Reiseblogger berichten in der Regel von traumhaften Stränden, der tollsten Stadt, coolsten Spots und jedem heißen Scheiß, der noch irgendwie sehenswert erscheint. Doch was ist eigentlich mit Städten, die hässlicher sind als die Frisur von Angela Merkel?
Über die wird selten berichtet und dennoch kann es passieren, dass du unerwartet oder aufgrund fehlenden Wissens in diesen Orten landest und denkst….“Fuck!, warum hat mir das vorher keiner gesagt und…wie komme ich hier schnell wieder weg?“ Damit du auf deiner Reise durch Südamerika gewappnet bist und im Vorfeld Bescheid weißt, hier 6 Städte in Südamerika, die du getrost links liegen lassen kannst.
1. Calama, Chile
Calama ist eine Stadt im Norden Chiles und das Tor zur bei Reisenden äußerst beliebten Atacama Wüste.
Die Stadt gehörte mal zu Bolivien und hieß früher Chiu – Chiu, was mir wesentlich besser gefällt, denn dann wäre an dieser Stadt zumindest der Name cool. 1840 wurde sie in Calama umbenannt und gehört seit dem Salpeterkrieg 1879 zu Chile. In der Nähe von Calama befindet sich ein riesiges Kupferabbaugebiet und die größte Miene der Welt.
Und da wären wir auch schon bei dem Punkt, warum Calama auf dieser Liste zu finden ist. Verstaubte, braungefärbte Straßenzüge durchziehen die mit lieblosen Zweckbauten versehene Stadt. Die Minenarbeiter, die hier tagtäglich ihrem Knochenjob nachgehen, suchen abends nach einem Funken Abwechslung in den vielen zwielichtigen Bars. Der Alkohol fließt in Wasserfällen (gibt ja auch nichts besseres zu tun) und deswegen ist es ratsam, hier nach Einbruch der Dunkelheit schleunigst die Kurve zu kratzen. Es sei denn, du stehst auf Kampfsaufen und Kneipenschlägereien.
Also, solltest du per Flugzeug, Bus oder aus welch auch immer unerklärlichem Grund hier landen, sieh zu, das du dich möglichst schnell in die Wüste verziehst.
2. Punta del Este, Uruguay
Ok, jetzt wird es subjektiv, denn du wirst Punta del Este in jedem Reiseführer über Uruguay finden.
Gepriesen als das Mekka der Schönen und Reichen, die hier ihre chirurgisch getunten Astralkörper auf den vorgelagerten Luxusyachten tummeln. Und obendrauf noch die „gemeinen“ tausend Urlauber, die im Sommer über die Stadt einfallen wie Fliegen in einen Kuhstall. Muskelgestählte argentinische Machos, braungebrannte „Mein Tanga ist noch knapper als deiner“ Barbiepuppen und mittendrin ausländische Kreuzfahrt-Touristen, die es nicht besser wissen oder froh sind, dass hier in der weiten Ferne doch alles so ist wie „daheim auf Malle“.
Dazu unpersönliche Restaurants und Strände, die schon morgens einem Ameisenhügel gleichen. Es soll durchaus Menschen geben, die eine zwanghafte Neigung zu solchen Orten besitzen. Ich hoffe, dass du, mein lieber Leser, nicht dazu gehörst 😉
Leute, schnappt Euch den Bus und ein Surfbrett, fahrt ne Stunde länger die Küste hoch nach Cabo Polonio oder Punta del Diablo und habt die Zeit Eures Lebens.
Lies hier meinen Reisebericht zu Cabo Polonio
3. Uyuni, Bolivien
Kennt ihr die Mad Max Filme mit Ihren postapokalyptischen Orten? Uyuni wäre der perfekte Ort für eines dieser Endzeitszenarios. 1889 als Militärstandort gegründet beschränkt sich der Charme der Kleinstadt auf die Aussicht, sich mit einem der hundert wartenden Allradvehikel schnell aus dem hier zahlreich vorhandenen Staub zu machen. Klimatisch schlagen hier auf der Höhe von 3675 Metern die Extreme zu – von unerträglich heiß bis arschkalt.
