war das eine überragende Woche und ich kann mich all den guten Empfehlungen nur anschließen.
Erlebe Oaxaca, erlebe Mexiko
Das mexikanische Pärchen aus Puebla hat mich auf den Weg nach Oaxaca geschickt und ich bin unendlich dankbar dafür. Mit ihrem Tipp haben sie mich auf eine fantastische Reise durch ihr Land geführt, auf dem ich herzliche und kreative Menschen, farbenfrohe Kleider, leckeres Essen, süffige Margaritas, tolle Wellen, naturbelassene Wälder, verrückte Taxifahrer und wunderbare Naturwunder erlebt habe.
Sicherlich hat Mexiko seinen Teil an Kriminalität und Problemen. Das ist nicht wegzudiskutieren. Dafür hat dich Daniel ja in seinen Beiträgen zum Thema Sicherheit auch schon sensibilisiert. Mit offenen Augen, gesundem Menschenverstand und immer auf deinen Bauch hörend, wirst du in diesem schönen Teil der Erde aber sehr wahrscheinlich eine unvergessliche Zeit haben. Deswegen lautet mein Appell: bereise Oaxaca und erlebe Mexiko!
Dies ist ein Gastbeitrag von Christin vom Reiseblog Frau Wanderlust
Frau Wanderlust aka Christin hat während ihrem Studium irgendwann entdeckt, dass Reisen und das Unterwegs sein sie doch weiterbringen, als irgendeine Karriereleiter hoch zu klettern. Seitdem versucht sie den Spagat zwischen dem Arbeiten und Reisen und war auf mehreren Weltreisen in 50 Ländern auf 5 Kontinenten. Auf ihrem Blog Frau Wanderlust schreibt sie darüber, wie du das Reisen mit dem Leben in der Heimat und dem Arbeiten verbinden kannst. Außerdem ist sie bald auch wieder auf Reisen durch Südamerika und zwar in Kolumbien und Patagonien.
Ich hoffe, das dir der Gastbeitrag von Christin gefällt und du nun richtig Lust hast, nach Mexiko zu reisen. Wir freuen uns über dein Feedback!
4 Kommentare
Der getrocknete Wasserfall ist ja der Hammer! Allgemein super schön der Bericht. Und die Bilder echt klasse.
Danke 🙂 Mexiko ist richtig schön!
Ich bin jetzt auch nochmal auf diese Zeilen gekommen und sehe deinen Kommentar, Nadine. Der Wasserfall ist wirklich der Hammer gewesen. Da lohnt sich die Reise, versprochen 🙂