El Salvador galt lange Zeit als das gefährlichste Land in Mittelamerika. Der Ruf eilt dem kleinsten Land Mittelamerikas weiterhin hinterher – dabei befindet sich El Salvador im Wandel.
Durch die neue Regierung um den jungen Präsidenten Nayib Bukele ist das Land eines der sichersten in Mittelamerika geworden. Und auch touristisch bietet El Salvador einige spannende Reiseziele, die authentisch und wenig überlaufen sind.
Ob für Surfer, Vulkanfans oder einfach zum Entspannen – es gibt beim Nachbarn von Guatemala viel zu entdecken! Ich habe El Salvador im Zuge meiner Mittel- und Südamerika-Reise für zwei Wochen bereist und möchte dir in diesem Gastbeitrag die Highlights inklusive Insidertipps vorstellen. Zudem erfährst du, was El Salvador für mich zu einem der besten Länder Mittelamerikas gemacht hat.
Kratersee des Vulkan Santa Ana
Das bekannteste Fotomotiv des kleinen mittelamerikanischen Landes ist sicher der türkisfarbene Kratersee des aktiven Vulkans Santa Ana – oder unter den Einheimischen auch Vulcano Llamatepec genannt.
Der Vulkan befindet sich im Nationalpark Cerro Verde und ist mit 2381 Metern der höchste der insgesamt 25 Vulkane in El Salvador. Für den beeindruckenden Blick in den Vulkankrater musst du eine zweistündige Wanderung auf dich nehmen – diese ist mit etwas Fitness jedoch gut zu schaffen. Wer in Guatemala bereits Vulkane bestiegen hat, für den wird es keine große Herausforderung!
Die meisten Touristen übernachten in der drittgrößten Stadt des Landes – Santa Ana. Die Stadt in der Nähe der guatemaltekischen Grenze empfängt Touristen mit Authentik und schöner Architektur.
Für die Anreise zum Startpunkt der Vulkanwanderung brauchst du etwa 1-2 Stunden. Je nachdem, ob du mit dem Mietwagen oder Motorrad anfährst – oder den lokalen Bus wählst. Alternativ kannst du auch eine Tour mit Abholung in deinem Hotel buchen, du zahlst hier jedoch entsprechend etwas mehr.
Der Bus fährt dich direkt bis zum Startpunkt der Wanderung, allerdings fährt er nur einmal täglich um 7:30 Uhr ab. Abfahrtsort ist an der 16 Avenida Sur, Ecke 11 Calle Poniente (Google Maps) und der Preis beläuft sich auf 0,70 USD.
Besteigen darfst du den Vulkan nur mit einem offiziellen Guide – diese warten bereits auf die Touristen am Startpunkt der Wanderung. Um 9 Uhr geht es los und du bist meistens in einer größeren Gruppe unterwegs. Die Kosten belaufen sich auf 3 USD für den Guide und 6 USD für den Parkeintritt.
Du kannst auch später loswandern und dir einen der anderen Guides schnappen – dann musst du jedoch mit einem Preis von mindestens 20 USD für den Guide rechnen.
Ist das Organisatorische geschafft, kann es endlich losgehen. Zunächst wanderst du durch einen idyllischen kleinen Wald recht eben und entspannt bis zum ersten Aussichtspunkt. Hier kannst du Treppen auf ein kleines Holzhäuschen hinaufgehen und eine grandiose Sicht auf den Lago de Coatepeque und die benachbarten, kleineren Vulkane genießen.
Danach wird der Untergrund gerölliger und steiler, dafür hast du fast durchgehend einen faszinierenden Ausblick auf das Umland des Vulkans. Nach etwa zwei Stunden hast du es geschafft – spätestens der Blick auf den türkisfarbenen Kratersee wird dich die Anstrengung vergessen lassen.
Nicht nur die Farbe des Kratersees, auch der aufsteigende Dampf lässt den Blick kaum abschweifen. Anschließend geht es für etwa eine Stunde wieder bergab mit vielen neuen Eindrücken.
Hinweis: Nimm dir auf jeden Fall genug zum Trinken und ausreichend Sonnenschutz mit! Vor allem der zweite Abschnitt bietet nur wenig Schatten. Entsprechend empfiehlt es sich auch möglichst früh loszuwandern.
Entlang der Ruta de las Flores
Als weiteres Highlight wird oft die Ruta de las Flores angepriesen. Sie bezeichnet einen Rundweg entlang kleiner Dörfer rund um den Lago de Coatepeque.
