Chile ist ein wahrer Traum für Naturfreunde. Über das Land verteilt findest du 36 Nationalparks, die mit gut erschlossenen Trekking-Trails und landschaftlicher Vielfalt darauf warten, von dir bezwungen zu werden.
Zugegeben, Wandern war früher für mich ein rotes Tuch und was für alte Leute. Meine Eltern fanden es toll. Und wer musste immer mit? Ich. Ganz toll. Die ersten längeren Aufenthalten in Südamerika waren aber sowas wie der Turnaround in Sachen Trekking (klingt auch viel cooler als Wandern) und heute genieße ich jeden Moment im Einklang mit der Natur und auf den Berggipfeln der Anden. Man hat ein fest definiertes Ziel, eine wunderbare Landschaft und kann perfekt vom Alltag abschalten.
Die Mitte Chiles wird von vielen Reiseführern sträflich vernachlässigt. Dabei bieten die Anden rund um Santiago und in der Zentralregion des Landes jede Menge Touren – einige bis zu 6500m hoch (für die Hartgesottenen unter Euch). Einfache Organisation, kurze Anreise und optimales Klima sind neben der landschaftlichen Schönheit die größten Vorteile der Region.
Du siehst, es gibt also noch mehr als Atacama und Patagonien in Chile. Hier meine selbst erprobten Lieblingsorte zum Trekking in Zentralchile:
Reserva Nacional Altos de Lircay
Verträumt und menschenleer (selbst in der Hochsaison bist du hier so gut wie ungestört) inmitten eines Südbuchenwaldes liegt das Reserva Altos de Lircay und lockt mit mehreren Wanderwegen des mittleren Schwierigkeitsgrades. Durch einen Laubwald geht es zum Aussichtsfelsen Piedra de Aquila (45 min.) oder zum Hochmoor Majadilla (2 Std.) auf einem Bergrücken mit atemberaubenden Blick über die Zentralanden.
Es lohnt sich ein Abstecher auf den Peine (2450m) oder weiter nach Enladrillado, einer steinernen, flachen Plattform, die, so mögen es einige Augenzeugen berichten, Ufos als Landeplatz dienen soll. Aber auch ohne die fliegenden Untertassen lohnt sich die Wanderung. Im Westen sieht man von hier den Krater des Vulkan Descabezado und nebenan den spitzen Gipfel des Cerro Azul.
Ein Highlight im Reserva ist die Laguna del Alto, eine kleiner Bergsee, eingerahmt von Berggipfeln, die sich auf der Wasseroberfläche spiegeln. Am Ufer der Lagune kannst du dein Zelt aufschlagen und bei einem Lagerfeuer die Stille der Bergwelt genießen. Im Sommer hilft ein erfrischendes Bad gegen müde Füße. Das Wasser ist glasklar, aber auch eiskalt.
Empfehlenswerte Wanderungen:
Laguna del Alto
Um zur Laguna del Alto zu gelangen, musst du vom Campingplatz Antahuara entlang des Sendero Chile zum Sektor Las Lengas starten, der etwa 3 km vom Campingplatz entfernt ist. Die erste Strecke ist ein leichter Hang. An einer Gabelung, an der es eine klare Beschilderung gibt, geht es nach rechts in Richtung Cerro El Peine. Der nächste Abschnitt ist ein permanenter Aufstieg und dauert 3 Stunden bis zur Lagune. Die Laguna del Alto liegt in einem Relief über 2.100 Meter über dem Meeresspiegel neben dem Hügel El Peine. Die Tour umfasst eine Strecke von 8,6 km (einfach) und dauert ca. 9 Stunden (hin und zurück) bei mittlerem Schwierigkeitsgrad. Es ist ratsam, diese Route während der Frühling-Sommer-Saison zu machen.
