Auf der letzten Reise durch Nordperu ging es von der Küste bis nach Cajamarca. Heute fahren wir weiter Richtung Anden zu den Wolkenkriegern nach Chachapoyas bis zum Dschungel rund um Tarapoto.
Region Amazonas
✓ Archäologie ✓ Handwerk ✓ Kultur | 3 -6 Tage
Die Region Amazonas hat nur entfernt mit dem Fluss Amazonas zu tun. Ein kleiner, relativ unerschlossener Teil der Region Amazonas entspricht dem Amazonien, wie wir uns das vorstellen – dichter, tropischer Dschungel und Ureinwohner.
Chachapoyas
Alles, was ich Dir hier vorstelle, liegt auf mindestens 1 800 m Höhe, also noch in den Anden und deren Ausläufern. Als Ausgangspunkt würde ich Chachapoyas empfehlen, die Hauptstadt der Region.
Chachapoyas ist eine wirklich hübsche Kolonialstadt mit einer prächtigen Kathedrale, weiss getünchten Häusern mit Holzbalkonen und einer eher überraschenden Fussgängerzone, die der deutsch-peruanischen Bürgermeister Peter Lerche hat bauen lassen.
Ich würde Dir auf jeden Fall Tagestouren von Chachapoyas zu den einzelnen Stätten empfehlen. Wenn du mehr Zeit zur Verfügung hast, kannst du auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Kombis) fahren. Das ist der einfachste und auch günstigste Weg, die Region Amazonas zu entdecken.
Ausflüge in die Amazonas Region sind meistens Ganztages Ausflüge. Trotz kurzer Distanzen benötigt man recht viel Zeit, da sich viele Strassen in einem schlechten Zustand befinden.
Kuelap – Das Machu Piccu von Nordperu
Der wichtigste Ort in der Region Amazonas und ein Highlight jeder Reise nach Nordperu ist die befestigte Stadt von Kuelap, die nach letzten archäologischen Berichten zufolge keine Burg, sondern ein religiöses und administratives Zentrum war. Kuelap liegt auf einem Bergplateau in 3 000 Metern Höhe mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegende Andenwelt und die Agrarlandschaften. Die Reise von Chachapoyas nach Kuelap dauert ca. 2,5 Stunden.
Im Februar 2017 eröffnet eine Seilbahn, mit der die Strecke von Nuevo Tingo bis nach Kuelap nur noch 20 Minuten statt bislang über eine Stunde dauern wird. Es handelt sich hierbei um die erste Seilbahn in ganz Peru, so dass sehr viele nationale und internationale Besucher erwartet werden.
Kuelap wurde zwischen 500 und 800 n.Chr. von der Chachapoya Bevölkerung erbaut. Dieses Volk soll nach Angaben der spanischen Eroberer hochgewachsen gewesen sein und aussergewöhnlich schöne Frauen gehabt haben. Die Chachapoya haben bis zur feindlichen Übernahme durch die Inka im Jahr 1475 die heutige Amazonas Region in Nordperu bewohnt und regiert. 60 Jahre später verbündeten sich die Reste des Volkes mit den spanischen Konquistadoren im Kampf gegen die Inka.
Bis zu 20 m hohe Mauern umgeben Kuelap. In den Hochzeiten der Siedlung lebten bis zu 3 000 Personen in Rundhäusern. Nahrung und Wasser wurde von aussen durch Lamas geliefert. Diesen Schwachpunkt haben die Spanier ausgenutzt, um Kuelap zu übernehmen.
Sarkophage von Karajia
Um mehr über die Chachapoya Kultur zu erfahren, solltest Du dir auch die Sarkophage von Karajia anschauen. Als Tagestour gibt das Karajia und die Grotten von Quiocta, beide in Richtung Lamud / Luya gelegen. Die Sarkopage sind einer der beiden Ausdrucksarten der Beerdigungsformen der Chachapoya.
Wichtige Persönlichkeiten wie Fürsten oder Könige wurden nach ihrem Tod in Sarkophagen an diesem schier unerreichbaren Ort beerdigt. Sarkophage findet man überall in der Region Amazonas, aber die von Karajia sind die bekanntesten – obwohl es noch nicht sehr viele Besucher gibt. Von Chachapoyas aus sind es ca. 2 Stunden bis nach Cruz Pata. Von dort musst du dann eine gute halbe Stunde abwärts laufen, bevor Du die Sarkophage ca. 50 m über Dir in engen Felsspalten siehst.