Auf der Strecke erwarten dich, wie der Name schon verrät, einige Blumen, die ich so aber auch an vielen anderen Orten in El Salvador gesehen habe. Zwar gehörte die Ruta de las Flores selbst nicht zu meinen persönlichen Highlights in El Salvador, jedoch kannst du hier noch tiefer in das authentische Land eintauchen und die netten Menschen näher kennenlernen.
Zudem kannst du die Route perfekt mit einem Besuch am im nächsten Punkt behandelten See kombinieren. Ein Bus von Santa Ana (Abfahrtsort) verbindet alle Dörfer der Ruta de las Flores miteinander. So kannst du eins nach dem anderen abklappern.
Alternativ nimmst du das Mietauto oder du kannst auch wieder eine geführte Tour von Santa Ana buchen – dies halte ich für die Ruta de las Flores jedoch für überflüssig.
Am besten hat mir das Dorf Ataco de Concepción gefallen. Hier kannst du 15 Minuten zu einem kleinen Aussichtspunkt wandern, der dir einen schönen Blick auf das gemütliche Dorf ermöglicht. In dem Dorf findest du auch viele kleine, gemütliche Restaurants.
In dem für Mittelamerika typischen zentralen Platz in der Mitte des Dorfes kannst du das Treiben der Einheimischen beobachten. Touristen sind hier nicht alltäglich, entsprechend neugierig sind die Einheimischen. Du wirst wahrscheinlich des Öfteren angesprochen. Warum dies einer meiner El Salvador Highlights war, erfährst du noch am Ende meines Gastbeitrags.
Ebenfalls lohnend ist der kleine Labyrinth-Park in Apaneca. Hier kannst du dich in ein grünes Heckenlabyrinth begeben und auch sonst bietet der kleine Park einige Aktivitäten wie Fahrrad fahren auf einem dünnen Seil oder Canopy-Touren. Auch das anliegende Café ist sehr gemütlich und einladend gestaltet, auch wenn die Snacks und der Kaffee nichts Besonderes waren.
Restaurant-Tipp: Gutes Essen gab es im Portland Grill & Bar in Ataco. Hier wurde ich im Verhältnis zu anderen Restaurants in El Salvador auch schnell bedient!
Lago de Coatepeque
Neben dem Santa Ana-Vulkan gehörte der Lago de Coatepeque definitiv zu meinen El Salvador-Highlights. Der See erinnert ein wenig an eine kleine Version des Gardasees in Italien oder des Lago Atitlan in Guatemala. Nur eben viel authentischer und weniger überlaufen!
Du kannst auf den umliegenden, höher liegenden Straßen um den See herumfahren und den beeindruckenden Blick auf den See genießen. Immer wieder gibt es kleine Aussichtspunkte mit Ständen von Einheimischen, bei denen du kühle Getränke oder leckere Früchte kaufen kannst.
Die beste Anlaufstelle direkt am See ist das Captain Morgan Hostel. Du musst dort nicht übernachten, um das Hostel zu besuchen. Einzig ein gewisser Verzehr im Restaurant ist erwünscht. Das Essen und der Service konnten mich hier zwar keinesfalls überzeugen, um so schöner ist aber das Ambiente. Auf Holzstegen ins Wasser gebaut, ist das Hostel stylisch und gemütlich eingerichtet. Das Restaurant hat schöne Sitzgelegenheiten direkt am Wasser und eine coole Schaukel mit Blick auf den See.
Zudem kannst du hier Kayaks, SUPs oder sogar Jetskis stundenweise mieten. Auch das Baden soll hier super erfrischend sein – da wir auf dem Motorrad unterwegs waren und keine Wechselklamotten dabei hatten, haben wir darauf jedoch verzichtet.
Ich weiß leider nicht, wie die Zimmer in dem Hostel sind. Wer einfach mal entspannen will, der kann hier jedoch sicher gut ein paar Nächte verbringen. Bist du mobil, hast du von hier auch eine kürzere Anreise zum Santa Ana-Vulkan und zur Ruta de las Flores als von der Stadt Santa Ana aus.
Tipp für Abenteuerlustige: Ich habe mir damals mit Freunden, die ich in Honduras kennengelernt habe, Motorräder geliehen und bin damit um den Lago de Coatepeque und die Ruta de las Flores entlang gefahren – ein Gefühl von Freiheit pur. Es ist jedoch Vorsicht geboten, es gibt auf dem ersten Teil der Strecke von Santa Ana aus viele Schlaglöcher. Gemietet haben wir uns die Motorräder bei Ricks Rental.