Enladrillado
Vom Campingplatz Antahuara aus immer entlang des Sendero Chile wandern. Nach ca. 3 Stunden Fußmarsch erreichst du den Sektor Los Carpinteros (an dieser Stelle gibt es einen Campingplatz). Zwischen Antahuara und dem Sektor Los Carpinteros findest du zwei weitere Rastplätze. Der erste liegt im Sektor Parador de Tres Cuernos (3,5 km vom Campingplatz Antahuara entfernt), wo es zwei überdachte Bereiche mit Sitzgelegenheiten gibt, in denen du die herrlichen Lenga- und Eichenwälder sowie Cerro Tres Cuernos bewundern kannst.
Der zweite Rastplatz ist Puente de Madera (5 km vom Antahuara Camping entfernt). In diesem Bereich gibt es eine Holzbrücke, die über einen kleinen Bach führt. Hier befindet sich ein großer Rastplatz. Im Sektor Los Carpinteros, an der Gabelung (ausgeschildert), nimm den Weg nach rechts, wo ein steil abfallender Weg beginnt. Nach einem zweistündigen Spaziergang erreichst du den Sektor El Enladrillado.
Dieser Weg ist 9,7 km lang (einfache Strecke) und die durchschnittliche Zeit dafür beträgt 8 Stunden (Hin- und zurück), hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad und kann problemlos an einem Tag bewältigt werden.
Hinkommen:
Dieses Naturparadies liegt ca. 60 km östlich der Stadt Talca. Talca ist von Santiago in gut 2 Stunden mit dem Bus erreichbar (7000 Clp). Von dort geht es vom Busbahnhof in Talca mit Kleinbussen nochmal 2 Stunden weiter in das Dorf Vilches am Rande des Parks. Vergewissere dich vorab beim Busfahrer, ob sie wirklich bis nach Vilches fahren, da viele Busse an einer Kreuzung 5 km vor Vilches abbiegen. Dort registrierst du dich an der CONAF Station und kannst die gut ausgeschilderten Wanderwege nehmen.
Mehr Infos:
- Eintritt: 4000 Clp / Registrierung am Parkeingang erforderlich
- Dauer: 2 – 5 Tage je nach Strecke
- Links: Offizielle Seite zum Park von CONAF
Reserva Nacional Radal de Siete Tazas
Dieser Park ist aufgrund seiner besonderen Geologie bekannt. Die „sieben Tassen“ sind runde Wasserbecken, die der Río Claro in die schwarzen Basaltfelsen der Kordillere ausgespült hat. Von Curicó leicht zu erreichen, eignet sich das Naturschutzgebiet für leichte, schöne Wanderungen und zum Baden in den Bassins. Ein Campingplatz ist ebenfalls vorhanden. Hier werden auch Pferdetouren angeboten. Vom CONAF (das ist die chilenische Nationalpark Behörde) Gebäude führt ein Pfad in Richtung Valle del Indio, immer an der Claro-Schlucht entlang bis zu den Ufern des Rio Claro.
Empfehlenswerte Wanderungen:
El Bolsón
Diese Route hat ihren Ausgangspunkt im Parque Inglés und endet im Sektor El Bolsón, wo sich die Schutzhütte und der gleichnamige Campingplatz befinden. Diese 11 km lange Route hat eine ungefähre Dauer von 4 Stunden (einfach). Der Weg ist ausgeschildert und in gutem Zustand, aber du solltest immer entlang der Hauptstraße nach Osten wandern und nicht die kleineren CONAF-Pfade nehmen, die die Route durchziehen.
Schließlich erreicht der Weg den Claro River und führt weiter an seinem Nordufer entlang. Auf dem Weg dorthin gelangst du von einer Landschaft mit grünen Wäldern zu einer Landschaft der Anden-Vorkordillere, wo du den Campingplatz El Bolsón findest. Von hier hast du einen wunderschönen Panoramablick nach Norden. Der Campingplatz verfügt über Toiletten und einen nahegelegenen Bach, wo du deine Trinkflasche auffüllen kannst. Die Wanderung ist an einem langen Tag (ca. 8 Stunden) möglich, du kannst es aber auch ruhiger angehen lassen, wenn du ein Zelt dabei hast.