Bis heute ist nicht geklärt, wie die Sarkophage dort aufgebaut wurden. Entweder wurden sie schon vorher gebaut und über Rampen an ihren Bestimmungsort gebracht oder vor Ort errichtet. Faszinierend, oder ?
Mausoleen von Revash
Die zweite Bestattungsart der Chachapoyas waren Mausoleen. Das bekannteste Beispiel sind die Mausoleen von Revash, die du einer Tagestour besuchen kannst.
Von Chachapoyas nach Revash sind es ca. 2 Stunden. Wenn Du in San Bartolo, dem am nächsten gelegenen Dorf angekommen bist, wanderst Du nochmals ca. 40 Minuten bis zu den Mausoleen auf einem gut ausgebauten Weg, der am Ende in einen kleinen Pfad übergeht. Die Mausoleen sehen von weitem aus wie 2- oder 3-stöckige Häuser, die direkt an die Steinwand heran gebaut wurden. Wie auch die Sarkophage sind sie von aussen rot und braun bemalt. In ihrem Inneren befinden sich mehrere Mumien wichtiger Chachapoya Persönlichkeiten.
Sarkophage sowie Mausoleen wurden immer an regengeschützten Orten gebaut. Deshalb fand man viele Mumien in exzellentem Zustand. Wenn Du eine Tagestour gewählt hast, geht es nach den Mausoleen von Revash in 1,5 Stunden nach Leymebamba. Leymebamba liegt am Ende des Utcubamba-Tals und die Strasse dorthin ist überaus sehenswert, grün und entspannend.
Museum von Leymebamba
Das Museum von Leymebamba wurde 1997 von den Einwohnern von Leymebamba mit Unterstützung ausländischer Investoren erbaut. Die Dorfbewohner haben das Grundstück zur Verfügung gestellt und am Museum mitgebaut. Heute wird es von der Mallqui-Organisation geführt. Aber warum hat man das Museum überhaupt gebaut ?
1996 wurden in der Umgebung der Lagune der Kondoren, eine Tagesreise zu Fuss oder zu Pferd von Leymebamba entfernt, Mausoleen entdeckt, in denen die Mumien noch extrem gut erhalten waren. Die Archäologin Sonia Gillen aus Österreich und andere Archäologen haben den Wert dieser Entdeckung sehr schnell erkannt. Um die Mumien und andere Grabgegenstände wie Keramiktöpfe, Holzskulpturen und Baumwoll-Kleidung schnellst möglichst in Sicherheit zu bringen, wurde das Museum errichtet.
Heute ist es das einzige Museum, das zumindest versucht, die Chachapoya Kultur zu erklären, indem es sie mit anderen, bekannteren peruanischen Zivilisationen in Beziehung setzt. So sieht man z.B. dass die Chachapoya mit den Moche Handel trieben und dass die Inka (die wir in Europa mit Peru gleich setzen) eigentlich nur wenige hundert Jahre nach dem Zerfall vieler Prä-Inka Kulturen regiert haben.
Huancas und Canyon de Sonche
Einen kleinen Halbtages-Ausflug kannst du in das Dorf Huancas, nur 10 km ausserhalb von Chachapoyas, unternehmen. Das geht einfach mit einem Taxi oder dem öffentlichen Kombi.
Freitags und Sonntags stellen hier die Huancas Frauen ihre Töpferware auf dem Marktplatz aus. Du kannst sie beim verfeinern ihrer Töpfe beobachten, oder, mit viel Glück, brennen sie ihre Ware auch gleich auf dem Marktplatz.
Von der Plaza aus sind es nur 2 km bis zum Canyon de Sonche, dem tiefsten in Nordperu mit fast 900 Metern. Die kilometerweite Aussicht ist atemberaubend. Es ist windig hier oben – nimm dir besser eine gute Jacke zum überziehen mit.
Von hier aus kannst du auch eine Wanderung oder einen Ausritt (mit Vorreservierung) vom Aussichtspunkt Canyon de Sonche bis zum Aussichtspunkt Huanca Urco machen. Die Strecke führt dich 4 Stunden entlang des beeindruckenden Canyons.