El Tunco – das Surfermekka in El Salvador
Der Ort, an dem der Aufschwung El Salvadors am deutlichsten zu spüren war, ist der kleine Surferort El Tunco in der Region La Libertad an der Pazifikküste.
Willst du in das kleine Zentrum mit seinen Bars und Restaurants, sowie dem Strand, musst du eine Schranke durchqueren. So sollen ungebetene Gäste ferngehalten werden und die Sicherheit erhöht werden. Die Bars und Restaurants sind sehr hip gestaltet, typisch Surferort halt.
Warum man hier den Aufschwung El Salvadors am deutlichsten spürt? Auch hier ist noch nicht viel Tourismus angekommen. Jedoch wirst du nach deiner Ankunft sofort merken, dass die Einheimischen sich auf Großes vorbereiten. Die Restaurants und Bars sind teilweise riesig und für viele Besucher ausgelegt – obwohl ich zu Beginn der Hauptreisezeit in El Tunco war, waren nur wenig Touristen dort.
Zum einen lebt der Surferort von den Junior Surfing Championships, die hier jedes Jahr zwischen Mai und Juni stattfinden. Gleichzeitig erhoffen sie sich laut einem Restaurantbesitzer, mit dem wir uns unterhalten haben, einen weiteren Aufschwung des Tourismus in den nächsten Jahren.
Der Strand selbst in El Tunco ist übrigens nichts Besonderes, es ist ein wenig einladender Steinstrand. Die Authentizität, die El Salvador für mich ausgemacht hat, fehlte in El Tunco. Wirklich lohnend ist ein Besuch vor allem für Surfer – oder du mietest dir ein Zimmer in den schönen und noch günstigen Resorts zur reinen Entspannung.
Die benachbarten Orte kannst du ebenfalls einfach mit dem Bus erreichen – auch hier gewinnen Städte und Strände aber keinen Schönheitswettbewerb.
Geheimtipp: Etwas außerhalb von El Tunco (genau genommen schon in La Libertad) befindet sich das riesige Restaurant Cervecería Chapultepec mit einem wahnsinnig schönem Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang. Wir waren dort fast alleine und das Ambiente fühlt sich fast wie ein hipper Beachclub in Ibiza an. Auch die Preise waren unschlagbar günstig und das Essen gut!
Unterkünfte in El Tunco suchen & buchenTransport in El Salvador
El Salvador ist klein – entsprechend einfach ist es von A nach B zu kommen. Du kannst die Busse nehmen, deren Zustand in Ordnung sind und die Fahrten sind sehr preiswert. Abfahrtsort und -zeit ist oft nicht so einfach herauszubekommen. Dafür fragst du am besten in deinem Hostel oder Hotel nach. Aus Sicherheitsgründen würde ich hier nur zu Fahrten am Tag raten.
Ein Erlebnis ist die Fahrt mit den sogenannten „Chicken Buses.“ Dies sind bunt bemalte, amerikanische Schulbusse. Sie sind in der Regel überfüllt, aber sie bringen dich so ziemlich überall hin, und das super günstig.
Da El Salvador recht klein ist, brauchen die meisten Busse eine Stunde oder weniger. Auf der Seite Centro Coasting findest du fast alle Routen in El Salvador.
Alternativ gibt es Shuttle-Services für Touristen, die dich zu den typischen Touristen-Spots fahren.
Hier wirst du von deiner Unterkunft abgeholt und auch bei deiner nächsten Unterkunft abgesetzt. Zudem teilst du dir den Shuttle mit anderen Touristen. Hier kommst du immer gut in Kontakt mit anderen Reiselustigen. Die Preise sind jedoch für El Salvador verhältnismäßig teuer. Organisieren kannst du dir den Shuttle in der Regel ganz einfach über deine Unterkunft.
Ist El Salvador sicher?
Da die Sicherheitsbedenken bei El Salvador nach wie vor bei den meisten Reisenden sehr hoch sind, möchte ich darauf noch einmal näher eingehen. Wie bereits zu Beginn des Beitrags erwähnt, gibt es seit 2019 eine neue Regierung in El Salvador.
Diese versucht, das Land sicherer zu machen und den Tourismus anzukurbeln. Auch die Infrastruktur wurde seitdem stark ausgebaut. Natürlich gibt es nach wie vor viel Drogenschmuggel in El Salvador und du kannst dich definitiv nicht so frei bewegen wie in den meisten Orten Europas.