Siete Tazas & La Leona Wasserfall
Diese 1,6 km lange, 1-stündige Wanderung ist die bekannteste Route im Park. Die berühmten sieben Tassen und der Wasserfall von La Leona sind die Hauptattraktionen und ein Muss für Besucher. Vom Besucherzentrum der CONAF sind die Wege nicht zu verfehlen. Die wunderschönen türkisfarbenen Wasserbecken können von 2 Aussichtspunkten aus beobachtet werden. Der Aussichtspunkt zum Wasserfall La Leona ermöglicht einen spektakulären Panoramablick auf den Wasserfall, umgeben von einer Klippe und üppiger Vegetation. Unten am Fluß kannst du in den Becken des Rio Claro baden.
Ein weiterer interessanter Punkt in diesem Bereich des Parks ist der Velo de la Novia, ein 50 Meter hoher Wasserfall, der sich an der Straße befindet, die zum Park führt.
Hinkommen:
Von Curicó nimmt man einen Kleinbus nach Molina. Von dort kann man mit Buses Hernandez für 4000 CLP (ca. 5,30€) zum Parkeingang fahren.
Mehr Infos:
- Eintritt: 5000 CLP (ca. 6€)
- Dauer: 1-2 Tage
- Offizielle Website
Parque Nacional La Campana
Dieser Park in der Küstenkordillere liegt zentral auf der Strecke von Santiago nach Valparaiso und ist eine willkommene Auszeit vom hektischen Stadtleben. Hier werden die letzten Bestände der Chile Palme geschützt. Gleichzeitig birgt er ein ausgedehntes Stück feuchtgrünen Naturwaldes mit den nördlichsten Roblebeständen in ganz Amerika. Der Park ist von zwei Seiten zugänglich und bietet mehrere abwechlsungsreiche Wanderungen. Die schönste Strecke führt 1500 Höhenmeter zum Cerro La Campana, dem höchsten Punkt im Park. Sowohl am Eingang Granizo, wie auch bei den Eingängen zu den Bereichen Ocoa und Cajón Grande gibt es Informationstafeln mit hinreichend präzisen Karten zu den Wegen und Pfaden, auf denen der Besucher den Gipfel des Bergs La Campana oder die anderen Sehenswürdigkeiten des Parks erreichen kann.
Empfehlenswerte Wanderungen:
Abgesehen von den am häufigsten genutzten Wegen (dem „Andinistenpfad“, dem „Rundweg El Guanaco“ oder dem Pfad „La Cascada“), existieren andere weniger bekannte Wege, die zu interessanten und fast unerforschten Orten führen. Dies ist der «Las Palmas»-Pfad, der durch die Quebrada de Los Ángeles („Engelsschlucht“) führt, einer schönen und feuchten Landschaft dichten Waldes. Ab dem Ende dieses Pfades besteht die Möglichkeit, zu Orten wie „El Agua del Manzano“ oder „Los Penitentes“ aufzusteigen, oder zu den Hochtälern im „Cajón Grande“. Ab hier sind die Pfade weniger offensichtlich zu erkennen (aber es besteht die Möglichkeit, die Dienste eines Führers in Anspruch zu nehmen).
Hinkommen:
Von Santiago kannst du mit dem Bus in Richtung Valparaiso fahren und direkt am Parkeingang aussteigen (dem Busfahrer unbedingt Bescheid sagen!) Der Zugang über Granizo (Olmué) ist 60 km von Valparaiso, 160 km von Santiago und 29 km von der Stadt Quillota entfernt, während der Zugang über Ocoa etwas weiter von Valparaíso und Quillota entfernt ist(90 km bzw. 37 km), aber mit 112 km Entfernung etwas näher an der Hauptstadt liegt.