Huembo
Auf der Strasse von Chachapoyas Richtung Tarapoto (am Anfang des amazonischen Dschungels, ca. 1,5 Stunden von Chachapoyas entfernt) befindet sich das Naturschutzgebiet von Huembo. Ein toller Ort, um Kolibris zu beobachten – und vielleicht sogar den endemischen Colibri Cola de Espatula (Wundersylphe) zu entdecken, der nur in dieser Region in Nordperu vorkommt.
Dieser einzigartige Kolibri hat (wie sein spanischer Name sagt) in seiner männlichen Version einen Schwanz, der aussieht wie 2 Spatel. Zu Paarungszeiten macht der Kolibri seiner Angebeteten einen Tanz vor, bei dem er die Spatel bewegt und sie so zu beeindrucken versucht. Ansonsten ist dieser Kolibri wie bei dieser Vogelart üblich mit 14 cm eher klein.
Das Naturschutzgebiet von Huembo liegt direkt an der Strasse. Es ist jedoch schwierig, mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin- und wieder wegzukommen. Am besten reservierst du schon vorab ein Taxi.
Die beste Zeit, um Kolibris, und ganz besonders die Wundersylphe zu sehen ist April und Mai. Es gibt es noch nicht so viele Blumen im Naturschutzgebiet und die Vögel kommen an die Bebideros, die Trinkbehälter im Park, um vom Zuckerwasser zu trinken.
Hotel-Tipp Chachapoyas:
La Casona Monsante, ein zentral in der Fussgängerzone gelegenes Hotel. Traditionelle Casona mit Innenhof und Holzbalkon, die Ende 2016 rundum renoviert wurde (DZ ab 45€). Ebenfalls gut und perfekt für Budgetreisende: Das Chachapoyas Backpacker Hostel (EZ 9€ / DZ 11€).
So, jetzt waren wir aber lang genug in der Region Amazonas (obwohl ich dir noch von vielen anderen Orten erzählen könnte). Jetzt geht es hinein in den Dschungel von Nordperu.
Moyobamba
✓ Natur | 1-2 Tage
Von Huembo geht es weiter auf der Strasse nach Tarapoto bis zu unserem nächsten Stop: Moyobamba.
Naturschutzgebiet Tingana
Von Moyobamba aus kannst du einen Halb-Tagesausflug ins Naturschutzgebiet von Tingana machen. Früh aufstehen ist angesagt, es geht morgens um 5 Uhr von der Plaza de Armas in Moyobamba los. Erst mit dem Auto, danach weiter mit dem Motorboot auf dem Fluss Rio Mayo bis nach Tingana am Rio Avisado.
Jetzt gibt’s erstmal ein deftiges Frühstück, bevor Du das Naturschutzgebiet mit dem Kanu erkundest. Mit den Guides hinten und vorne im Boot kannst Du die Kanuahrt geniessen, dem Dschungel und seinen Geräuschen lauschen und nach Tieren Ausschau halten. Die erfahrenen Guides wissen alle Spuren der hier lebenden Tiere zu deuten. Fruchtschalen, die im Wasser schwimmen? Die Affen sind hier erst vor kurzem vorbei gekommen. Vogelzwitschern in den Bäumen? Emmerson kann die Laute hervorragend nachahmen, kennt verschiedenste Vogelarten und kann sie dir zeigen. Vielleicht entdeckst du sie aber auch selbst im Dickicht oder hoch oben in den Bäumen.
Wichtig zu wissen: Tingana ist kein Zoo, daher ist es nicht sicher, ob Du irgendwelche Tiere siehst. Aber das ist ja gerade das Schöne an der Natur. Allein die Atmosphäre innerhalb des Reservates, das von hier ansässigen Familien betrieben und in Stand gehalten wird, ist einzigartig. Nach der ca. 3-stündigen Bootstour kommst Du wieder zurück in die Zivilisation nach Moyobamba.
Wenn Du nicht so viel Zeit hast, kannst Du auch das Naturschutzgebiet von Santa Elena besuchen. Das liegt 10 km von Rioja entfernt (eine halbe Stunde von Moyobamba) und dort kannst Du Bootstouren von 2, 4 oder 6 Stunden machen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Moyobamba sind Waqanki, das Orchideen- und Kolibri-Zentrum, und die Banos Termales, beide in der gleichen Richtung etwas ausserhalb der Stadt gelegen. Sie eignen sich hervorragend für einen Nachmittags-Ausflug mit abschliessendem Bad. Du kannst sie ohne Probleme mit dem Moto-Taxi erreichen.