Ich habe mich jedoch in meinen bereisten Orten zu jedem Zeitpunkt sehr sicher gefühlt. Die Einheimischen waren stets sehr nett und haben sich über Touristen gefreut. Du kannst auch immer in deiner Unterkunft nachfragen, welche Ecken sicher sind und welche du eher meiden solltest. Grundsätzlich gilt wie in ganz Mittel- und Südamerika:
- Verhalte dich aufmerksam und mit Verstand
- Meide unbelebte Orte nach Eintritt der Dunkelheit
- Trage deine Wertgegenstände nicht offensichtlich zur Schau
- Erkundige dich in Hotels und Hostels vorab, welche Orte zu meiden sind
- Vorsicht mit übermäßigem Alkoholgenuß -> einfache Beute!
- Halte dich von anderen Drogen fern
- Meide die Hauptstadt San Salvador, sie gilt als recht unsicher
Hältst du dich an die Regeln, brauchst du kein ungutes Gefühl auf deiner El Salvador Reise zu haben. Passieren kann natürlich immer was – ich habe mich jedoch in ganz Mittelamerika nur in Costa Rica sicherer gefühlt.
4 Gründe für einen Besuch von El Salvador
- Fernab vom Massentourismus: El Salvador wird von vielen Reisenden aufgrund seines Rufes übersprungen. Entsprechend wenig anderen Touristen wirst du auf deiner Reise begegnen. Du erlebst das Land von seiner authentischen Seite und kannst in das Leben der Einheimischen eintauchen, wie in wohl keinem anderen Land in Mittelamerika. Entsprechend niedrig sind übrigens auch die Preise in El Salvador – wer weiß, wie lange das noch so bleibt, wenn der Aufschwung des kleinen Landes anhält. Jetzt ist die perfekte Zeit für eine Reise nach El Salvador!
- Die Menschen: Ich bin grundsätzlich ein skeptischer Mensch, wenn mir jemand auf Reisen in Ländern mit mehr Armut als in Deutschland zu freundlich ist. In El Salvador hatte ich jedoch wie in keinem anderen Land das Gefühl, dass die Menschen sich einfach über meine Anwesenheit gefreut haben. Sie begegneten mir mit einer sehr herzlichen und freundlichen Art und ich hatte in keinem Moment das Gefühl, sie wollen mir jetzt etwas andrehen oder mich abzocken. Die Menschen freuen sich über den Aufschwung ihres Landes und sehen den Tourismus als einen Teil davon.
- Die Natur: Vulkane, Seen, Dschungel, Strand – das kleinste Land Mittelamerikas hat für seine Größe eine beachtliche Vielfalt an Natur. Und es gibt noch viel mehr zu entdecken, als ich es in knapp zwei Wochen getan habe! Besteige weitere Vulkane, begebe dich weiter in den Dschungel oder besuche einen der noch weniger touristischen Seen im Land. Du kannst die wunderschöne Natur teilweise für dich ganz alleine genießen und mit aller Ruhe tolle Erinnerungsfotos schießen. Es warten viele Abenteuer auf dich in El Salvador!
- Die Nachbarländer: Die meisten Reisenden, die ich in El Salvador getroffen habe, bereisten mehrere Länder. Und auch die Nachbarländer haben viel zu bieten. Ob eins der vielen Abenteuer in Mexiko, Mayaruinen in Guatemala, Sandboarding einen Vulkan hinunter in Nicaragua oder einen der billigsten Tauchscheine der Welt in Honduras – starte dein großes Abenteuer durch Mittelamerika.
Dies ist ein Gastbeitrag von Tim Schoster
Reisen ist die große Leidenschaft von Tim. Bereits während seines Studiums hat er, so oft es ihm möglich war, die Welt bereist. Mit seinem Auslandssemester auf Bali, sowie Praktika in Südafrika und Namibia konnte er zudem spannende internationale Berufserfahrung sammeln.
Nachdem er letztes Jahr sein Masterstudium in „Sport-, Medien- und Kommunikationsforschung“ an der Deutschen Sporthochschule in Köln erfolgreich abgeschlossen hat, reist er seit Oktober durch Mittel- und Südamerika. Dabei arbeitet er aus dem Ausland im Bereich Content-Marketing für ein Immobilien-Unternehmen, sowie freiberuflich für ein Reiseportal.