Mehr Infos:
- Eintritt: 4000 Clp
- Dauer: 1 Tag
- Links: Offizielle Seite des Parks
Monumento Natural El Morado
Das farbenfrohe Andenhochtal nahe der Hauptstadt Santiago im oberen Teil des Cajón del Maipo. Benannt nach dem spitzen Gipfel des Cerro Morado kann dieser Park in einer Tagestour erwandert werden. Der Anstieg von Baños Morales ist steil, oben angekommen ist es jedoch ein Hochplateau mit flachem Gelände. 16 Km beträgt die Rundwanderung. Ein Highlight ist die Morado Lagune und der Hochgebirgsgletscher San Francisco, der vom majestätischem Bergmassiv des Morado (4,647 Meter über dem Meeresspiegel) hinuntersteigt. Besonders im Frühjahr zur Blüte der Wildblumen lohnt sich eine Wanderung durch dieses Gebiet. In Baños Morales kann man sich anschließend in den Thermen von der Wanderung erholen.
Empfehlenswerte Wanderungen:
El Morado Gletscher
Gewöhnlich verwechselt mit dem San Francisco Gletscher, da dieser ebenfalls im El Morado Reservat zu finden ist (daher die Verwirrung), ist dieser Hängegletscher einer der Höhepunkte des Cajón del Maipo. Mitten in einer Bergkette gelegen, bietet die Wanderung zu diesem Gletscher eine spektakuläre Aussicht.
Die Wanderung zur Laguna del Morado, die sich am Fuße des gleichnamigen Gletschers befindet, ist von geringer Schwierigkeit und erstreckt sich über eine Entfernung von 4,7 km (einfache Strecke) vom Parkplatz aus. Der Aufstieg zur Lagune dauert voraussichtlich 3 Stunden, während der Abstieg etwa 2,5 Stunden dauert (die Zeiten variieren je nach körperlicher Verfassung).
Cascada de las Ánimas
Cascada de las Ánimas ist ein privates Naturschutzgebiet, 50 Kilometer von Santiago entfernt nahe der Stadt San Alfonso. An diesem Ort kannst du die Bergkette, Täler, Hänge, Wasserfälle und die typische Flora und Fauna des Gebietes genießen. Hier kannst du viele Aktivitäten wie Rafting, Reiten, Canopy und Wandern unternehmen.
Der Meseta Trek ist eine wunderschöne Route, auf der man Kondore und Wasserfälle inmitten einer spektakulären Berglandschaft beobachten kann. Du wanderst durch ein Plateau bis zur Schlucht von Manzanito, wo du einen wunderschönen Blick auf das Tal und die umliegenden Bergketten hast. Die Dauer der Wanderung beträgt 2 bis 3 Stunden und hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad.
Der Pangal Trail ist der längste und schwierigste. Du erreichst das Plateau und steigst weiter in Richtung La Campana, einen Berg, von dem aus du einen herrlichen Blick auf das Naturschutzgebiet und das Maipo Tal genießen kannst. Es geht weiter bergauf bis zur Kreuzung des Maquis (2.000 Meter). Die Dauer der Wanderung beträgt 4 bis 5 Stunden und hat einen mittleren bis hohen Schwierigkeitsgrad.
Hinkommen:
Von Santiago kann man leicht am Wochenende mit dem Bus (M72) oder Colectivo (Beides ab Metro Bellavista de la Florida) nach Baños Morales (1.850 Meter) fahren. Von dort aus nach Norden das Tal hinauf in das von CONAF betreute “Monumento Natural El Morado”.
Mehr Infos:
- Eintritt: 5000 Clp
- Dauer: 1 Tag
- Links: Offizielle Seite des Parks
Welche Wanderungen hast du schon in Chile gemacht? Hast du noch mehr interessante Trails? Dann poste Sie in den Kommentaren!
0 Kommentare
Wanderungen in Chile kann ich zwar nicht empfehlen, aber an dieser Stelle ein großes Lob und Danke für die wunderbar beschriebenen Trecks in diesem Blog. Wirklich super beschrieben und tolle Anregungen.
Hallo Katrin 🙂 Vielen lieben Dank für dein Lob, das freut mich sehr!