Hotel-Tipp Moyobamba:
La Casa de Seizo. Nahe der Banos Termales gelegen, wird dieses kleine Hotel von Seizo und seiner Frau Aurora geführt, die beide japanischer Abstammung sind. Seizo bereitet köstlichen Fisch oder Sushi auf Vorbestellung zu.
Chazuta
✓ Natur | 2-3 Tage
Von Moyobamba erreicht man Tarapoto nach ca. 2 Stunden Fahrt. Tarapoto selbst ist eine grosse, laute Stadt, in der du dich vor den wild herumfahrenden Mototaxis in Acht nehmen solltest. Sie ist der Ausgangspunkt zu Ausflügen in den Amazonischen Dschungel. Um Tarapoto herum gibt es wunderschöne Wasserfälle, die du nach einer Wanderung im Schatten des Primärwaldes bestaunen kannst. Tarapoto liegt auf 300 m Höhe, weswegen es hier im Gegensatz zu der Andenregion um Chachapoyas immer tropisch feucht und sehr warm ist.
Ich will Dir aber nicht von Tarapoto erzählen, sondern von Chazuta, einem kleinem Dorf, das 50 Kilometer von Tarapoto entfernt am Fluss Huallaga liegt. Trotz der geringen Größe gibt es einiges zu erleben:
Es gibt z.B. eine „Papierfabrik“. Ein Frauenverein hat gelernt, wie man Papier aus der Rinde von Bananenbäumen herstellt. Zuerst muss die Rinde aufgekocht und zerstampft werden. Dann wird die Masse auf einem Rahmen ausgebreitet und mit einer Presse dünn gepresst. Jetzt noch trocknen lassen und heraus kommt ein schönes, etwas dickeres Papier, das sich hervorragend für Dokumente oder Bilder eignet.
Wenn Du Dich für Keramik interessierst, ist Chazuta der richtige Ort für dich. Im Museum Wasichay kannst Du den einheimischen Chazutistas beim Töpfern zuschauen oder im Kunstzentrum von Joicy Bartra selbst Hand anlegen und Dich an einem kleinen Kunstwerk versuchen.
Bei Heriberto und seiner Frau Maria Helena im Rio Bosque Magico kannst Du nicht nur lecker essen, sondern auch viel über organischen Anbau von Kakao, der Produktion und Umwandlung in Schokolade lernen.
Seit über 15 Jahren setzt sich dieser Familienbetrieb für biologischen Anbau, Kompostierung und Nachhaltigkeit ein. Anfangs für verrückt erklärt, halten sie heute Vorlesungen in Universitäten und empfangen Schulklassen auf ihrem Grundstück.
Von Chazuta aus kannst du mit dem Motorboot den Huallaga-Fluss hinunter fahren, um weitere Kakaoplantagen zu besichtigen, zum Wasserfall Jumanichi Springs zu wandern und dort im kühlen Wasser baden.
Hotel-Tipp Chazuta:
In Chazuta kannst du bei Heriberto und Maria Elena in einfachen Holzbungalows inkl. Moskitonetz übernachten. Es gibt Gemeinschaftsduschen, super leckeres Essen sowie optional Kochkurs oder Schokoladen Verkostung.
Hier noch meine Empfehlung, was Du auf einer Reise im Dschungel im Norden von Peru immer dabei haben solltest:
- Wasser
- Sonnenschutzcreme
- Mückenspray
- Hut
- Windjacke
- Wanderschuhe, selbst im Dschungel um Tarapoto herum. Man weiss nie, welche Schlange einem gerade über den Weg läuft.
Ich könnte jetzt noch stundenlang weiter schreiben, aber ich glaube, jetzt lass ich Dir jetzt erstmal ein wenig Zeit, Dich nach Nordperu zu träumen !
Dieser Beitrag stammt von Martina Capel, die in Chachapoyas in Nordperu lebt und zusammen mit ihrem Mann Philippe die Tour Agentur Phima Voyages führt. Wenn dir der Beitrag gefallen hat, freuen wir uns auf deinen Kommentar.