Schon scheiße, das man auf seinem Weg zur Schönheit (Salar de Uyuni) erstmal die häßliche, angestaubte Schwiegermutter knutschen muss. Versucht erst gar nicht, hier ein annehmbares Hostel zu bekommen – es gibt nämlich keins. Trostlose Absteigen mit Plastikmöbeln und Restaurants, die so einladend wirken wie ein Dinner mit den Jacob Sisters.
Ein trauriges Bild gibt auch der südlich von Uyuni gelegene Zugfriedhof Cementerio de los Trenes ab. Als hätten es die Züge hier in der rauen Bergwelt nicht schon schwer genug gehabt. Wenigstens geben die Stahlkolosse noch ein einigermaßen brauchbares Fotomotiv ab.
Zack, rein ins Auto und mit Vollgas zum Salar de Uyuni, der Dir wieder ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern wird.
4. La Oroya, Peru
Dieser Ort 150 Km nördlich von Perus Hauptstadt Lima ist nicht nur derbe häßlich, sondern auch eine extreme Gefahr für die Gesundheit. Das Bergbau-Zentrum von Peru gehört zu den zehn durch Umweltgifte verseuchtesten Städte der Welt.
7 von 10 Einwohnern haben laut einer Studie so viel Blei im Blut, dass die Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten werden. Dazu kommt noch, das die Abwässer der Hütten mit Schwermetallen belastet, die Abgase schwefelhaltig und mit Blei, Arsen und Cadium angereichert sind. Niederschläge bilden hier in erheblichem Umfang sauren Regen, der die potentiellen Anbauflächen rund um die Stadt genauso wie den Río Mantaro belastet.
Also mach einen großen Bogen um diese Stadt und reise zu den zahlreichen traumhaften Plätzen in Peru. Wo das sein kann, verrät Dir dieser Beitrag.
5. Brasilia, Brasilien
Die Hauptstadt von Brasilien ist so steril wie der Op Saal im Kreiskrankenhaus Wanne-Eickel. Als Architekturwunder gepriesen, wurde die Stadt Mitte der 50er aus der brasilianischen Pampa gestampft und ist so langweilig, dass selbst die Abgeordneten am Wochenende fluchtartig die Heimreise antreten. Einzig in den Vorstädten, die damals am Reißbrett gar nicht vorgesehen waren, spielt sich etwas mehr Leben ab. Abends klappen in Brasilia die Bürgersteige hoch und man fühlt sich eher wie in der westfälischen Provinz als in einem durch den Karneval geprägten Land.
Das missratene Retortenbaby wurde von dem bekannten Architekten und bekennenden Kommunisten Oscar Niemeyer gestaltet. Alles wirkt furchtbar kalt und künstlich. Fußgänger und Stadtbummel sind hier nicht vorgesehen – alles wurde auf Autos ausgelegt. So auch die 12-spurige Avenida Monumental, die Längsachse dieser Utopie der Moderne, die so gar nichts gemein hat mit der kolonialen Vergangenheit des Landes. Und selbst Niemeyer blieb nach Fertigstellung von Brasilia lieber in seiner Wohnung in Rio de Janeiro. Warum wohl?
Einzig und allein Architekturstudenten werden hier ein wenig Spaß haben…aber auch nur tagsüber!
6. Ushuaia, Argentinien
Ok, die geografischen Gegebenheiten machen die äußerst zweifelhafte Stadtplanung von Ushuaia wieder wett. Obwohl, von Planung zu sprechen ist sehr geschmeichelt. Alles wirkt wahllos in die Landschaft hineingebaut. Gasöltanks, stinkende Fabriken und die mit Parkplätzen zugepflasterte Hauptstraße trüben zudem den Eindruck des sonst so eindrucksvollen Umlandes. Dazu kommt, das Ushuaia zu den teuersten Orten im sonst preislich angemessenen Argentinien gehört. Die Konsumgüter müssen über weite Strecken aufwendig in die Stadt gekarrt werden.
Idyllisch am Beagle Kanal gelegen hat die Stadt eigentlich die perfekte Lage, doch leider ist sie zu einer Art Touristenabsteige für Antarktisbesucher verkommen. Es ist nicht alles schlecht – man kann von hier aus tolle Ausflüge in alle Ecken Feuerlands unternehmen. Nur in der Stadt aufhalten musst du dich nicht wirklich lang.
Was sind deine Erfahrungen von Orten, die man in Südamerika getrost von der Reiseplanung ausschließen kann?